Subventionswettkampf um Wasserstoff - viel heiße Luft?

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Um die Erderwärmung zu stoppen, haben sich viele Länder im Rahmen des Pariser Abkommens von 2015 verpflichtet, notwendige Maßnahmen durchzuführen, um ihre Treibhausemissionen zu senken. 

Das Thema Wasserstoff sorgt dabei schon seit längerem für Diskussionen. Der Energieträger gilt als Hoffnungsträger der Energiewende, da er den unflexiblen Einsatz erneuerbarer Energien kompensiert, indem er Netzschwankungen ausgleicht. Zudem ist er in der Lage, die Chemie- und Stahlindustrie durch seine hohe Energiedichte zu dekarbonisieren.

Experten prognostizierten bereits vor Jahren einen enormen Boom, mit massiven Investitionen im dreistelligen Milliardenbereich. Kein Wunder, dass Wasserstoff-Werte ihren Weg in viele Depots fanden.

Leider machte die Branche bislang nicht die erhofften Fortschritte. Die Aktienkurse entwickelten sich deutlich stärker als die Unternehmensergebnisse, woraufhin die Blase im Februar 2021 platzte - viele Anleger erlitten herbe Verluste.

Seit dem Crash sind gut zweieinhalb Jahre vergangen und gerade in der Förderung von grünem Wasserstoff hat sich viel getan.

Deutschlands Turbo für die H2-Wirtschaft

Von der deutschen Bundesregierung wurde bereits 2020 eine nationale Wasserstoffstrategie erstellt, um finanzielle Mittel dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft bereitzustellen.

Bereits heute werden bis zu 60 TWh Wasserstoff in Deutschland produziert und verbraucht, jedoch handelt es sich dabei überwiegend um klimaschädlichen "grauen" Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. Lediglich fünf Prozent werden durch klimaneutralen grünen Wasserstoff gedeckt.

Bis 2030 möchte die Bundesregierung die Erzeugerkapaziät von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien von 1 GW auf bis zu 5 GW steigern, bis 2050 dann soagar auf 50 bis 80 GW. 

Leider wird die dazu benötigte Technologieentwicklung in der EU durch den 2022 beschlossenen Inflation Reduction Act (IRA) der US Regierung erschwert. Denn dieser bietet auch für deutsche bzw. europäische Unternehmen eine Vielzahl von Anreizen, um in den USA Fuß zu fassen.

USA lockt Wasserstoffunternehmen an

Nach der Verabschiedung des IRA im August 2022 hat sich die Anzahl an Wasserstoffprojekten in den USA fast verdoppelt. Lokale aber auch heimische Unternehmen wollen von den Steuergutschriften des IRA profitieren und erhöhen ihre Produktionskapazitäten in den USA.

Der Inflation Reduction Act (IRA) ist ein Bundesgesetz der USA, dessen Kernelement ein 738 Mrd. USD schweres Investitionsprogramm ist. Dieses soll der Neuausrichtung der Wirtschaft, aber auch vor allem der Förderung nachhaltiger Energienutzung dienen.

Laut Bloomberg stieg die Herstellung von klimaneutralem grünen Wasserstoff in diesem Zeitraum um 93 Prozent. Die Produktion von blauem Wasserstoff, bei dessen Produktion CO2 als Nebenprodukt entsteht, stieg um 46 Prozent.

EU-Antwort auf den IRA

Durch den vom IRA ausgelösten Pull-Effekt befürchtet die EU eine Abwanderung von zukunftsorientierten Unternehmen aus Europa in die USA. Den USA, aber auch China wird Wettbewerbsverzerrung und eine künstlich geschaffene Industrieverlagerung vorgeworfen.

Aus Sorge vor Abwanderung hat die Europäische Kommission Anfang des Jahres Gegenmaßnahmen zur Unterstützung der grünen Wirtschaft in der EU vorgestellt. Auf dem Spiel stehe der Industriestandort Europa. Um im Wettbewerb um zukunftsträchtige grüne Technologien mit den USA und China mithalten zu können, müsse die EU hunderte Mrd. in klimafreundliche Technologien investieren, so die EU-Kommission

Welche Unternehmen profitieren vom Subventionswettkampf?

Die Technologie der Wasserstoffunternemen steckt noch in den Kinderschuhen. Sie sind auf große Aufträge angewiesen, um auf dem Wachstumskurs zu bleiben, Marktanteile zu sichern und die Margen weiter auszubauen. Der IRA und der damit ausgelöste Subentionswettkampf mit anderen großen Weltmächten könnte Dynamik in die Branche bringen.

Nel ASA

Nel ASA ist ein norwegisches Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 23,54 Mrd. NOK. Das Unternehmen liefert Lösungen für die Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff und bedient Industrie-, Energie- und Gasunternehmen.

Nel konnte in den vergangen Jahren seine Umsätze stetig steigern. Zum letzen Geschäftsbjahr 2022 stieg der Umsatz um 24,5 Prozent auf 993,58 Mio. NOK.

Lediglich die hohen Kosten machen dem Unternehmen zu schaffen - in den letzten Jahren schrieb es ständig rote Zahlen. Aber die Anreize des IRA geben dem Unternehmen Hoffnung.

 "Auch die USA sind für uns ein interessanter Markt. Aufgrund des IRA halten wir sehr große Projekte für möglich. Es ist von Vorteil, wenn wir auch dort über Produktionskapazitäten verfügen"

Nel-Chef Håkon Volldal

Das Papier scheint im August einen Boden gebildet zu haben, es ist drei mal in der Unterstützungszone um die 1 EUR-Marke nach oben abgeprallt und ist zurzeit 1,03 Eur wert. Es scheint jedoch noch kein richtiges Kaufinteresse vorhanden zu sein.

Plug Power

Das amerikanische Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von 6,68 Mrd. USD. Es beschäftigt sich neben der Produktion von grünem Wasserstoff hauptsächlich mit der Herstellung von Speicher- und Brenstoffzellsystemen.

Zum letzten Geschäftsjahr hat Plug Power seinen Umsaz um 72 Prozent auf 701,44 Mio. USD gesteigert. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, doch die Rentabilität macht einen Strich durch die Rechnung. Die Investitionen in neue Produktionsanlagen übersteigen die Einnahmen deutlich und so schreibt das Unternehmen weiter rote Zahlen.

Das Management erwartet eine Verbesserung der Margen für die zweite Hälfte des laufenden Geschäftsjahres, wenn einige Anlagen endlich in Betrieb genommen werden. Es wird sogar mit einer positiven Bruttomarge für das vierte Quartal gerechnet. Sollte dies tatsächlich eintreffen, würde das den zuvor enttäuschten Anlegern Vertrauen zurückgeben und dem Papier Aufwind verleihen.

Fazit

Die Wasserstoffbranche steckt noch in den Kinderschuhen und wird von einigen Leuten, die vollelektrische Lösungen präferieren, belächelt.

Meine persönlichen Meinung ist, dass die Wasserstoffbranche ein enormes Wachstumspotential hat. Wenn wir unseren Energiemix wirklich auf 100 Prozent erneuerbare Energien umstellen wollen, benötigt das eine gigantische Menge an Speicherkapazitäten. Kapazitäten, die wir nur mittels Akkus nicht bewerkstelligen könnten.

Wer von der zukünftigen Entwicklung der Branche profitieren möchte, kann seinem Depot entsprechende Werte beimischen. Wem das Investment in Einzelaktien zu spekulativ ist, kann in einen breit diversifizierten Wasserstoff-ETF investieren.

Entsprechende Einzelaktien sowie ETFs finden sie in unserem Anlagethema Wasserstoff.

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