Puma-Chef bleibt vorsichtig - Rabattschlacht geht weiter

Reuters · Uhr

München (Reuters) - Puma-Chef Arne Freundt drückt auf die Euphoriebremse.

"Wir bleiben konservativ. Es ist zu viel Unsicherheit in der Welt", begründete Freundt am Dienstag in Herzogenaurach, warum er die Erwartungen für das laufende Jahr doch nicht nach oben schrauben will. Man wisse nicht, wie sich der Nahost-Konflikt auf die Stimmung der Verbraucher auswirken werde, und in China erhole sich die Wirtschaft nur verhalten. Aber auch im normalen Geschäft des weltweit drittgrößten Sportartikelkonzerns knirscht es: Der September sei zu warm gewesen, um mehr Kunden in die Läden zu treiben, zum Schulbeginn sei weniger verkauft worden, sagte der Vorstandschef. Und in den USA werde die Rabattschlacht im Weihnachtsgeschäft weitergehen, auch wenn die Lagerbestände allmählich schrumpfen.

Puma bleibe daher dabei, dass der Umsatz währungsbereinigt in diesem Jahr um bis zu neun Prozent wachsen und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 590 bis 670 (2022: 641) Millionen Euro etwa auf dem Vorjahresniveau liegen werde. "Wir müssen im vierten Quartal ein Ebit von 100 Millionen Euro schaffen, um die Mitte der Spanne zu erreichen", rechnete Freundt vor. Das werde Puma dank eines Sparkurses auch schaffen. "Wir brauchen weniger, größere und bessere Marketing-Kampagnen", um Aufmerksamkeit zu generieren, forderte er. Dabei helfen soll der US-Rapper ASAP Rocky, den Puma zum Kreativdirektor für seine Formel-1-Kollektion ernannt hat. Er ist mit der Sängerin Rihanna liiert, die Puma im Frühjahr unter Vertrag genommen hatte.

Im August hatte Freundt noch eine Erhöhung der Prognose in Aussicht gestellt, wenn das dritte Quartal gut laufe. Letztlich wuchs der Umsatz zwischen Juli und September währungsbereinigt nur um sechs Prozent auf 2,31 Milliarden Euro und damit deutlich langsamer als im ersten Halbjahr. Vor allem der Verkauf über den Großhandel lahmte. Das Ebit ging um acht Prozent auf 236,3 Millionen Euro zurück, fiel aber etwas besser aus als Analysten gedacht hatten. Mehr sei auch nicht zu erwarten gewesen, sagte Freundt.

DIE RUHE NACH DEM STURM

Das reichte aber aus, um an der Börse für Erleichterung zu sorgen. Die Puma-Aktie stieg um mehr als vier Prozent. Anfang Oktober hatten Ängste vor schlechten Zahlen das Papier um zehn Prozent abstürzen lassen. "Die Quartalszahlen, die über den Erwartungen liegen, und die Bestätigung der Prognose sollten ein bisschen Ruhe nach dem Sturm bringen", kommentierte Jefferies-Analyst James Grzinic.

Einiges macht Freundt auch Mut. Im dritten Quartal sei die Bruttomarge erstmals wieder gestiegen, die Lagerbestände seien Ende September 20 Prozent geringer gewesen als ein Jahr zuvor, und die Beschaffungspreise gingen zurück, sagte Finanzvorstand Hubert Hinterseher. Das werde sich auch im vierten Quartal positiv auf die Rendite auswirken.

Vorstandschef Freundt sieht das als ersten Beleg, dass seine Strategie allmählich greift, die Marke höher zu positionieren und in den USA und China auf den Wachstumskurs zurückzukehren. Doch 2023 bleibe ein Jahr des Übergangs. Bisher sei Puma auf dem weltgrößten Sportmarkt, den USA, zu sehr von Rabatten abhängig. Der Umsatz liegt in Nordamerika per Ende September 16 Prozent unter Vorjahr. In China zählt Puma bisher nicht einmal zu den zehn meistverkauften Sportmarken. "Da sind wir nicht auf eine Markterholung angewiesen. Wir können einfach den anderen Marktanteile wegnehmen", sagte Freundt.

(Bericht von Alexander Hübner; Mitarbeit: Linda Pasquini und Helen Reid; redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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