Kommentar

Die Inflation ist nicht vom Tisch!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Deemerwha studio/Shutterstock.com

EZB-Chefin Lagarde trat am Vormittag in Frankfurt ins Gespräch mit Jugendlichen und erklärte, ihr Sohn habe 60 Prozent seines Investments in Kryptowährungen verloren. Bezüglich weiterer Zinsanhebungen zeigte Sie sich am Vormittag allerdings eher zurückhaltend und gab kein klares Statement.

Preise steigen weiter!

Während einige Marktbeobachter bereits von einem Sieg über die Inflation sprechen bleibt festzuhalten, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr weiter steigen. In der unten stehenden Grafik sehen Sie die Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) der Konsumentenpreise in der Eurozone. Der monatliche Preisanstieg (im Vergleich zum Vorjahr) ging zwar in den vergangenen Monaten stetig zurück, zeigt aber für den Oktober 2023 immer noch einen Preisanstieg von 4,2 Prozent im Vergleich zum Oktober 2022.

Die Preise steigen also weiter, nur halt etwas langsamer. Vom Zielwert von 2 Prozent ist die EZB noch meilenweit entfernt. Jetzt schon von einem Zinsgipfel zu sprechen und auf Zinssenkungen im kommenden Jahr zu spekulieren, scheint arg verfrüht. Aber genau das ist es, was der Finanzmarkt aktuell macht - auf Zinssenkungen spekulieren.

Gerade in den USA ist dies allerdings eher unwahrscheinlich, da die US-Notenbank nicht den gleichen Fehler wie in den 1970er Jahren machen möchte. 

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Quelle: Tradingeconomics

Renditen sinken

Seit dem Jahreshoch bei 3,024 Prozent am 4. Oktober sind die Renditen für 10-jährige deutsche Staatsanleihen zwischenzeitlich um fast 50 Basispunkte zurückgegangen, da einige Händler offenbar auf eine Zinswende in 2024 spekulieren. Das könnte sich nun allerdings als  Problem für die EZB herausstellen.

Quelle: Tradingview

Die sinkenden Renditen in den vergangenen Wochen wirken tendenziell expansiv auf die Kreditvergabe und sorgen dafür, dass die Geldpolitik weniger restriktiv als gewünscht ist.

Dies könnte die EZB somit noch einmal unter Zugzwang setzen, was eine weitere Zinserhöhung anbelangt. Diese Sorge äußerte Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch im Wochenverlauf in Frankfurt (via Bloomberg News).

Statt Zinssenkungen - worauf der Markt aktuell spekuliert - könnte es somit noch einmal zu weiteren Zinserhöhungen kommen. Das Thema Inflation ist alles andere als vom Tisch!

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