US-Zinsen nehmen Jahreshoch ins Visier

Federal Reserve möchte Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Einige Marktbeobachter argumentierten in den vergangenen Wochen bereits, dass die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen über das Ziel hinausschieße

. Seit Anfang 2022 hatte die Federal Reserve in 10 Zinsschritten den Leitzins von 0,25 auf 5,25 Prozent angehoben. Im Juni gab es dann zunächst eine Zinspause, laut den Sitzungsprotokollen des jüngsten Fed-Meetings ist allerdings mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen.

Quelle: Tradingeconomics

Warum will die Fed weiter auf dem Gaspedal bleiben was die Zinserhöhungen anbelangt? Um dies zu verstehen lohnt ein Blick zurück in die 1970er/ 1980er Jahre.

Fed will historischen Fehler vermeiden

In den Jahren 1974 bis 1975 hatten die USA bereits mit zweistelligen Inflationsraten zu kämpfen. 1975 lag die Inflation bei den Verbraucherpreisen zeitweise über 12 Prozent.

Die Federal Reserve hob daraufhin den Leitzins in 1975 zeitweise bis auf 13 Prozent und konnte die Inflation in den kommenden Jahren wieder unter die 6 Prozent-Marke drücken.

Die US-Notenbank reagierte frühzeitig auf den Rückgang der Inflation und nahm den Leitzins in mehreren Schritten bis 1976 ebenfalls deutlich zurück - in den Jahren 1976/ 77 lag der Leitzins wieder im Bereich 5-6 Prozent.

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Die Inflation kam zurück! Leitzins auf 20 Prozent!

Im Nachhinein betrachtet hat die Notenbank die geldpolitischen Zügel damals viel zu schnell wieder locker gelassen - ab 1977/78 zog die Inflation wieder kräftig an und stieg in 1980 bis auf 15 Prozent.

Die Federal Reserve musste dann in 1980 den Zins zeitweise bis auf 20 (!!!) Prozent anheben, um die Inflation wieder in den Griff zu bekommen. Diesen Fehler will Jerome Powell nicht wiederholen.

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Aktuell: US-Zinsen auf dem Vormarsch

Diejenigen Marktteilnehmer, die noch im Frühjahr auf Leitzinssenkungen noch in diesem Kalenderjahr spekuliert hatten, waren erwartungsgemäß auf dem Holzweg: Die US-Zinsen haben in den vergangenen Tagen wieder deutlich zugelegt und bestätigten damit die bullische Einschätzung aus der letzten Betrachtung: 

Gelingt in der kommenden Handelswoche allerdings ein nachhaltiger Ausbruch (per Tagesschlusskurs!) über den Bereich 3,65/67 Prozent, wäre der Weg frei für eine erneute Zinsrally bei den 10-jährigen US Zinsen Richtung 3,90 bis 4,00 Prozent.

4 Prozent-Marke im Visier

Nach der Seitwärtskonsolidierung im Juni brachen die 10-jährigen US-Zinsen zuletzt wenig überraschend gen Norden hin aus und stehen nun bereits wieder kurz vor der 4 Prozent-Marke und erreichten damit den nächsten Kurszielkorridor auf der Oberseite.

Das eigentliche Ziel sind allerdings neue Jahreshochs oberhalb von 4,10 Prozent. Aus charttechnischer Sicht scheint es derzeit nur eine Frage der Zeit, wann diese Zinsniveaus bei den 10-jährigen erreicht werden. Entsprechend dürfte auch der Gegenwind für die US-Aktienindizes zunehmend stärker werden. 

Fazit:

Mit schnellen Zinssenkungen der US-Notenbank in den kommenden Monaten ist nicht zu rechnen - Jerome Powell wird den Fehler aus den 1970ern nicht wiederholen wollen.

Quelle: Tradingview

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