Kolumne von Heiko Böhmer

Nehmt zu Weihnachten auch mal Gewinne mit

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Quelle: Csaba Peterdi/Shutterstock.com

Ein Rekord jagt den nächsten: An den Börsen gibt es aktuell nur eine Richtung: nach oben. Speziell bei den Technologiewerten wurden teilweise neue Rekordstände erreicht. Das gilt mittlerweile auch für den Nasdaq 100 Index. Der maßgebliche Technologieindex aus den USA hat, angeschoben von der Fantasie rund um anstehende Zinssenkungen in den USA, das Rekordhoch vom November 2021 überwunden. Doch die Welt ist eine andere: Wir erleben einen Mix aus ausufernden Staatsschulden, schwachen Konjunkturdaten mit nur langsamen Erholungstendenzen, immer noch erhöhten Inflationsraten und deutlich gestiegenen Zinsen. Hinzu kommen die vielen geopolitischen Spannungen.

In diesem anspruchsvollen Umfeld hat der Nasdaq 100 Index um rund 50 Prozent zugelegt. Doch beim näheren Blick auf die Kursentwicklung fällt schon das Klumpenrisiko auf. Die Aktien der Magnificent Seven - also  Amazon, Apple, Alphabet, Nvidia, Meta, Microsoft, und Tesla – dominieren nicht nur den marktbreiten S&P 500, sondern noch sehr viel stärker den Nasdaq. Der gleichgewichtete Nasdaq ist in diesem Jahr bislang nur um 30 Prozent gestiegen. Daran wird die Dominanz der wenigen großen Unternehmen deutlich. In den vergangenen Wochen hat sich das Bild jedoch etwas verschoben: Seit Anfang November liegt der gleichgewichtete Index leicht vor dem, der  nach Marktkapitalisierung gewichtet ist. 

Nasdaq 100: Allzeithoch - und nun?

Doch wie geht es nun weiter nach dem Erreichen des Allzeit-Hochs beim wichtigsten Technologieindex der Welt? Da werden die nächsten Tage entscheidend sein. Es ist durchaus möglich, dass der aktuellen Rally ein wenig der Treibstoff ausgeht. So sind alle guten Nachrichten schon auf dem Tisch. Die Zinssenkungen in den USA sind eingepreist – und wie viele tatsächlich 2024 kommen werden, bleibt weiter ungewiss. Genau hier liegt auch das Risiko für die weitere Entwicklung. Gerade dann, wenn Indizes wieder in die Nähe von alten Rekordständen kommen, wird es spannend. Naturgemäß wirken diese Marken als Widerstand. Wenn die Bewertung schon sehr hoch ist, wird es zu einer wirklichen Herausforderung, ihn nachhaltig zu überwinden.

Und genau diese anspruchsvolle Bewertung bringen selbst die stabilen Tech-Unternehmen mit. Beispiel Amazon: Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei rund 55. Der gesamte Nasdaq 100 Index bringt es hier auf einen Vergleichswert von 25. Etwas niedriger, mit einem KGV von 38, liegt die Bewertung von Microsoft – wenn auch immer noch über dem Indexdurchschnitt. Bei der 2022er-Korrektur im Tech-Bereich kamen selbst die großen Titel wie Microsoft oder vor allem auch Meta mächtig unter die Räder. Doch so etwas wird an der Börse schnell vergessen. Da gilt es immer nach vorne zu schauen. 

Wer mit Jahresschwankungen von 50 Prozent und mehr klarkommt, ist auch weiterhin im Tech-Sektor gut aufgehoben. Doch Investoren mit weniger Risikobereitschaft sollten vielleicht auf weniger schwankungsanfällige Geschäftsmodelle setzen. Und vielleicht ist es ja sogar so kurz vor dem Weihnachtsfest auch eine gute Gelegenheit, nach dem famosen Jahresendspurt einige Gewinne mitzunehmen.

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