Neuer Präsident soll Lonza in ruhigere Gewässer steuern

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Zürich (Reuters) - Nach einer Reihe von Chefwechseln nimmt auch der Verwaltungsratspräsident des Pharma-Auftragsherstellers Lonza seinen Hut.

Albert Baehny tritt auf der Aktionärsversammlung vom Mai nach sechs Jahren im Amt zurück, wie Lonza am Freitag mitteilte. Seine Aufgabe als interimistischer Vorstandschef von Lonza werde Baehny aber solange fortsetzen, bis ein dauerhafter Nachfolger gefunden wird. Neuer Verwaltungsratspräsident soll der Chairman des Bierkonzerns Heineken, Jean-Marc Huët, werden. Der frühere Finanzchef des Konsumgüterriesen Unilever und des Pharmakonzerns Bristol-Myers Squibb sei in der Schweiz aufgewachsen und lebe auch in dem Land.

Baehny baute Lonza in seiner Amtszeit von einem Chemie- und Pharmakonglomerat zu einem der größten Auftragsfertiger für Pharma- und Biotechunternehmen sowie Nahrungshersteller um. Als Produzent des Corona-Impfstoffs von Moderna erlebte das Basler Unternehmen während der Covid-Pandemie einen Boom. Doch Lonza verlor den Auftrag und musste im Oktober den Ausblick innerhalb von drei Monaten zum zweiten Mal kappen. Baehny räumte ein, dass der Markt zu wenig auf die Anpassung nach Auslaufen der Corona-Pandemie vorbereitet gewesen sein könnte. Im September gab Konzernchef Pierre-Alain Ruffieux überraschend sein Amt auf, Baehny übernahm die Aufgabe. Bei Lonza kam es damit innerhalb von vier Jahren zum vierten Chefwechsel.

Lonza litt zuletzt nicht nur unter der eingebrochenen Nachfrage nach den hochprofitablen Covid-19-mRNA-Impfstoffen. Zudem dämpfen die höheren Zinsen die Bereitschaft von Biotechfirmen, in Entwicklungsprojekte zu investieren. Lonza verbuchte 2023 einen Gewinneinbruch um 46 Prozent auf 655 Millionen Franken. Ins Gewicht fielen dabei vor allem Wertberichtigungen und Restrukturierungskosten von insgesamt 489 Millionen Franken. Zwischen dem laufenden Quartal und dem ersten Quartal 2025 will Lonza Standorte im chinesischen Guangzhou und im amerikanischen Hayward schrittweise stilllegen.

An der Börse kletterten die Aktien im frühen Handel dennoch um 13,5 Prozent auf 420,1 Franken. Im Tagesgeschäft schloss Lonza im vergangenen Jahr besser ab als Analysten erwartet hatten. Für Erleichterung sorgte zudem die Bekräftigung des Ausblicks. 2024 erwarte Lonza eine Umsatzstagnation und eine bereinigte operative Gewinnmarge (Ebitda) im hohen 20-Prozent-Bereich. Für den Zeitrum 2024 bis 2028 peile das Unternehmen durchschnittlich elf bis 13 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr und eine bereinigten Ebitda-Marge zwischen 32 und 34 Prozent an. 2023 kam der Konzern bei einem Umsatz von 6,7 Milliarden Franken auf eine Marge von 29,8 Prozent. Vontobel-Analystin Sibylle Bischofberger wertete es als positive Entwicklung, dass ein neuer Verwaltungsratspräsident Lonza in ruhigere Fahrwasser steuern soll.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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