Gewinneinbußen bei Mercedes-Benz - Elektro-Ambition gedämpft

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Frankfurt (Reuters) - Nach einem Gewinnrückgang 2023 rechnet Mercedes-Benz mit einem weiteren schwachen Jahr.

Bei einem Umsatz auf Vorjahresniveau werde das Betriebsergebnis 2024 leicht zurückgehen und damit die Rendite sinken, erklärte der Autobauer am Donnerstag. "Die wirtschaftliche Lage und die Automobilmärkte sind nach wie vor von außergewöhnlichen Unsicherheiten geprägt." Neben Kriegen und Lieferproblemen gehören Spannungen zwischen China und den USA wie auch Europa zu den vielen Risikofaktoren. Mit neuen digitalen Produkten und Plattformen für E-Autos wolle Mercedes-Benz an der Spitze der Branche bleiben, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius.

Die Marke mit dem Stern schraubte allerdings die Erwartungen beim Umstieg auf Elektromobilität zurück. Bis 2030 wird mit einem Absatzanteil von E-Autos und Hybriden von bis zu 50 Prozent gerechnet. Im laufenden Jahr soll jedes fünfte Auto einen Batterieantrieb haben. Bisher hielt sich der Hersteller bereit für bis zu 100 Prozent Elektroautoabsatz - bei entsprechender Nachfrage. "Das Tempo der Transformation bestimmen die Marktbedingungen und die Wünsche der Kunden", erklärte Mercedes. Das Unternehmen wolle unterschiedliche Kundenwünsche erfüllen, ob Autos mit vollelektrischem Antrieb oder Verbrennungsmotor – "bei Bedarf bis in die 2030er-Jahre hinein".

LIEFERPROBLEME HALTEN AN

Im vergangenen Jahr ließen Lieferprobleme bei wichtigen Modellen und ein schwieriges Umfeld den Gewinn von Mercedes schrumpfen. Das Betriebsergebnis (Ebit) sank um vier Prozent auf 19,7 Milliarden Euro bei einem leichten Umsatzanstieg auf 153,2 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern mitteilte. Im laufenden Jahr soll das Ebit leicht sinken, was einem Minus zwischen fünf und 15 Prozent entspricht. Die Rendite in der Hauptsparte Pkw verringerte sich 2023 um zwei Prozentpunkte auf 12,6 Prozent, da der Gewinn um 13 Prozent einbrach. Die Marge soll in diesem Jahr weiter abbröckeln, Mercedes stellt eine Spanne von zehn bis zwölf Prozent in Aussicht. Die kleinere Van-Sparte hingegen erhöhte den Gewinn sprunghaft um fast zwei Drittel auf rund drei Milliarden Euro. Die Marge schnellte auf 15,5 von elf Prozent.

Produktionsprobleme des Zulieferers Bosch mit 48-Volt-Systemen für Verbrennungsmotoren bremsten bei Mercedes die wichtigen Pkw-Modelle GLC und E-Klasse aus. Das soll rund 100.000 Fahrzeuge betroffen haben, die sich auf dieses Jahr verschieben. Lieferprobleme sollen auch in der ersten Jahreshälfte noch anhalten, so dass der Pkw-Absatz auf dem Vorjahresniveau von rund zwei Millionen erwartet wird.

Der Autobauer schnitt damit besser ab als von Analysten erwartet. Nach Daten von LSEG hatten Fachleute im Mittel ein Ebit von 18,8 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis von 13,7 Milliarden Euro erwartet. Unter dem Strich verdiente der Stuttgarter Konzern 14,5 Milliarden Euro, das waren zwei Prozent weniger als 2022. Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr soll 5,30 Euro je Aktie betragen nach 5,20 Euro im Vorjahr. Am Mittwochabend hatte Mercedes ein weiteres Aktienrückkaufprogramm über drei Milliarden Euro angekündigt.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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