"Debakel"

Aktionäre von Siemens Energy gehen mit Management hart ins Gericht

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: T. Schneider/Shutterstock.com

- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Die Aktionäre des Energietechnikkonzerns Siemens Energy haben auf der Hauptversammlung ihren Ärger über die hohen Verluste der spanischen Windturbinentochter Gamesa Luft gemacht.

"Debakel" oder "Katastrophe" - mit diesen Begriffen beschrieben die Anleger am Montag immer wieder die Milliardenverluste des Konzerns, für die insbesondere Gamesa verantwortlich war. "Die Tatsache, dass die enormen Zusatzbelastungen bei Gamesa so kurz nach der vollständigen Übernahme und nach der Aufnahme von zusätzlichen Investorengeldern auftraten, hinterlässt bei uns Zweifel an dem vorausgegangen Due-Diligence-Prozess", erklärte Hendrik Schmidt von DWS Investment. "Wann werden wir die genaue und endgültige Höhe der Zusatzbelastungen bei Gamesa verlässlich kennen?"

Gamesa kämpft seit Jahren mit Qualitätsproblemen im Geschäft mit Windturbinen an Land. Das spanische Unternehmen hat dem Mutterkonzern Milliardenverluste eingebrockt und dessen Bilanz trotz starker Gewinne der klassischen Netz- und Kraftwerksgeschäfte in die roten Zahlen gedrückt. 2023 fuhr der Gesamtkonzern einen Nettoverlust von rund 4,6 Milliarden Euro ein. Eine Dividende soll es nicht geben.

Fondsmanager Arne Rautenberg von Union Investment sprach Vorstandschef Christian Bruch und Finanzchefin Maria Ferraro direkt an: "Herr Bruch und Frau Ferraro, nach dem kapitalen Eigentor, das Sie sich und uns, den Aktionären, mit der völlig überteuerten Komplettübernahme geschossen haben, können Sie sich keine weiteren Gewinnwarnungen mehr leisten, wenn Sie Ihre Glaubwürdigkeit nicht vollends verspielen wollen."

"VORSTAND HAT UNEINGESCHRÄNKTES VERTRAUEN DES AUFSICHTSRATS"

Bruch räumte ein, mit der Höhe der Verluste nicht gerechnet zu haben. Ursache hierfür seien im Wesentlichen die Qualitätsprobleme bei den Onshore-Plattformen 4X und 5X und Schwierigkeiten beim Kapazitätsaufbau im Offshore-Geschäft gewesen. "Die 2023 auftretenden Qualitätsmängel waren im Rahmen der vor der Übernahme durchgeführten Due Diligence nicht für Siemens Energy erkennbar", betonte Bruch. Siemens Energy habe als Mehrheitsaktionär von Gamesa bereits vor der Abgabe des Übernahmeangebots über eine fundierte Informationsbasis verfügt. "Wir sind weder getäuscht worden noch haben wir Fehler gemacht."

Die Due-Diligence-Maßnahmen seien angemessen gewesen. Die Lösung der Probleme im Onshore-Bereich werde wohl mehrere Jahre dauern.

Bruch warb bei den Anlegern um Geduld. "Wir werden diese Probleme im Windgeschäft lösen", versprach der Manager. Die im Windgeschäft aufgetretenen Verluste und die zu Grunde liegenden Probleme seien inakzeptabel. "Wir tolerieren sie nicht. Wir laufen aber auch nicht vor ihnen weg. Wir gehen sie konsequent an und lösen sie." Gespräche über einen Verkauf des Windenergiegeschäfts gebe es aktuell nicht.

Aufsichtsratschef Joe Kaeser stärkte Bruch den Rücken. Vieles bei Siemens Energy laufe richtig. Der Aufsichtsrat unterstütze die Maßnahmen des Vorstands. Diese müssten sich in der attraktiven Wertschöpfung auch für die Aktionäre niederschlagen. Das hätten die Vorgänge bei Siemens Gamesa verhindert und müsse sich ändern. Bruch und sein Vorstandsteam hätten das uneingeschränkte Vertrauen des Aufsichtsrats.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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