Vorhaben der Ampel-Koalition

Aktienrente? Ja, bitte - aber dann auch wirklich transparent

onvista · Uhr
Quelle: IncrediVFX/Shuttersock.com

Kommt sie? Kommt sie nicht? Kommt sie? Um die lang und heiß diskutierte Aktienrente, ein Prestigeprojekt der FDP, war es eine zeitlang verdächtig still. Doch nun ist den Ampel-Koalitionären offenbar endlich der Durchbruch gelungen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) haben am Dienstag das so genannte Rentenpaket II vorgestellt. 

Dessen Kern: Mit einem Fonds, der am Kapitalmarkt anlegt, soll die Rentenversicherung stabilisiert werden. Dafür wird der Bund in diesem Jahr zwölf Milliarden Euro bereitstellen und in den kommenden Jahren ähnlich hohe Beträge. Zusätzlich will der Bund eigene Vermögenswerte - vorstellbar sind etwa Beteiligungen an börsennotierten früheren Staatsunternehmen wie der Post oder Telekom - in den Fonds einbringen und so dafür sorgen, dass ab Mitte des kommenden Jahrzehnts zehn Milliarden Euro jährlich an Zuschuss an die Rentenkasse fließen. 

Die Aktienrente ist kein Allheilmittel

Ist das nun ein perfekter Plan? Sicher nicht. Zehn Milliarden Euro jährlich sind angesichts von heutigen Kosten für die Rente von 360 Milliarden Euro jährlich ein Baustein, aber eben nur ein kleiner, um das Problem zu lösen. Kritik entzündet sich auch daran, dass das Kapital großteils schuldenfinanziert wird. Die Erträge des Fonds müssen also erst einmal die Kreditkosten des Bundes refinanzieren, bevor man überhaupt darüber nachdenken kann, Erträge auszuschütten, um die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zu entlasten. 

Das Generationenkapital, wie die Aktienrente offiziell heißt, wird also selbst im Idealfall nicht alle Probleme der Rente lösen. Eine Alternative dazu, das Umlagesystem zu entlasten, ist angesichts der Demografie dringend nötig. Die Aktienrente ist so eine Alternative. Dass die Ampel dieses durchaus umstrittene Projekt nun also angeht, ist richtig. 

Bei der Transparenz muss dringend nachgebessert werden

Richtig entsetzt war ich aber, als ich die Erklärungen des Finanzministeriums zur Transparenz bei der Anlage des Generationenkapital las. Denn dort wird allen Ernstes der Atomfonds Kenfo ("Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung") als gutes Beispiel für Transparenz bei der Geldanlage genannt. Zur Einordnung: Der Kenfo veröffentlicht einmal im Jahr, wie er anlegt. Und zwar, kein Witz: Als Excel-Sheet, in dem schlicht alle Wertpapiere von A bis Z untereinander geklatscht sind. 

Wer soll das lesen? Welchen Informationsmehrwert bietet es? Ich weiß es nicht. Die Verwalter des Generationenkapitals sollten sich lieber den Norwegischen Pensionsfonds zum Vorbild nehmen. Auf dessen Homepage sieht jeder, wie viel Geld im Moment im Fonds investiert ist (wohlgemerkt auf täglicher, nicht auf jährlicher Basis), wie die historische Wertentwicklung aussieht und welche Anlageklassen und Wertpapiere der Fonds im Moment hält - alles grafisch hübsch aufbereitet. Der Kenfo hat all das nicht und mutet Interessierten aktuell stattdessen ein liebloses Excel-Sheet zu, das den Stand vom Jahresende 2022 abbildet. Es ist zum Verzweifeln. 

Will die Bundesregierung breite Akzeptanz für die Aktienrente schaffen, die im Moment sicher nicht allumfassend ist, muss transparent und ordentlich nachvollziehbar sein, wie der Fonds anlegt. Den Deutschen - deren Geld es letztlich ist - einmal im Jahr ein Excel-Dokument hinzuknallen, wird dafür nicht reichen. 

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