Zins- und Nahost-Sorgen belasten Dax - Fresenius legt zu
Frankfurt (Reuters) - Zinssorgen nach neuen Konjunkturdaten und das Rätseln über die weiteren Entwicklungen in Nahost belasten die Börsen in Europa.
Der Dax und der EuroStoxx50 büßten jeweils ein Prozent auf bis zu 17.844 beziehungsweise 4935 Punkte ein. "In den Nachrichten gibt es sicherlich nicht viel, was die Anleger zu einer erhöhten Risikobereitschaft ermuntern würde", sagte Chris Weston, Chefanalyst beim Broker Pepperstone. "Die Liste von Faktoren, die zur Zurückhaltung mahnen, wird dagegen immer länger."
Zuvor waren auch die asiatischen Börsen der Wall Street ins Minus gefolgt. Erneut heizten robuste Konjunkturdaten die Furcht vor einer eher späteren Zinswende in den USA an. Die US-Einzelhandelsumsätze für März waren deutlich stärker als erwartet. Dadurch wurden Spekulationen weiter befeuert, dass es die US-Notenbank Fed in diesem Jahr angesichts der brummenden Wirtschaft und der hartnäckigen Inflation nicht eilig haben wird, die Zinsen zu senken. "Der Mai, Juni und Juli wurden als Termine für wahrscheinliche Zinssenkungen der Fed aus den Kursen ausgepreist", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst des Brokers CMC Markets.
ANGST STATT GIER
Auch die Verunsicherung über die weiteren Entwicklungen in Nahost hielt die Risikobereitschaft in Schach. Es ist weiter unklar, wie Israel auf den jüngsten Angriff des Irans als Vergeltung auf die Bombardierung der iranischen Botschaft in Syrien reagiert.
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zog erneut leicht auf 2,459 Prozent an. In den USA hielten sich die Renditen zehnjähriger Treasuries mit 4,6426 Prozent auf dem höchsten Stand seit November.
Auch die jüngsten Nachrichten aus China kamen bei Anlegern nicht gut an. Das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt legte zwar um 5,3 Prozent zu und damit deutlich stärker als gedacht. Allerdings verschärft sich die chinesische Immobilienkrise: Die Preise für neue Wohnungen sind im März so stark gefallen wie seit über acht Jahren nicht mehr.
Die Kurse an der Wall Street> legten im frühend Geschäft am Dienstag hingegen überwiegend zu. Für gute Stimmung sorgten dort die starken Bilanzen der wichtigen Banken Morgan Stanley und Bank of New York Mellon.
FRESENIUS GEFRAGT - DR MARTENS IM FREIEN FALL
Größter Dax-Gewinner mit einem Plus von knapp vier Prozent war Fresenius, nachdem der Gesundheitskonzern die Markteinführung von Tyenne, seinem Tocilizumab-Biosimilar zur Behandlung chronischer Autoimmunerkrankungen, in den USA bekanntgegeben hatte. Auch Beiersdorf gehörte mit einem Kursplus von anderthalb Prozent zu den wenigen Gewinnern. Der Hamburger Konzern hat im ersten Quartal auch nach dem Rekordjahr 2023 Zuwächse erzielt und die Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben.
Nach einem überraschend starken Ergebnis zum Jahresauftakt stiegen Anleger zudem bei Ericsson ein. Die Titel des Telekom-Ausrüsters zogen in Stockholm um mehr als fünf Prozent an. Die bereinigte Bruttomarge habe die Erwartungen deutlich übertroffen, teilten die Analysten von Jefferies mit. Hintergrund seien Kostensenkungen und ein wettbewerbsfähiges Produktportfolio. Allerdings bereite die aktuelle Umsatzschwäche etwas Sorge.
Die Aktien des britischen Schuhherstellers Dr Martens brachen dagegen um mehr als 30 Prozent auf ein Rekordtief von 63,50 Pfund ein. Anleger nahmen Reißaus, nachdem die Firma einen neuen Chef ernannt und zugleich vor einem herausfordernden Geschäftsjahr 2025 gewarnt hat, da die Nachfrage in den USA, dem größten Markt des Unternehmens, schwach sei.
(Bericht von Stefanie Geiger und Zuzanna Szymanska. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)