Kolumne von Heiko Böhmer 31.08.2024

US-Rezession: Die Gefahr nimmt wieder deutlich zu

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Popel Arseniy/Shutterstock.com

Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Rede ist von der US-Rezession. Schon seit weit mehr als einem Jahr wird immer wieder die Gefahr einer Rezession in der größten Volkswirtschaft der Welt heraufbeschworen. Bislang jedoch hat die US-Wirtschaft keine wirkliche Schwäche gezeigt. Fällt die Rezession in den USA damit also aus? 

Zunächst lohnt es sich auf den Ablauf von Rezessionen zu schauen. Die folgen nahezu einem Drehbuch. Zunächst einmal lässt die wirtschaftliche Aktivität nach. Viele Unternehmen reagieren darauf, indem sie ihre Kosten senken. Das geht sehr schnell durch den Abbau von Arbeitskräften. Diese Arbeitskräfte haben nun wiederum weniger Geld zur Verfügung und schränken den Konsum ein. Wenn das nicht schnell genug gelingt, kann es auch dazu führen, dass die ausstehenden Zahlungen für Kreditkarten nicht mehr rechtzeitig geleistet werden können. 

Immer mehr US-Verbraucher haben Probleme mit den Kreditkartenschulden 

Dieser Verzug bei den Kreditkartenzahlungen ist ein aussagekräftiger Indikator zur Einschätzung der Lage bei den US-Konsumenten. Im Grunde gilt ein einfaches Muster: Die Ausfälle bei den Kreditkartenzahlungen steigen kurz nach Beginn einer Rezession zum Teil deutlich an. Das hat es in den Rezessionen der Jahre 2000 und 2008 und auch in der kurzen Rezessionsphase 2020 gegeben. 

Aktuell befinden sich die USA zwar technisch gesehen noch nicht in einer Rezession - die Verzögerungen bei den Kreditkartenzahlungen sind aber dennoch schon deutlich angestiegen. Im Grunde signalisiert dieser Indikator damit den Beginn einer Rezession in den USA. 

Konkret sind jetzt schon knapp elf Prozent der Kreditkartenzahlungen um mehr als 90 Tage verzögert. Dies ist der höchste Wert seit der globalen Finanzkrise 2008. Das zeigen aktuelle Daten der Bank of America. Selbst in der turbulenten Corona-Krise kletterte diese Zahl nicht über die Marke von zehn Prozent. Bis zum Höchstwert bei 14 Prozent, den es im Nachklang der globalen Finanzkrise Anfang 2010 gab, ist es aber auch noch ein weiter Schritt. 

Rasanter Schuldenanstieg in den USA – beim Staat und den Verbrauchern 

Dennoch zeigt dieser Indikator, dass nun wirklich nicht alles Gold ist, was glänzt in den USA. Die privaten Schulden sind die eine Seite der Medaille. Hinzu kommen die immer stärker ausufernden Staatsschulden. Und nachdem nun einige Wirtschaftspläne von Kamala Harris bekannt sind, zeigt sich: Sollten die Demokarten weiterhin im Weißen Haus bleiben, ist mit einer deutlich steigenden Staatsverschuldung zu rechnen. Anders sind die angekündigten Zuschüsse für Immobilienkäufer beispielsweise gar nicht finanzierbar.

Die kurzfristigen Geschenke an die Wähler gefährden die mittel- bis langfristige wirtschaftliche Basis der größten Volkswirtschaft der Welt. So etwas wird nicht ohne Folgen für die Kapitalmärkte bleiben – aber das wird sich auch nicht kurz- sondern eher mittel bis langfristig zeigen, also eher in Jahren und nicht in den kommenden Monaten. Bis dahin wird das Risiko einer US-Rezession erst einmal hoch bleiben.

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