Boeing-Mitarbeiter stimmen für ersten Streik seit 2008

Reuters · Uhr
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Seattle (Reuters) - Beim US-Flugzeugbauer Boeing stehen die Zeichen zum ersten Mal seit 16 Jahren auf Streik.

Ab Freitag um Mitternacht (Ortszeit) soll nach Angaben der Gewerkschaft IAM die Produktion des meistverkauften Jets 737 MAX und anderer Flugzeuge in den Werken rund um Seattle und Portland zum Erliegen kommen. Von den rund 30.000 Mitarbeitern an der US-Westküste hätten am Donnerstag mit Ablauf des bisherigen Tarifvertrags 96 Prozent für eine Arbeitsniederlegung gestimmt und ein vorheriges Angebot von Boeing abgelehnt. "Es geht um Respekt, es geht darum, die Vergangenheit anzuerkennen und es geht darum, für unsere Zukunft zu kämpfen", sagte Gewerkschaftsvertreter Jon Holden. "Wir streiken um Mitternacht." Die versammelten Mitglieder skandierten: "Streik! Streik! Streik!"

Am Sonntag hatte der Konzern angesichts eines drohenden Streiks ein Gehaltsplus von 25 Prozent versprochen. Die Lohnerhöhung sowie weitere Verbesserungen wie eine zwölfwöchige Elternzeit sollten vier Jahre lang gelten. Die IAM hatte ihren Mitgliedern empfohlen, das Angebot anzunehmen. Doch viele Beschäftigte reagierten verärgert und forderten die ursprünglich verlangte Lohnerhöhung von 40 Prozent.

Boeing zeigte sich nun gesprächsbereit: "Wir sind weiter entschlossen, unsere Beziehung zu unseren Mitarbeitern und der Gewerkschaft neu zu gestalten – und wir sind bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um eine neue Vereinbarung zu erreichen." Auch die Gewerkschaft wolle so schnell wie möglich wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte Holden. Wie lange der Streik dauern werde oder wann die Gespräche fortgesetzt werden sollten, sagte er aber nicht. "Das ist etwas, das wir von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, angehen."

Mit dem angekündigten Streik verschärft sich die angespannte Lage beim Airbus-Konkurrenten. Anfang des Jahres hatte sich in einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska Airlines mit 171 Passagieren an Bord mitten im Flug ein Teil der Kabinenwand gelöst. Auch das Rüstungsgeschäft steckt in Schwierigkeiten, die Sparte verlor in den vergangenen beiden Jahren Milliarden. Der Flugzeugbauer kämpft zudem mit einem hohen Schuldenberg und chronischen Lieferverzögerungen, die sich nun verschärfen könnten. Ein anhaltender Streik würde sich auf die Fluggesellschaften auswirken, die auf die Jets von Boeing angewiesen sind. Betroffen wären auch Zulieferer, die Teile und Komponenten für die Flugzeuge herstellen.

(Bericht von Joe Brock, Allison Lampert und David Shepardson, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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