Verbraucherpreise

Inflation steigt überraschend stark - "Problem noch nicht gelöst"

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Ihar Halavach/Shutterstock.com

Steigende Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen haben die deutsche Inflation im Dezember überraschend auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr getrieben.

Die Verbraucherpreise erhöhten sich um 2,6 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Januar 2024. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit 2,4 Prozent gerechnet. Im November hatte die Teuerungsrate noch bei 2,2 Prozent gelegen. Auch im Jahresschnitt 2024 verteuerten sich Waren und Dienstleistungen um 2,2 Prozent.

"Das vergangene Jahr endete mit einer unangenehmen Meldung von der Inflationsfront", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Im laufenden Januar werde die Teuerungsrate wegen höherer Preise für CO2 und Versicherungsdienstleistungen wohl ähnlich hoch ausfallen. "Noch ist das Inflationsproblem nicht gelöst", warnte Krämer.

Dennoch hat sich die Inflation insgesamt merklich beruhigt. Im Jahresschnitt verteuerten sich Waren und Dienstleistungen um 2,2 Prozent. Zum Vergleich: 2023 lag die Teuerungsrate bei 5,9 Prozent, nachdem 2022 mit 6,9 Prozent noch ein historischer Höchststand erreicht wurde, weil nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine die Energiepreise nach oben schossen. Für 2025 rechnen viele Experten ebenfalls mit einem Wert von gut zwei Prozent.

"UNMITTELBAR IM PORTEMONNAIE GESPÜRT"

Im Dezember verbilligte sich Energie zwar erneut. Allerdings fiel der Rückgang mit 1,7 Prozent zum Vorjahresmonat nicht mehr so stark aus wie im November mit 3,7 Prozent. Nahrungsmittel kosteten 2,0 Prozent mehr (November: +1,8 Prozent). "Gerade die höheren Lebensmittelpreise dürften viele in der Weihnachtszeit unmittelbar im Portemonnaie gespürt haben", sagte die Konjunkturexpertin von KfW Research, Stephanie Schoenwald. Dienstleistungen verteuerten sich um 4,1 Prozent (November: +4,0 Prozent) - getrieben auch durch kräftige Lohnerhöhungen, die die Unternehmen an ihre Kunden weiterreichen. Die Kerninflation - bei der die oft stark schwankenden Preise für Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet werden - kletterte auf 3,1 Prozent.

Digitale Rentenübersicht startet am 1. Januar
Mehr Rente, weniger Lücke: So sichern Frauen ihre Altersvorsorge30.12.2024 · 14:00 Uhr · onvista
Mehr Rente, weniger Lücke: So sichern Frauen ihre Altersvorsorge

Wegen mehrerer Sondereffekte ist auch im Januar noch keine echte Entspannung bei der Teuerung in Sicht. Allein die Preiserhöhung für das Deutschland-Ticket um 18 Prozent auf 58 Euro im Monat dürfte die Inflationsrate um 0,1 Prozentpunkte steigen lassen, sagte Ökonom Sebastian Becker von Deutsche Bank Research voraus. Hinzu kommt noch eine höhere CO2-Bepreisung, die mit Jahresbeginn von 45 auf 55 Euro pro ausgestoßener Tonne gestiegen ist. "Das wird die Preise für Kraftstoffe, Heizöl und Gas moderat erhöhen", betonte Ökonom Becker. Auch Kfz-Versicherungen dürften wegen teurer gewordener Reparaturleistungen und Ersatzteile erneut spürbar mehr kosten.

WAS MACHT DIE EZB?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im vergangenen Jahr wegen des nachlassenden Inflationsdrucks ihren Leitzins viermal gesenkt - auf aktuell 3,00 Prozent. Ökonomen gehen davon aus, dass er angesichts nachlassender Inflationsrisiken 2025 schrittweise auf 2,0 Prozent gedrückt wird. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. In Deutschland lag der nach europäischen Standards berechnete Wert im Dezember mit 2,8 Prozent deutlich darüber.

Kolumne von Stefan Riße
Aufgepasst, ETF-Käufer: Der Dollar kann auch fallen05.01.2025 · 08:30 Uhr · Acatis
Aufgepasst, ETF-Käufer: Der Dollar kann auch fallen

Experten raten der EZB daher zur Vorsicht. "Die Daten sind alles andere als ein Aufruf zu raschen Zinssenkungen", sagte der Chefökonom des Finanzinstituts HQ Trust, Michael Heise. Das findet auch der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger: "Die deutsche Vorgabe spricht klar gegen große Zinssenkungen der EZB."

onvista Premium-Artikel

Kolumne von Stefan Riße
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!heute, 08:30 Uhr · Acatis
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!
Auswertung der Deutschen Bank
Sechs Grafiken zeigen, wie krass die Börse gerade ist10. Juli · onvista
Jemand betrachtet Aktienkurse.
Chartzeit Eilmeldung
Ethereum - das neue Bitcoin?10. Juli · onvista
Ethereum - das neue Bitcoin?

Das könnte dich auch interessieren

Preissteigerungen denkbar
Trumps Brasilien-Zölle haben Folgen für deutschen Kaffeemarktgestern, 12:06 Uhr · Reuters
Trumps Brasilien-Zölle haben Folgen für deutschen Kaffeemarkt
Dax Tagesrückblick 11.07.2025
Rekordfahrt beendet: Zollängste ziehen Dax nach unten - Gold steigt merklichgestern, 17:55 Uhr · onvista
Rekordfahrt beendet: Zollängste ziehen Dax nach unten - Gold steigt merklich
Dax Tagesrückblick 10.07.2025
Dax rutscht von Rekordniveau ab und verbucht kleines Minus10. Juli · onvista
Dax rutscht von Rekordniveau ab und verbucht kleines Minus
Dax Vorbörse 10.07.2025
Dax startet schwächer in den Handel - Gewinnmitnahmen gehen weitergestern, 08:27 Uhr · onvista
Dax startet schwächer in den Handel - Gewinnmitnahmen gehen weiter