Digitale Rentenübersicht startet am 1. Januar

Mehr Rente, weniger Lücke: So sichern Frauen ihre Altersvorsorge

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ab dem 1. Januar 2025 wird die digitale Rentenübersicht in vollem Umfang starten: Auf einen Blick zeigt sie, wie viel Rente du später erhalten wirst. Besonders für Frauen kann die Auskunft ernüchternd sein. Was sie tun können, um dieses Problem zu lösen.

Quelle: Shutterstock.com/insta_photos

Am 1. Januar kommt es in Deutschland zu einer kleinen Digital-Revolution. Jedenfalls nach den Maßstäben der digital notorisch rückständigen Bundesrepublik. Denn ab dem 1.1.2025 sollst du online auf einen Blick sehen können, wie viel Rente du später einmal aus den Quellen "gesetzlich", "betrieblich" und "privat" erhalten wirst. 

Möglich macht's die so genannte digitale Rentenübersicht der deutschen Rentenversicherung. Das Portal gibt es zwar schon länger, bisher sind die dort abrufbaren Rentendaten aber unvollständig. Erst ab dem 1.1. sind tatsächlich auch alle größeren Rentenversicherungs-Anbieter verpflichtet, ihre Daten dort zum Abruf bereitzustellen. Übrigens: Was sie kann, haben wir hier für dich getestet.

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Das kann die digitale Rentenübersicht

Hast du also eine private Rentenversicherung abgeschlossen, zahlst über deinen Arbeitgeber in eine Betriebsrente ein und bist in der gesetzlichen Rente versichert, sollst du jetzt sehen können, wie viel in Summe später mal rauskommt. Bisher musstest du dir das aus den jährlichen Auskünften (die gerne per Post verschickt werden) zusammenklauben.

Das ist schön. Weniger schön allerdings könnte sein, was das Programm am Ende für Daten ausspuckt. Gerade für Frauen kann der Blick ins neue Tool böse Überraschungen offenbaren. Denn sie haben ein hohes Risiko, dass sie im Alter wenig Rente beziehen.

Alexas Geschichte

Das musste vor über zehn Jahren auch Alexa feststellen - obwohl die heute 43-Jährige zusätzlich zur gesetzlichen Rente schon damals mit Fonds-Rentenverträgen privat vorgesorgt hatte. Sie fühlte sich gut abgesichert. Doch mit der Geburt ihrer Tochter änderte sich das. Und sie begann, ihre Altersvorsorge genauer zu analysieren.

Alexa ist zwar organisiert, zielstrebig und verantwortungsbewusst. Aber sie gibt auch zu: „Ich habe unter 30 kaum Gedanken an die Rente verschwendet. Es war einfach weit weg und andere Dinge haben eine Rolle gespielt.“

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Die Rentenübersicht, die sie sich daraufhin anschaute, ließ sie schlucken. Sie zeigte ihr schwarz auf weiß, was sie lieber verdrängen wollte. Ihr droht eine deutliche Lücke zwischen ihrem Anspruch und der Rentenwirklichkeit - größer, als sie dachte. 

Teilzeitarbeit wegen der Kinder kostet Einkommen - und Rente

Nachdem ihre Tochter auf die Welt gekommen war, nahm Alexa 15 Monate Elternzeit. Ihr ehemaliger Arbeitgeber hatte sich damals gegen einen Teilzeit-Wiedereinstieg entschieden. Also musste sie sich einen neuen Job suchen. Sie fand eine Stelle, jedoch mit 40 Prozent weniger Grundgehalt und nur noch 20 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit.

Das bedeutete, dass nicht nur der Wechsel auf Teilzeit, sondern auch der Arbeitgeberwechsel zu einem drastischen Einkommensverlust führten. Ihr neues Teilzeitgehalt war deutlich niedriger als ihr früheres Vollzeitgehalt.

Netto blieb kaum noch etwas übrig. „Gerade genug, um den Kita-Platz zu bezahlen“, erinnert sie sich. Für die Rente war das verheerend und Alexa begann zu zweifeln, wie sie mit diesem Einkommen jemals finanziell unabhängig sein und ihren gewünschten Lebensstandard im Alter aufrechterhalten könnte. Um den Einkommensverlust durch den Jobwechsel und den Teilzeitfaktor aufzuholen, sollte es neun Jahre dauern.

Alexa steht damit stellvertretend für viele Frauen.

Warum Frauen eher betroffen sind als Männer

Sie sind von drohenden Rentenlücken überdurchschnittlich häufig betroffen – und das aus mehreren Gründen:

1. Gender Pay Gap: Weniger Gehalt, weniger Rente

Frauen verdienten im Jahr 2023 in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Dieser sogenannte unbereinigte "Gender Pay Gap“ ist ein zentraler Grund, warum Frauen im Laufe ihres Berufslebens geringere Rentenansprüche erwerben. Niedrigere Gehälter bedeuten nicht nur weniger Geld zum Leben, sondern auch weniger Möglichkeiten, in die Vorsorge zu investieren und somit auch ein geringerer Rentenanspruch im Alter.

Quelle: Destatis - Statistisches Bundesamt/Eigene Darstellung und Berechnung

2. Teilzeit und Erwerbsunterbrechungen 

Zur Gender Pay Gap gesellt sich die immer noch weit verbreitete Rolle der Frau als Hauptverantwortliche für Kinderbetreuung und/oder Pflegearbeit. Dies führt dazu, dass Frauen seltener in Führungspositionen und gleichzeitig zu geringeren Löhnen arbeiten.

Ebenso sind sie deutlich häufiger in Teilzeit angestellt oder unterbrechen sogar ihre Erwerbstätigkeit: 66 Prozent der Mütter arbeiten, so wie Alexa, in Teilzeit – bei den Vätern sind es nur sieben Prozent. Diese beruflichen Auszeiten führen zu geringeren Rentenansprüchen.

3. Der Gender Pension Gap: Weniger Einkommen im Alter

Die oben beschriebene Situation von Alexa spiegelt ein weit verbreitetes Problem wider, das viele Frauen betrifft: die Jahre summieren sich und hinterlassen nicht nur im Verdienst deutliche Spuren, sondern auch in den Rentenansprüchen: Frauen beziehen laut Deutscher Rentenversicherung im Alter durchschnittlich 30 bis 40 Prozent weniger Rente als Männer.

Das nennt man auch den "Gender Pension Gap" oder „geschlechts­spezifische Altersvorsorge­lücke“. Es beschreibt den „relativen Unterschied der Alterssicherungs­einkommen von Männern und Frauen ab 65 Jahren“.

Gender Pension Gap

  • Das Alterseinkommen von Männern liegt laut Deutscher Rentenversicherung im Durchschnitt bei circa 1.700 Euro, Frauen erhalten im Schnitt eine Rente von knapp 1.300 Euro. Besonders stark betroffen sind laut einer Studie des Bundesministriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) von 2012 Frauen, die keinen Berufsabschluss haben oder in Branchen tätig sind, die traditionell niedriger vergütet werden.

4. Frauen investieren seltener

Frauen investieren außerdem insgesamt seltener als Männer an der Börse. Laut einer N26-Studie geben über die Hälfte der befragten Frauen ohne Investments an, dass fehlende finanzielle Mittel und der Wunsch nach Sicherheit die größten Hürden darstellen. Aber auch bei bereits aktiven Anlegerinnen bleibt Geldknappheit ein Hindernis.

Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, etwas gegen die Rentenlücke zu tun. 

Lösungsansätze – Was können Frauen tun?

1) Überblick verschaffen

Ein erster Schritt zur finanziellen Unabhängigkeit ist der Überblick über die eigenen Altersvorsorgeansprüche - zum Beispiel mit dem Tool der digitalen Rentenübersicht.

Diese Übersicht hilft, Versorgungslücken zu erkennen und gezielt Maßnahmen zu planen. Die Nutzung der digitalen Rentenübersicht ist freiwillig und erfolgt über eine e-ID-Funktion. Die Daten aus allen drei Säulen der Altersvorsorge werden übersichtlich zusammengeführt. So können Informationen sowohl gespeichert als auch für weiterführende Beratungen genutzt werden.

2) Möglichkeiten der gesetzlichen Rente nutzen

Besonders für Frauen wie Alexa, die die Kindererziehung oder Pflege eines Angehörigen übernommen haben, bietet die Rentenversicherung verschiedene Möglichkeiten, finanzielle Nachteile auszugleichen.

Dazu zählen unter anderem die Anrechnung von Kindererziehungszeiten, beziehungsweise die sogenannte „Mütterrente“. Auch Kinderberücksichtigungszeiten kommen zum Tragen. Diese Regelungen gleichen bestimmte Defizite aus, da Betroffene für die Zeit der Kindererziehung und Pflege unter bestimmten Voraussetzungen Pflichtbeiträge gutgeschrieben bekommen.

3) Privat vorsorgen

Um die Rente weiter aufzubessern, ist natürlich auch die private Vorsorge ein wichtiger Baustein. Darunter fallen etwa ETF-Sparpläne, Immobilien oder private Rentenversicherungen. Hierbei unterscheidest du zwischen staatlich geförderten Formen, wie zum Beispiel der Riesterrente, und nicht geförderten Optionen, wie Wertpapieren, die du aus deinem Nettoeinkommen kaufst.

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Ein frühzeitiger Einstieg ist besonders wichtig, da du durch den Zinseszins langfristig höhere Erträge erzielen kannst. Jede Verzögerung macht es teurer und schwieriger, deine Rentenlücke zu schließen.

4) Betriebliche Vorsorge prüfen

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist eine weitere Möglichkeit, die finanzielle Absicherung zu verbessern. Du solltest sie - wenn möglich - nutzen.

Arbeitnehmerinnen können etwa Teile ihres Bruttogehalts in eine Betriebsrente umwandeln (Entgeltumwandlung). Der Vorteil? Diese Form der Altersvorsorge verringert dein zu versteuerndes Einkommen, wodurch du deine Steuer- und Sozialabgaben minimal verkleinern kannst.

Ebenso gibt es Arbeitgeber, die Zuschüsse zahlen, beziehungsweise für ihre Mitarbeiter eine Betriebsrente ansparen.

5) Finanzwissen aufbauen

Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist finanzielle Bildung unerlässlich. Das kann auch Alexa bestätigen. Es gibt zahlreiche Quellen, darunter Bücher, Podcasts und Websites wie onvista, die Grundwissen vermitteln. Schau doch hier einmal in unseren Ratgeber-Bereich. Ebenso können Frauen Intensivgespräche bei der Rentenversicherung wahrnehmen, um ihre Vorsorge optimal zu planen.

Vom Schock zur Strategie

Nach dem Schockmoment, als sie ihren damaligen Rentenbescheid sah und wusste, dass ihre Altersvorsorge nicht ausreichen würde, beschloss Alexa, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Inzwischen investiert sie in ETFs und Aktien, die sie über ein eigenes Depot verwaltet – unabhängig von ihrem Mann. 

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Alexas Rentenlücke schließt sich

Heute ist sie zuversichtlich, ihren Lebensstandard im Alter halten zu können. Besonders als risikoscheuer Mensch fühlt sie sich durch ihr Wissen über die Risiken von Geldanlagen aufgeklärter und vor allem sicherer. Sie weiß nun, dass Investieren an der Börse nicht gleich hohes Risiko bedeutet. Ihre Botschaft an andere Frauen: „Wissen macht selbstbewusst!"

Mitarbeit: Georg Buschmann

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