Vorzieheffekte durch US-Zölle

Deutsche Wirtschaft legt bei Produktion und Exporten ordentlich zu

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(Reuters) - Zollbedingte Vorzieheffekte haben der deutschen Wirtschaft im März überraschend starken Auftrieb verliehen: Die Produktion wuchs so stark wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr, während die Exporte den fünften Monat in Folge zulegten.

Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 3,0 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Ein stärkeres Wachstum gab es zuletzt im Oktober 2021. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen Anstieg von 0,8 Prozent erwartet. Die Ausfuhren legten mit 1,1 Prozent zum Vormonat ebenfalls stärker als angenommen auf 133,2 Milliarden Euro zu.

"Es gab sie wirklich, die vorgezogenen Beschaffungskäufe der US-Importeure in Deutschland"

Andreas Scheuerle (DekaBank)

Nicht nur das US-Exportgeschäft habe spürbar zugenommen. "In Deutschland wurden im März auch die Exportschlager für die USA – Autos, Maschinen und Pharmazeutika – in besonderem Umfang produziert." Allerdings blieben die Aussichten gedämpft, so Scheuerle weiter: "Wie das im Leben nun mal so ist: Auf die rauschende Nacht folgt am nächsten Tag der Kater", warnte Scheuerle. "In die Gegenwart vorgezogene Käufe fehlen in der Zukunft." Ähnlich sieht das die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). "Ein leichtes Durchschnaufen, bevor der Zollhammer wirklich kommt", kommentierte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Entwicklung.

Die Exporte in die weltgrößte Volkswirtschaft USA, die zugleich Deutschlands wichtigster Handelspartner ist, nahmen um 2,4 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro zu. Dahinter stecken wohl Vorzieheffekte: Um höhere Preise infolge der Zölle zu vermeiden, haben viele Unternehmen ihre Bestellungen vorgezogen. Künftig drohen aber Einbußen: Präsident Donald Trump hatte Anfang April verkündet, dass künftig höhere Zölle auch auf Importe aus der Europäischen Union fällig werden.

Nur schwache Erholung durch Zollschock

Das hat die Stimmung unter den deutschen Exporteuren im April auf den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren gedrückt, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. "Der Zollkonflikt mit den USA hat die Hoffnung auf eine Erholung der Exportwirtschaft unterbrochen", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die hohe Unsicherheit, wie sich die Zölle tatsächlich entwickeln, wird die Lage vermutlich weiter verschlechtern."

In die EU-Staaten wurden im März Waren im Wert von 72,3 Milliarden Euro exportiert, ein Plus von 3,1 Prozent zum Vormonat. Die Exporte in die Volksrepublik China stiegen sogar um 10,2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro, die in das Vereinigte Königreich sanken dagegen um 2,8 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro.

Pharmabranche produziert fast ein Fünftel mehr

Die Industrie allein produzierte im März 3,6 Prozent mehr als im Vormonat. Spürbare Zuwächse verzeichneten die Pharmabranche (+19,6 Prozent), die Fahrzeugindustrie (+8,1 Prozent) und die Maschinenbauer (+4,4 Prozent). Außerhalb der Industrie schrumpfte die Energieerzeugung im März um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, während die Bauproduktion um 2,1 Prozent zunahm. "Donald Trumps Zollschock sowie der ausbleibende Neustart der deutschen Wirtschaftspolitik sprechen mittelfristig nur für eine schwache Erholung", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte im Jahresdurchschnitt stagnieren."

Dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge könnte sich der Aufschwung angesichts der vorübergehenden Aussetzung der Zollerhöhungen durch Trump im Frühjahr fortsetzen. "Die Unsicherheit über den weiteren handelspolitischen Kurs der USA drückt sich jedoch in deutlich gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen aus", erklärte das Ministerium. Daher könne es im weiteren Jahresverlauf auch wieder zu einer Abschwächung der Industriekonjunktur kommen.

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