Zoll-Hoffnung schon verflogen: Dax schließt mit leichtem Minus

Die Hoffnung der Anleger auf eine Entspannung im Zollstreit ist am Donnerstag rasch verflogen. Nachdem ein US-Gericht die meisten Zölle von US-Präsident Donald Trump für rechtswidrig erklärt hatte, öffnete der deutsche Leitindex Dax noch mit klaren Auftaktgewinnen. Im weiteren Handelsverlauf an Christi Himmelfahrt bröckelten die Gewinne jedoch ab, sodass der Dax letztlich 0,44 Prozent auf 23.933 Punkte schwächer schloss.
Der MDax der mittelgroßen Werte hielt sich indes in der Gewinnzone und verbesserte sich um 0,16 Prozent auf 30.697 Punkte.
Ein US-Bundesgericht sprach dem US-Präsidenten Trump die Befugnis ab, weitreichende Zölle unter Berufung auf ein Notstandsgesetz zu verhängen. Die betreffenden Zölle würden "aufgehoben und ihre Anwendung dauerhaft untersagt", hieß es in der Entscheidung des für internationalen Handel zuständigen Gerichts in New York.
Damit ist Trumps aggressive Handelspolitik, die die Finanzmärkte weltweit zwischenzeitlich erschüttert hatte und immer wieder für Unruhe sorgt, zumindest vorerst etwas ausgebremst. Die US-Regierung legte allerdings umgehend Berufung gegen die Entscheidung ein. Diese betrifft die meisten Zölle, die von Trumps Regierung erlassen oder vorübergehend ausgesetzt wurden. Nicht betroffen sind dagegen Zölle auf bestimmte Produkte wie Stahl, Aluminium und Autos sowie Abgaben auf Produkte wie Arzneimittel und Halbleiter, die die US-Regierung angedroht hat.
Laut den Experten von Capital Economics sorgt das Urteil für noch mehr Unsicherheit in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union. Trumps Position sei geschwächt, gleichwohl blieben die Zoll-Risiken sehr real, auch weil Zölle auf einzelne Sektoren vom Urteil nicht betroffen seien.
Chip-Aktien nach Nvidia-Zahlen gefragt
Aktien von Unternehmen, die auch wegen umfangreicher Produktion in asiatischen Ländern besonders im Fokus der Zollsorgen stehen, profitierten von der Entwicklung. So gewannen etwa die Papiere des Sportartikel-Herstellers Adidas 0,73 Prozent.
Mit Blick auf Nvidia waren die Anleger am Vortag vor der Zahlenveröffentlichung durchaus nervös, denn die Geschäftszahlen des US-Techkonzerns haben große Bedeutung für die Marktstimmung weit über den Sektor hinaus. Mit seinem rasanten Umsatzplus wischte Nvidia aber die Sorgen weg. "Der KI-König hat inmitten des Handelskriegs geliefert", schrieb Experte Stephen Innes von SPI Asset Management.
Die Aktien des Chipkonzerns Infineon gewannen im Dax 0,74 Prozent. In der zweiten und dritten Börsenreihe waren Aktien wie die des Maschinenbauers für Chiphersteller, Aixtron, des Tech-Unternehmens Süss Microtec und des Halbleiter-Wafer-Herstellers Siltronic mit Kursanstiegen von bis zu zwei Prozent gefragt.
Unter Druck standen die 2025 bisher sehr starken Aktien von Heidelberg Materials mit minus 2,1 Prozent. Großaktionär Spohn Cement Beteiligungen verkaufte Kreisen zufolge 1,5 Millionen Aktien des Baustoffkonzerns. Der Preis habe bei 175 Euro je Anteilschein gelegen, berichtete die Nachrichtenagentur Blomberg am späten Mittwochabend unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente.
Die Aktien von Auto1 verloren 3,8 Prozent. Belastend wirkten die Geschäftszahlen und der Ausblick des britischen Autohändlers Auto Trader. Zahlen und Ausblick lagen laut der Schweizer Bank UBS leicht unter den Markterwartungen.
Euro holt anfängliche Verluste wieder auf
Nach zunächst deutlichen Verlusten erholte sich der Euro indes. So ist die Lage nach einer aufsehenerregenden Entscheidung eines US-Bundesgerichts gegen die Zollpolitik von Präsident Donald Trump unübersichtlich.
Der Fall wird aller Voraussicht nach durch die Instanzen gehen. Beobachter schließen nicht aus, dass ein Berufungsgericht die Maßnahmen vorläufig wieder in Kraft setzt. Manch ein Experte sieht zudem mögliche Schlupflöcher für die US-Regierung. Am Donnerstagnachmittag kosteten ein Euro 1,1347 US-Dollar, nachdem der Kurs in der Nacht noch bis auf 1,1211 Dollar abgesackt war. Die ist der höchste Stand seit Dienstag. Vor der Gerichtsentscheidung hatte der Euro bei 1,13 Dollar notiert.
Auch Verluste bei Gold wurden im Handelsverlauf wieder aufgeholt. Zuletzt gewann der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) 0,89 Prozent auf 3.316 US-Dollar hinzu. In Euro gerechnet stieg der Preis um 0,55 Prozent.
(mit Material von dpa-AFX)