Österreich öffnet Bundesschatz für den öffentlichen Sektor

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Wien (Reuters) - In Österreich wird der sogenannte Bundesschatz künftig auch öffentlichen Einrichtungen zugänglich gemacht.

Das von der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) im Vorjahr wieder eingeführte Anlageprodukt, das bisher ausschließlich Privatpersonen offenstand, soll nun rund 5000 Institutionen des öffentlichen Sektors zur Verfügung stehen – darunter Bundesländer, Gemeinden, Städte sowie staatliche Unternehmen. "Gerade in Zeiten volatiler Finanzmärkte ist eine sichere und risikoarme Veranlagung entscheidend", sagte Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) am Montag. Die öffentlichen Einheiten würden zusätzlich von den günstigen Finanzierungskonditionen des Bundes profitieren.

Angeboten werden verschiedene Laufzeiten - von täglich fälligem Geld bis hin zu einjährigen Veranlagungen. Die Zinssätze variieren je nach Laufzeit und sind laut OeBFA-Chef Markus Stix marktkonform. Für eine Anlagedauer von einem Monat liegt der Zinssatz aktuell bei rund 2,0 Prozent, für zwölf Monate bei 1,60 Prozent. Kontoführungsgebühren fallen nicht an.

Darüber hinaus verwies der Finanzminister auf einen potenziellen fiskalischen Effekt: Der Bundesschatz könnte dazu beitragen, die gesamtstaatliche Schuldenquote zu senken. Hintergrund ist die EU-Regelung, wonach Schulden zwischen Einheiten innerhalb des staatlichen Sektors bei der Berechnung der Staatsschuldenquote nicht berücksichtigt werden. Nach Angaben von Stix halten öffentliche Einrichtungen liquide Mittel in Höhe von knapp 30 Milliarden Euro bei Banken. Würden diese vollständig in Bundesschätzen angelegt, könnte die staatliche Schuldenquote theoretisch um bis zu sieben Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) reduziert werden. Das tatsächliche Ausmaß ist laut Ministerium jedoch schwer prognostizierbar.

Per Jahresende 2024 lag Österreichs Schuldenquote bei 81,8  Prozent des BIP und damit deutlich über der EU-Vorgabe von 60 Prozent. Die Kreditwürdigkeit des Landes wird von den großen Ratingagenturen dennoch weiterhin als hoch eingeschätzt: Standard & Poor’s vergibt ein Rating von AA+ mit stabilem Ausblick, Fitch bewertet Österreich ebenfalls mit AA+, jedoch mit negativem Ausblick.

Der Bundesschatz wurde ursprünglich 2002 eingeführt und im Jahr 2019 aufgrund der damals anhaltenden Niedrigzinsphase eingestellt. In Deutschland war ein vergleichbares Produkt, der Bundesschatzbrief, bereits Ende 2012 ausgelaufen. 2024 wurde der Bundesschatz in Österreich wieder aufgelegt. Laut OeBFA haben sich seither 110.000 Privatpersonen registriert, das bisherige Anlagevolumen beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro. Finanzminister Marterbauer zählt sich selbst dazu: "Ich bin begeisterter Bundessparer und habe den Großteil meiner Ersparnisse dort angelegt. Das ist das Sicherste, was man haben kann".

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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