Deutsche Telekom baut mit Nvidia-Produkten industrielle KI-Cloud

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Berlin/Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Telekom baut in Zusammenarbeit mit dem Chip-Konzern Nvidia eine industrielle KI-Cloud für die europäische Industrie in Deutschland auf.

Dies soll den späteren Bau von KI-Gigafactories beschleunigen, die auch die schwarzrote Bundesregierung fördern will. "Wir begrüßen das Engagement von Nvidia und seiner Partner ausdrücklich. Diese Kooperation kann ein bedeutender Schritt für Deutschlands digitale Souveränität und wirtschaftliche Zukunft werden", sagte Kanzler Friedrich Merz am Freitag nach einem Treffen mit Nvidia-Chef Jensen Huang in Berlin. Digitalstaatssekretär Thomas Jarzombek forderte aber auch die deutschen Industriekonzerne auf, sich an sogenannten KI-Gigafactories zu beteiligen.

Die Telekom will mindestens 10.000 sogenannte GPU-Recheneinheiten von Nvidia in bestehende Rechenzentren einsetzen, deren Leistung dadurch beschleunigt wird. Dies soll bis 2026 abgeschlossen sein. Die Gigafactories - große Rechenzentren auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) - sollen dann bis 2027 entstehen. Die Bundesregierung will laut dem schwarz-roten Koalitionsvertrag den Einsatz von bis zu 100.000 GPU mit einem Staatszuschuss von 35 Prozent fördern. "Das heißt aber, dass die Industrie 65 Prozent übernehmen muss", betonte der Digital-Staatssekretär Jarzombek.

In der Europäischen Union (EU) sollen fünf der besonders leistungsfähigen Rechenzentren entstehen. Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass sich die Telekom gemeinsam mit SAP, dem Webhoster und Cloud-Anbieter Ionos sowie einer Tochter der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) für den Bau einer solchen Anlage bewerben will.

TAUSENDE HOCHMODERNE CHIPS

Nvidia wird für die angekündigte Industrie-KI-Cloud den Angaben zufolge Prozessoren der aktuell leistungsfähigsten "Blackwell"-Reihe liefern. "Diese Infrastruktur wird dem Markt nicht nur für industrielle Anwendungen zur Verfügung stehen, sondern gezielt auch Startups sowie Forschungseinrichtungen zugänglich gemacht", betonte die Telekom. Zum Vergleich: Nvidia hat bereits 24.000 GPU im Supercomputer in Jülich im Einsatz, der gerade zum viertschnellsten Rechner der Welt gekürt wurde.

"Im Zeitalter der KI braucht jeder Hersteller zwei Fabriken: eine zum Herstellen von Dingen und eine zum Erschaffen der Intelligenz, die diese antreibt", sagte Nvidia-Chef Jensen Huang laut der Pressemitteilung der Telekom. Huang traf am Freitag mit Bundeskanzler Friedrich Merz zusammen, um die Zusammenarbeit beim Aufbau einer souveränen KI-Infrastruktur zu diskutieren. Der US-Konzern werde gemeinsam mit Partnern speziell auf den Bedarf der deutschen Industrie zugeschnittene Rechenzentren aufbauen, teilte die Bundesregierung anschließend mit.

Nach Ansicht des Digital-Staatssekretärs reicht es nicht aus, wenn Unternehmen wie die Telekom dann große Rechenzentren betreiben. "Die deutsche Industrie muss sich an einer KI-Gigafactory beteiligen", forderte Jarzombek, der Huang vor wenigen Tagen in Paris getroffen hatte. Die deutsche Industrie hinke beim KI-Einsatz ohnehin hinter der Konkurrenz etwa aus den USA und China her, kritisierte er. "Leider sehen wir anders als in Frankreich eine völlige Passivität der deutschen Konzerne. Wir brauchen hier mehr Ambitionen."

NOTWENDIGE MILLIARDENINVESTITIONEN

Der Beratungsfirma Deloitte zufolge muss Deutschland in den kommenden fünf Jahren bis zu 60 Milliarden Euro in den Ausbau von KI-Rechenzentren investieren und die heimischen Rechenkapazitäten verdreifachen, um wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben und seine technologische Souveränität zu behaupten. Die Baukosten für neue Anlagen lägen allerdings deutlich höher als in anderen europäischen Staaten. "Zudem sind die Strompreise in Deutschland fast doppelt so hoch wie in den USA, dabei stehen sie für bis zu 60 Prozent der gesamten Betriebskosten eines Rechenzentrums."

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger verwies darauf, dass der Bund eine nationale Strategie für die Förderung von Rechenzentren entwickle. Sie beinhalte unter anderem erleichterte Planungsverfahren und gedeckelte Strompreise.

(Bericht von Andreas Rinke, Hakan Ersen und Christoph Steitz; redigiert von redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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