Bosch: Europa darf sich bei KI nicht zu Tode regulieren

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(Stellt im 3. Absatz, 2. Satz klar: KI-Umsatz soll bis Mitte der 30er Jahre verdoppelt werden, nicht bis 2025)

Frankfurt (Reuters) - Europa droht sich nach Befürchtung des Technologiekonzerns Bosch mit kleinteiliger Regulierung Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Schlüsseltechnologie selbst auszubremsen.

"Momentan sieht es im globalen Vergleich leider so aus, als ob Europa seine KI-Zukunft mit überzogener Regulierung unnötig verzögern würde", sagte Bosch-Chef Stefan Hartung auf einer Technikkonferenz des Stuttgarter Unternehmens am Mittwoch. Es gebe zu viele und teils zu strenge Vorschriften zur Umsetzung des 2024 beschlossenen "AI Act" der Europäischen Union (EU), hinzu kämen womöglich noch national unterschiedliche Vorgaben.

"Diese Mischung aus Bürokratie und strengen, aber unklaren Vorgaben macht den Standort Europa für KI-Unternehmen deutlich weniger attraktiv als andere Weltgegenden", warnte Hartung. EU-weit einheitliche Regeln für eine vertrauenswürdige KI, die den Menschen diene, seien sinnvoll. Doch sollte sich der Gesetzgeber auf einen Rahmen mit den wichtigsten Punkten beschränken statt jedes Detail der sich ständig weiterentwickelnden Technologie zu behandeln. "Oder wir regulieren uns zu Tode, weil wir versuchen, gegen den technischen Fortschritt zu regulieren", betonte er. "Es gewinnt der, der sich am wenigsten verrückt reguliert - und da sind wir auf gutem Weg, das falsch zu machen."

WACHSTUMSMARKT

Der Stiftungskonzern arbeitet schon lange an der Anwendung von KI, hält daher die meisten Patente in Europa und will bis Ende 2027 mehr als 2,5 Milliarden Euro zusätzlich investieren. Bis Mitte der 30er Jahre wollen die Schwaben den Umsatz damit auf mehr als zehn Milliarden Euro verdoppeln. Bosch ist nicht der erste Techkonzern aus Europa, der Überregulierung in Sachen KI kritisiert. Bereits vor der Verabschiedung des "AI Act" vor mehr als einem Jahr hatten Kritiker vor zu straffen Zügeln Europas für KI gewarnt. Im Herbst wiesen viele Unternehmen, darunter Europas größtes Softwarehaus SAP und die Facebook-Mutter Meta, in einem offenen Brief auf die Gefahren für den Wirtschaftsstandort hin. "Ein fragmentierter Ansatz bei der Regulierung von KI bringt Europa im globalen Wettbewerb um Innovationen erneut ins Hintertreffen." Einer im Mai 2025 vorgestellten Studie des deutschen Digitalverbands Bitkom zufolge haben mehr als zwei Drittel der heimischen Unternehmen wegen rechtlicher Hürden oder Unsicherheiten mindestens eine Innovation auf Eis gelegt. Der Verband fordert daher in einem Zehn-Punkte-Plan zur Förderung von KI unter anderem eine praxistaugliche Umsetzung des "AI Act". Nach einem AI-Index der US-Universtität Stanford wurden in den USA im vergangenen Jahr 40 nennswerte KI-Modelle entwickelt, in China 15 - und in Europa drei, wie Bosch erklärte.

Der Druck ist gewachsen, seit unter US-Präsident Donald Trump die Vereinigten Staaten KI möglichst gar nicht reglementieren wollen und US-Techriesen mit dem Projekt "Stargate" die KI-Infrastruktur, etwa Rechenzentren, für bis zu 500 Milliarden Dollar ausbauen wollen. Die EU-Kommission kündigte kurz darauf an, in den kommenden Jahren 200 Milliarden Euro an Investitionen in KI mobilisieren zu wollen. Dabei sollen 150 Milliarden Euro privater Gelder durch 50 Milliarden Euro EU-Mittel ergänzt werden.

Bosch arbeitet an KI-Lösungen für Anwendungen wie autonomes Fahren, effizientere Steuerung von Maschinen und Anlagen in der Industrie bis hin zu Produkten wie dem intelligenten Backofen. Die neueste technische Revolution auf dem Feld ist "agentische KI", wie Bosch-Geschäftsführerin Tanja Rückert erklärte. Verschiedene KI-Programme sprechen dabei miteinander und entscheiden eigenständig. In der industriellen Fertigung könnten so Ausfallzeiten und Ausschuss reduziert, die Produktivität gesteigert werden. Befürchtungen, die Software könnte eines Tages machen, was sie will oder massiv Arbeitsplätze vernichten, teilt sie nicht. "Es liegt an uns, es so zu steuern, dass es zum Vorteil des Menschen ist."

(Bericht von Ilona Wissenbach und Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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