Europas Börsen hinken Wall Street hinterher

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2025. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Frankfurt (Reuters) - Während die Wall Street von Rekord zu Rekord eilt, ziehen Anleger an den europäischen Aktienmärkten die Köpfe ein.

Der deutsche Leitindex Dax gab am Dienstag erneut anfängliche Gewinne zügig wieder ab und sank um 0,4 Prozent auf 23.814 Punkte. Der EuroStoxx50 gab 0,3 Prozent auf 5287 Zähler nach. Anleger trieb vor allem die näher rückende Frist im Zoll-Streit mit den USA um.

"Nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage ist die aktuelle Konsolidierung im Dax mehr als gesund", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Der Schwung scheint für den Moment raus, ein Indexstand über 24.000 Punkten attraktiv für Gewinnmitnahmen und echte positive Impulse sind derzeit eher Mangelware." Die Aussicht auf Handelsabkommen sowie mögliche Zinssenkungen hatten an der Wall Street sowohl den S&P 500 als auch den Nasdaq-Index auf frische Rekordschlussstände getrieben. In den vergangenen drei Monaten drehte sich damit das Blatt und der Dax hinkte den Wall Street-Indizes hinterher, während er zum Jahresanfang noch deutlich in Führung lag.

KOMMT BASISZOLL VON ZEHN PROZENT?

Mit Spannung warteten Investoren nun auf eine Annäherung bei den Handelsgesprächen mit den USA. Die Europäische Union ist einem Medienbericht zufolge offen für ein Handelsabkommen, das einen allgemeinen Zoll von zehn Prozent auf viele ihrer Exporte vorsehen würde. Die EU gehe damit einen großen Schritt auf US-Präsident Donald Trump zu, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

"Die Bereitschaft, den Basiszoll von zehn Prozent dauerhaft zu akzeptieren, zeigt, wie sehr die EU einen Handelsdeal erreichen will." Damit würden die in der EU ansässigen Firmen ihre Planungssicherheit zurückgewinnen. Dagegen hat sich der Ton zwischen den USA und Japan im Handelsstreit verschärft. Die Regierung in Tokio betonte, dass sie den japanischen Agrarsektor nicht opfern werde, nachdem Trump sich beschwert hatte, dass Japan nicht genug amerikanischen Reis importiere.

ZINSKURS IM FOKUS

Neben den Handelsgesprächen treibt Anleger auch der künftige Zinskurs um, der auch auf dem jährlichen Geldpolitik-Forum der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra Thema ist. Das Notenbanker-Treffen dürfte nun den Kontrast zwischen den zügigen Zinssenkungen in der Eurozone und der zögerlichen Haltung der US-Notenbank aufzeigen, konstatierte Stanzl. "Dies könnte auch zu neuen Spannungen zwischen Donald Trump und Jerome Powell führen." Derzeit erwarteten die Märkte noch eine Zinssenkung der EZB und zwei der Federal Reserve.

Die Inflation in der Euro-Zone ist unterdessen leicht gestiegen und liegt nun genau auf der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent. "Während die Energiepreise im Jahresvergleich die Teuerungsentwicklung weiterhin dämpfen, bleiben die Dienstleistungspreise das Sorgenkind", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank Group.

Der Euro notierte unterdessen mit 1,1781 Dollar auf dem höchsten Stand seit fast vier Jahren. Von Januar bis Juni hatte die Gemeinschaftswährung um 13,8 Prozent zugelegt und damit laut LSEG-Daten die bislang stärkste Performance in einem ersten Halbjahr hingelegt. Dagegen ist der Dollar in diesem Jahr um mehr als zehn Prozent gefallen. Das ist der größte Einbruch in der ersten Jahreshälfte seit Beginn der Ära der frei schwankenden Währungen Anfang der 1970er Jahre.

VERSORGUNGSUNTERNEHMEN GEFRAGT

Die höchsten Kursgewinne verbuchten europäische Energieversorger; der entsprechende Branchenindex zog um 1,6 Prozent an. Im Dax gehörten RWE und E.ON mit einem Kursplus von jeweils mehr als zwei Prozent zu den stärksten Werten. Auch bei Vonovia griffen Anleger zu und trieben den Wert um rund ein Prozent nach oben. Deutschlands größter Immobilienkonzern komme bei der Umsetzung seiner Strategie auf dem Weg zu seinen Mittelfristzielen gut voran, hieß es in einer Präsentation zu einem Analysten- und Investorentag in Bochum.

Dagegen gaben die Anteilsscheine von InPost knapp sechs Prozent nach, nachdem ein von der Beteiligungsfirma Advent International kontrolliertes Unternehmen institutionellen Anlegern einen Anteil von etwa 3,5 Prozent an dem auf Paketstationen spezialisierten Logistikkonzern angeboten hatte.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

onvista Premium-Artikel

Rheinmetall, Renk und Hensoldt
Die drei deutschen Rüstungs-Aktien im großen Chart-Check14. Aug. · onvista
Die drei deutschen Rüstungs-Aktien im großen Chart-Check
Palantir-Gründer Peter Thiel investierte früh
Bullish startet furios an der Börse - so laufen die Geschäfte der Krypto-Plattform14. Aug. · onvista
Das Bullish-Logo auf einem Smartphone