Nike-Chef verbreitet nach Minus-Jahr Aufbruchstimmung

München/London (Reuters) - Der US-Sportartikelriese Nike will nach einem mauen Jahr die verlorenen Käufer mit einem stärkeren Fokus auf den Sport zurückgewinnen und sucht einen Ausweg aus dem Zollstreit der USA mit China.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende Mai) brach der Umsatz währungsbereinigt um neun Prozent auf 46,3 Milliarden Dollar ein, wie der Adidas-Rivale aus Beaverton im US-Bundesstaat Oregon am Donnerstagabend mitteilte. Der Nettogewinn fiel um 44 Prozent auf 3,22 Milliarden Dollar. Finanzvorstand Matthew Friend kündigte in einer Telefonkonferenz an, Nike werde weniger Schuhe und Textilien aus China in die USA importieren. Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle kosteten das Unternehmen eine Milliarde Dollar.
Bis Mai 2026 sollen weniger als zehn Prozent der auf dem Heimatmarkt verkauften Waren aus China kommen. Bisher sind es 16 Prozent - zum Vergleich: Bei Adidas werden weniger als fünf Prozent der US-Importe in China produziert. Nun will auch Nike mehr in anderen asiatischen Ländern herstellen lassen. Zudem würden weitere Kostensenkungen geprüft, sagte Friend. Die Preise in den USA hatte der Konzern wegen der Zölle schon erhöht. "Die Folgen der Zölle sind beträchtlich", sagte Morningstar-Analyst David Swartz. "Ich glaube aber, dass auch andere Sportartikelhersteller die Preise erhöhen werden, so dass Nike nicht zu viel Marktanteil verlieren dürfte."
Im vierten Quartal blieben sogar nur 211 Millionen Dollar Nettogewinn, 86 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, weil Nike Lagerbestände - etwa bei den Schuh-Modellen "Air Force 1" und "Air Jordan 1" - verramschte. Die Bruttomarge brach deshalb von März bis Mai auf 40,3 von 44,7 Prozent ein. Trotzdem stagnierten die Lagerbestände im Vorjahresvergleich bei 7,5 Milliarden Dollar. Die größten finanziellen Belastungen durch den Umbau seien nun verkraftet, "und wir erwarten, dass der Gegenwind ab sofort nachlässt", sagte Finanzchef Friend. Der Umsatzrückgang fiel im Quartal mit zwölf Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar geringer aus als Analysten befürchtet hatten. Adidas verzeichnete zuletzt zweistellige Umsatzzuwächse.
"Unsere finanziellen Ergebnisse sind zwar im Rahmen unserer Erwartungen, aber nicht da, wo wir sie haben wollen", sagte der im Herbst aus dem Ruhestand zurückgeholte Vorstandschef Elliott Hill. Im neuen Geschäftsjahr soll sich die neue Strategie unter dem Namen "Win Now" auszahlen, für die er die Marketingausgaben um 15 Prozent nach oben geschraubt hat. "Wir schlagen ein neues Kapitel auf", sagte Hill. Der nächste Schritt sei eine Sport-Offensive, mit der der Umsatz wieder wachsen solle. Um bei Läufern wieder zu punkten, hat Nike die Modelle "Pegasus" und "Vomero" auf den Markt gebracht. Mit Erfolg, wie Citi-Analystin Monique Pollard feststellte. Damit könne Nike die Einbußen bei den klassischen Sneakern wettmachen.
VORBILD ADIDAS
Mit der Sport-Strategie folgt Nike dem Beispiel von Adidas unter Vorstandschef Björn Gulden. Am Donnerstag hatte Nike in Paris die kenianische Langstreckenläuferin Faith Kipyegon in Nike-Schuhen antreten lassen, die zum ersten Mal die Meile unter vier Minuten laufen sollte. Daran scheiterte sie, stellte aber einen inoffiziellen Weltrekord auf. Gulden hat sich erfolgreich auch um ein besseres Verhältnis zu Groß- und Einzelhändlern bemüht, statt nur auf den lukrativeren Verkauf über das Internet und eigene Läden zu setzen. Den gleichen Kurswechsel nahm Hill bei Nike vor. Das zahlte sich im vierten Quartal aus: Während die Online-Verkäufe um 26 Prozent einbrachen, ging der Verkauf über den Großhandel nur um neun Prozent zurück.
Für das erste Quartal (Juni bis August) sagte Finanzchef Friend einen weiteren Umsatzrückgang um etwa fünf Prozent voraus - Analysten hatten aber mit mehr als sieben Prozent gerechnet. Das reichte, um die Nike-Aktie im nachbörslichen Handel kräftig steigen zu lassen. In Frankfurt lag sie am Freitag elf Prozent über dem Vortagesniveau und zog die anderen Werte aus der Branche mit: Adidas stiegen um 3,3 Prozent, Puma um 4,1 Prozent.
(Bericht von Juveria Tabassum in Bangalore, Helen Reid und Alexander Hübner in München, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)