Kolumne von Alexander Mayer

5 Gründe, warum dieser Bitcoin-Bullrun noch lange weitergehen kann

decentralist.de · Uhr

Nach einer kurzen Schwächephase im ersten Quartal des Jahres befindet sich der Bitcoin - mal wieder - im Bullenmodus. Ein Grund dafür dürfte der politische Kurs der Trump-Regierung sein. Warum das so ist und welche Gründe noch dahinterstecken, erfährst du in dieser Kolumne.

Quelle: tungtaechit/Shutterstock.com

Der Bitcoin-Kurs befindet sich wieder in einem stabilen Aufwärtstrend, nachdem in einer zwischenzeitlichen Schwächephase zwischen Ende Januar und Anfang April die anfängliche Euphorie über den Sieg des Pro-Bitcoin-Präsidenten Trump wieder abverkauft wurde. Nun zeigen sich allmählich die fundamentalen Effekte, die durch den politischen Richtungswechsel in den USA aktiviert wurden.

Anders als im letzten Zyklus zwischen 2020 und 2021, der enorm durch spekulative Kursbewegungen und künstliche Liquidität als Antwort auf die Corona-Krise angetrieben wurde, zeigt Bitcoin seit 2023 einen stabileren Aufwärtstrend, der durch eine starke fundamentale Nachfrage gestützt wird.

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Im Wesentlichen sind es fünf makroökonomische Faktoren, die diesen Krypto-Zyklus antreiben und Spielraum dafür liefern, dass dieser Bullrun noch eine ganze Weile weitergehen kann:

1. Die US-Schuldenkrise

Beginnen wir mit dem Elefanten im Raum – der immer realer werdenden US-Schuldenkrise. Jahrzehntelang ist die defizitäre Haushaltspolitik der USA gut gegangen, da sie nach den Weltkriegen als neue wirtschaftliche Supermacht aufgestiegen sind, der Dollar zur Weltleitwährung geworden ist und global eine hohe Nachfrage nach US-Dollar und US-Staatsanleihen bestand.

Die Ära der US-Dominanz neigt sich jedoch aufgrund mehrerer Faktoren langsam, aber sicher dem Ende zu. Das Wirtschaftswachstum in wichtigen Exportländern wie China, Japan oder auch Deutschland gerät ins Stocken, da die Bevölkerung altert und weniger über die USA eingenommene Handelsüberschüsse zurück in US-Assets wie zum Beispiel US-Staatsanleihen fließen können. Das Geld wird vermehrt zur Subventionierung der Sozialsysteme gebraucht.

Gleichzeitig findet aufgrund der wachsenden geopolitischen Spannungen eine schrittweise Abkehr vom Dollar-System statt. Länder wie die BRICS-Staaten wollen sich vom Dollar lösen und eigene Alternativen fördern. Das führt langfristig zu einer für die USA problematischen Dynamik: Das immer weiterwachsende Angebot an Staatsanleihen zur Finanzierung des steigenden Defizits trifft auf eine schwindende Nachfrage.

Das lässt – abseits politisch nicht wirklich umsetzbarer drastischer Sparmaßnahmen – nur eine Lösung zu: Es muss eine künstliche Nachfrage für Anleihen geschaffen werden. Änderungen der Fremdkapitalrisikoregelungen für US-Geschäftsbanken sind bereits im Gespräch und könnten diesen Sommer umgesetzt werden. US-Banken könnten schon bald unbegrenzt Staatsanleihen kaufen, um den Schuldenhunger der Regierung zu bedienen. Die Federal Reserve wird mit künstlicher Liquidität zur Seite stehen, sollten die Banken – wie beispielsweise im März 2023 – in Liquiditäts-Engpässe geraten.

Das führt langfristig zu einer weiteren Ausweitung und Entwertung des Dollars. Diese neue Liquidität dürfte unter anderem ihren Weg in Bitcoin finden. Gleichzeitig schwindet durch die anhaltende Schuldenkrise das Vertrauen in die US-Dominanz und macht US-Vermögenswerte langfristig unattraktiver – Anfänge einer Kapitalrotation in andere Märkte, wie Europa, Emerging Markets, Gold und auch in Bitcoin konnten dieses Jahr vermehrt an den Börsen beobachtet werden.

2. Der globale Liquiditätszyklus

Nicht nur die USA müssen die Liquidität ausweiten, um die Löcher zu stopfen. Der Rest der Welt ist bereits in den nächsten geldpolitischen Lockerungszyklus übergegangen. Die EZB senkt die Zinsen, China unterstützt den heimischen Markt mit Liquidität und auch viele andere Zentralbanken weltweit greifen mit Zinssenkungen unter die Arme. Das erhöht die Liquidität und damit das verfügbare Kapital, welches in Vermögenswerte wie Bitcoin fließen kann.

3. Die institutionelle Adaption von Bitcoin

Die wachsende Sorge um die Stabilität des Dollar-Systems geht Hand in Hand mit der steigenden Attraktivität von Bitcoin als alternativem Wertspeicher. Die Zulassung der ETFs an der Wallstreet hat Bitcoin für institutionelle Investoren salonfähig gemacht. Immer mehr Unternehmen und sogar ganze Staaten nehmen Bitcoin als Hedge gegen globale systemische Risiken in ihre Balancesheets auf.

Die USA nehmen dabei eine führende Rolle ein: zuletzt hat der US-Bundesstaat Texas eine strategische Bitcoin-Reserve mit einem Startkapital von 10 Millionen Dollar eingeführt. Sollte über die nächsten Jahre nur ein Bruchteil des Kapitals im traditionellen Finanzsystem in die Kryptowährung rotieren, liefert das den Spielraum für eine extreme Neubewertung von Bitcoin. Die Welle der Adaption kam langsam, rollt nun jedoch immer schneller.

4. Der Halving-Zyklus

Ein weiterer Baustein bleibt das Bitcoin-Halving, bei dem alle vier Jahre die Neuerzeugungsrate von Bitcoin halbiert wird. Dies hat einen positiven Effekt auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Während immer weniger neue Bitcoins auf den Markt kommen, steigt die Nachfrage nicht zuletzt aufgrund des größeren institutionellen Interesses stetig weiter.

Hinzu kommt, dass der spekulative Charakter von Bitcoin abnimmt. Mehr und mehr Investoren halten Bitcoin aus langfristigen Gründen und sind nicht bereit, ihre Bestände leichtfertig zu verkaufen. Das hat vor allem in den letzten Monaten zu einem wachsenden Liquiditätsrückgang an den Bitcoin-Märkten geführt, der den Preis nach oben treibt.

Bitcoin-Liquiditätsverlauf
Quelle: decentralist.de / Tradingview

Das Halving gibt dabei die vierjährigen Zyklen vor, in denen Bitcoin sich bewegt und die eine enge Korrelation mit dem Liquiditätszyklus an den Märkten haben.

5. Der Business Cycle

Viele Marktexperten argumentieren, dass die US-Wirtschaft kurz vor einer Rezession steht. Auch Europa, China und Japan sind wirtschaftlich schwach auf der Brust. Viele befürchten aufgrund der global anhaltenden Wirtschaftsschwäche den nächsten Bärenmarkt, der auch Bitcoin mit in die Tiefe ziehen könnte.

Die Gegenthese dazu steht im Zusammenhang mit dem Liquiditätszyklus: Da Wirtschaft und Märkte mittlerweile stark von dem künstlich angetriebenen geldpolitischen Liquiditätszyklus beeinflusst werden, spricht vieles dafür, dass wir uns nach dem Liquiditätstief aus 2022 bereits im nächsten wirtschaftlichen Aufschwung befinden, im Einklang mit der wieder steigenden Liquidität. Diese sorgt für mehr Kreditspielraum und generell mehr Kapital, welches in die Wirtschaft fließen und das Wachstum antreiben kann.

Ein relevanter Indikator dafür ist der US Purchasing Managers Index, der als vorlaufender Indikator die wirtschaftliche Aktivität im verarbeitenden Gewerbe misst. Er basiert auf Umfragen unter Einkaufsmanagern zu Themen wie Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung und Lieferzeiten. Ein PMI-Wert über 50 signalisiert Wachstum, unter 50 eine Kontraktion.

Bitcoin PMI-Wert
Quelle: decentralist.de / Tradingview

Ein Direktvergleich mit dem S&P 500 zeigt, das der PMI die Schwächephasen an den Märkten relativ genau widerspiegelt. Die Liquidität bewegt sich bereits seit 2023 wieder in die richtige Richtung, um die Wirtschaft wieder entsprechend zu stimulieren – die Federal Reserve als entscheidender Baustein lässt in diesem Zyklus allerdings noch auf sich warten. Jedoch spricht vor allem die US-Schuldenkrise dafür, dass auch die Fed bald kleinbeigeben muss und geldpolitisch lockern wird. Speziell dieser Punkt kann dazu führen, dass sich dieser Liquiditätszyklus länger erstrecken kann als die vergangenen Zyklen.

Ein Aufschwung im Business Cycle sorgt dafür, dass die breite Masse – aufgrund von mehr Jobs, höheren Löhnen, etc. - wieder mehr Kapital zur Verfügung hat, welches unter anderem seinen Weg in Vermögenswerte wie Aktien oder Kryptowährungen finden kann. Auch dieser Faktor kann Bitcoin damit zugutekommen, sobald die breite Masse sich ein Investment „wieder leisten“ kann.

Denken Sie langfristig!

Warum Bitcoin sich in einen schleichenden Liquiditäts-Kolaps hineinbewegt und was für Auswirkungen das auf den Kurs haben kann, erfahren Sie in der aktuellen Analyse von decentralist.

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