UN-Menschenrechtskommissar fordert Ende der Gewalt im Süden Syriens

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Beirut/Genf (Reuters) - Die jüngsten Kämpfe im Süden Syriens rufen die Vereinten Nationen (UN) auf den Plan.

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte am Freitag ein Ende des Blutvergießens in der Stadt Suwaida, einer Hochburg der Drusen-Minderheit in Syrien. Der Schutz sämtlicher Bewohner müsse oberste Priorität haben, erklärte Türk. Er appellierte an die Führung in Damaskus, Tötungen in Suwaida nachzugehen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Auch die UN-Flüchtlingshilfe (UNHCR) zeigte sich besorgt. Derzeit sei es für das UNHCR sehr schwierig, in Suwaida Hilfe zu leisten, sagte ein Sprecher vor der Presse in Genf. Unterdessen kamen aus der syrischen Regierung widersprüchliche Angaben zu einem neuen Einsatz der Armee in Suwaida.

Zunächst erklärte das syrische Innenministerium gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass wieder Sicherheitskräfte in die Provinz Suwaida geschickt würden. Bald darauf teilte ein Sprecher des Ministeriums laut syrischen Staatsmedien jedoch mit, dass dies nicht der Fall sei. Syrische Truppen hatten erst am Mittwoch mit einem Rückzug aus Suwaida begonnen, als eine Waffenruhe zwischen Drusen-Milizen und Beduinen-Kämpfern verkündet worden war. Doch am Donnerstag war der Konflikt zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen wieder aufgeflammt.

Die Regierung in Damaskus hatte ursprünglich Truppen nach Suwaida entsandt, um die Lage zu beruhigen. Die Truppen gerieten jedoch selbst in Gefechte mit Drusen-Milizen. In den Konflikt schaltete sich auch Israel ein, das sich als Schutzmacht der Drusen versteht. Israel hat erklärt, es werde eine Verlegung von syrischen Truppen in den Süden des Nachbarlandes nicht dulden.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu pocht auf eine entmilitarisierte Zone südlich von Damaskus und entlang der Grenze. Das israelische Militär hatte syrische Truppen in Suwaida attackiert und auch einen Luftangriff auf das Verteidigungsministerium in Damaskus gestartet.

Der syrische Machthaber Ahmed al-Scharaa warf Israel vor, das Land spalten zu wollen. Er versprach, die drusische Bevölkerungsminderheit zu schützen. Scharaa hatte den ursprünglichen Truppenrückzug auf die Vermittlung der USA, arabischer Staaten und der Türkei zurückgeführt. Bei den Kämpfen sind Dutzende Menschen - auch Zivilisten - getötet worden.

Die Gewalt unterstreicht die Herausforderungen für Interimspräsident Scharaa, Syrien zu stabilisieren. Scharaa war einst Kommandeur eines Al-Kaida-Ablegers, wandte sich aber 2016 von der Islamisten-Organisation ab. Aktuell sieht er sich tiefem Misstrauen in Teilen der syrischen Bevölkerung ausgesetzt, die eine islamistische Herrschaft fürchten.

Die sunnitischen Beduinen, vorwiegend Viehzüchter und Hirten, stehen seit Jahrzehnten in Konflikt mit den Drusen. Die Drusen sind eine arabische Religionsgemeinschaft, die aus dem Islam hervorgegangen ist, sich aber nicht als muslimisch betrachtet. Drusen leben auch in Israel und im Libanon.

(Bericht von Maya Gebeily, Tala Ramadan und Olivia Le Poidevin, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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