Nahles erwartet über drei Mio Arbeitslose - DIHK warnt vor Ausbildungskrise

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Berlin (Reuters) - Die Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnet im August mit über drei Millionen Arbeitslosen und erwartet keine rasche Besserung am Arbeitsmarkt.

"Wir werden im nächsten Monat wahrscheinlich tatsächlich die drei Millionen überschreiten", sagte BA-Chefin Andrea Nahles am Donnerstag in Nürnberg bei der Vorstellung der Juli-Bilanz. Eine schnelle und nachhaltige Besserung sei nicht in Sicht. "Da sehe ich tatsächlich die Zahl 2026 und nicht 2025", sagte Nahles mit Blick auf eine Trendumkehr. Die schwache Konjunktur und ein Mangel an geeigneten Bewerbern setzen auch den Ausbildungsmarkt unter Druck, wie aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht.

Im Juli stieg die Zahl der Erwerbslosen um 65.000 auf 2,979 Millionen, wie die BA mitteilte. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 171.000 Menschen mehr ohne Job. Saisonbereinigt fiel der Anstieg mit 2000 neuen Arbeitslosen deutlich geringer aus.

"Der Arbeitsmarkt steht weiter unter Druck", erklärte Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) in Berlin. Die Weichen für eine Besserung seien gestellt: "Mit Investitionsboostern und großen Infrastrukturmaßnahmen schaffen wir die Grundlage, um Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen."

Im Juli sei die Arbeitslosigkeit durch die beginnende Sommerpause gestiegen, sagte Nahles. Wegen der Urlaubszeit verschöben viele Betriebe Neueinstellungen auf das Ferienende. Zudem sei vielerorts das Ausbildungsjahr beendet. "Nicht alle Jugendlichen werden von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen und finden dann nahtlos eine andere Stelle", sagte Nahles. Das sei aber meist vorübergehend.

EIN VIERTEL DER FIRMEN WILL AUSBILDUNG REDUZIEREN

Laut einer Umfrage des DIHK plant mehr als ein Viertel der Unternehmen, sein Ausbildungsangebot zu verringern. "Den Unternehmen fehlen inzwischen oft finanzielle Mittel sowie klare Aussichten für den Betrieb", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Zugleich sei die Suche nach geeigneten Bewerbern für viele Betriebe das Kernproblem: "Es mangelt an Basiskenntnissen und Kompetenzen, die praktisch für jeden Ausbildungsberuf nötig sind: Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft, Einsatzwille und Lesen, Schreiben, Rechnen."

Nahles rief junge Menschen auf, ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz fortzusetzen. Auch nach dem Beginn des Ausbildungsjahres in einigen Ländern seien zehntausende Stellen frei. Insgesamt seien bislang 466.000 Ausbildungsstellen gemeldet worden. Dies seien fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Im Juli seien 182.000 noch unbesetzt gewesen. Dem stünden 140.000 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, die noch ohne Ausbildungsstelle oder eine Alternative seien.

(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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