So entwickeln sich die Märkte: Länder, Sektoren und Indizes im Sommer 2025
Heiko Böhmer
Turbulente Märkte, klare Tendenzen: Während Europa in der Länderwertung glänzt, rutschen die USA ab. Zugleich verlagert sich das Kapital zunehmend in defensive Sektoren. Wer wissen will, welche Länder und Branchen derzeit führen – und worauf es jetzt für Anleger ankommt –, erhält hier den kompakten Überblick.

Während die Schlagzeilen vielerorts von geldpolitischer Zurückhaltung, globalen Handelskonflikten und konjunkturellen Sorgen geprägt sind, liefern die internationalen Aktienmärkte ein gemischtes Bild – mit klaren Gewinnern und Verlierern auf Länder- wie Sektorebene. Besonders auffällig ist derzeit die Sektorrotation in Richtung defensiver Werte sowie die Schwäche klassischer Konjunkturbranchen. Ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungen der letzten Handelstage und des bisherigen Jahresverlaufs.
Europa dominiert die Länderwertung – USA abgeschlagen
In der Rangliste der weltweiten Aktienmärkte liegt Europa klar vorn. Griechenland behauptet die Spitzenposition vor Polen, Spanien und Österreich. Auf den Rängen fünf bis sieben folgen Südkorea, Vietnam – gestützt durch ein neues 20 Prozent-Zollabkommen mit den USA – und Italien. Deutschland fällt hingegen um zwei Plätze zurück und rangiert nun auf Platz 10.
Ein ganz anderes Bild zeigen die USA: Sie belegen mit Platz 34 nur noch einen Rang im unteren Drittel der 45 untersuchten Länder. Dänemark verliert deutlich – insbesondere wegen enttäuschender Entwicklungen bei Schwergewichten wie Novo Nordisk – und rutscht auf Rang 41 ab. China gibt ebenfalls vier Plätze ab. Schlusslicht ist Saudi-Arabien, das durch die geplante Rückkehr zur vollen Ölproduktion und durch sinkende Rohölpreise zusätzlich unter Druck gerät.
Sektorale Umschichtungen: Defensive auf dem Vormarsch
In den USA zeigt sich in den vergangenen Handelstagen eine deutliche Hinwendung zu defensiven Sektoren:
- Versorger führen das Feld an – typischerweise ein Zeichen für eine Marktphase mit erhöhter Unsicherheit.
- Kommunikationswerte profitieren unter anderem von starken Zahlen bei Meta.
- Dagegen zeigen zyklische Konsumgüter Schwäche – nicht zuletzt durch enttäuschende Ergebnisse von Amazon.
- Auch Grundstoffe geraten unter Druck, was mit dem jüngsten Rückgang des Kupferpreises zusammenhängt.
Für das bisherige Jahr 2025 ergibt sich jedoch folgendes Ranking der US-Sektoren:
An der Spitze stehen die Industriewerte gefolgt von den Versorgern. Der in den beiden vergangenen Jahre so starke Technologiesektor folgt erst dann auf Platz drei. Die Schlusslichter bilden die Sektoren Gesundheit, zyklischer Konsum und Energie – alle sogar mit negativer Jahresperformance.
Europas Sektoren: Banken an der Spitze, Auto und Medien hinten
In Europa zeigt sich ein ähnliches Bild: Banken und Versorger liegen vorn, gefolgt vom Versicherungs- und Industriesektor. Stabil bleibt auch der Bausektor, der sich in der erweiterten Spitzengruppe hält. Demgegenüber stehen Gesundheitswerte, die unter neuen Zollandrohungen leiden, sowie der Autosektor, dem angesichts schwacher Nachfrage und handelspolitischer Unsicherheiten die Erholungskraft fehlt. Medienwerte bilden das Schlusslicht im europäischen Sektorvergleich.
Fazit: Zeit für Qualität und Stabilität
Die Märkte zeigen sich angesichts politischer Spannungen, Zolldiskussionen und geldpolitischer Unsicherheit volatil – doch nicht richtungslos. Eine klare Tendenz zur Rotation in defensive Sektoren (Versorger, Versicherer) ist erkennbar. Zugleich bleibt Technologie trotz temporärer Rücksetzer ein strukturell starker Bereich – vor allem bei US-Megacaps.
Für Anleger bedeutet das: Qualität, Diversifikation und ein Augenmerk auf makroökonomische Frühindikatoren bleiben entscheidend. Europa kann aktuell mit relativer Stärke punkten – besonders bei Banken und Industrie. Wer langfristig denkt, findet auch in unruhigen Zeiten interessante Einstiegspunkte.