RTL erwartet weitere TV-Fusionen nach Sky-Kauf und ProSieben-Bieterkampf

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München (Reuters) - Angesichts des scharfen Wettbewerbs mit Streamingplattformen wie Netflix und Amazon Prime erwartet der Fernsehkonzern RTL weitere Zusammenschlüsse europäischer Privatsender.

"Ich glaube, dass es zwingend weitere Übernahmen, weitere Konsolidierung in Europa geben wird und geben muss", sagte RTL-Chef Thomas Rabe am Freitag zur Vorlage der Halbjahresbilanz. Wie der Rivale ProSiebenSat.1 litt RTL weiter unter der Flaute des für beide wichtigen Werbemarkts. RTL will mit dem im Juni angekündigten Kauf des Bezahlsenders Sky Deutschland seine Abhängigkeit vom Werbegeschäft verringern, während ProSiebenSat.1 vor einer Übernahme durch die italienische Mediengruppe MFE steht.

Übernahmen in der TV-Branche waren in Deutschland und anderen europäischen Ländern wiederholt am Einspruch der Aufsichtsbehörden gescheitert, die eine Dominanz einzelner Sendergruppen befürchten. "Da ist uns ja in den letzten Jahren nicht so fürchterlich viel geglückt", räumte Rabe ein und verwies auf fehlgeschlagene Pläne in Frankreich und den Niederlanden. Auch ein Zusammengehen von RTL und ProSiebenSat.1 in Deutschland gelang vor Jahren nicht. In den Niederlanden billigte die Kartellbehörde schließlich unter Auflagen, dass RTL seine Tochter an die belgische Mediengruppe DPG verkauft.

Auch bei Sky Deutschland sei der Fall anders gelagert, weil deren Geschäft das von RTL ergänze, bekräftigte Rabe am Freitag. Die Gespräche mit der für die Billigung zuständigen EU-Kommission seien gut angelaufen. "Und dann gehen wir davon aus, dass wir im Laufe des Jahres 2026, hoffentlich eher früher als später im Jahr 2026, die Freigabe für diese Transaktion bekommen." In Frankreich sei die bisher nicht zustandegekommene Fusion der RTL-Tochter M6 mit dem Konkurrenten TF1 unausweichlich. "In Frankreich gehe ich davon aus, dass es irgendwann zu einem Zusammenschluss der beiden führenden TV-Unternehmen kommen wird", sagte Rabe.

Von dem umstrittenen Einstieg der MFE-Holding der italienischen Familie Berlusconi bei ProSiebenSat.1 sieht RTL sich nicht beeinträchtigt. "Wir werden sehen, wie weit MFE mit der Übernahme von ProSieben kommt und wie hoch die Beteiligung von MFE an ProSieben dann tatsächlich sein wird", sagte Rabe. "Für uns hat das keinerlei Auswirkung, weil wir nicht im Wettbewerb mit MFE stehen, sondern im Wettbewerb mit ProSieben." MFE hatte sich zuletzt rund 33 Prozent der ProSieben-Anteile gesichert und liefert sich mit dem zweiten Großaktionär PPF ein Bietergefecht, das bis 13. August laufen soll.

HOFFNUNG AUF ENDE DER WERBEFLAUTE

Rückläufige Werbeeinnahmen und ein schwächeres Geschäft der Produktionstochter Fremantle in den USA belasteten die RTL Group im ersten Halbjahr. Der Konzernumsatz sank um 3,2 Prozent auf 2,781 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn (Adjusted Ebita) schrumpfte um sieben Prozent auf 160 Millionen Euro. Das Konzernergebnis, das im Vorjahreszeitraum noch von positiven Sondereffekten getrieben worden war, brach um 66 Prozent auf 59 Millionen Euro ein.

RTL bestätigte die Gewinnprognose für das Gesamtjahr, stellte diese aber unter den Vorbehalt sich erholender Werbeumsätze. Der Konzern erwartet einen Anstieg des Adjusted Ebita auf rund 780 Millionen Euro nach 721 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Voraussetzung sei, dass die TV-Werbeumsätze im zweiten Halbjahr 2025 um zwei bis drei Prozent steigen, insbesondere in Deutschland. Dies werde derzeit erwartet. Der Umsatz solle auf rund 6,45 Milliarden Euro zulegen, von 6,254 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

(Bericht von Jörn Poltz, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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