BMW: „Die Situation bleibt ernst“ ++ Fresenius: Mutter und Tochter halten an Prognose fest ++ Walt Disney: Gewinn bricht um 90 Prozent ein

onvista · Uhr

Das Vorgehen von Bund und Länder in der Coronakrise könnte auch eine gute Strategie für Anleger sein. Eine Lockerung der Ausgangsbeschränkungen findet nicht ohne eine festgelegte Absicherung statt. Die Regierung definiert klar, wann die Zügel wieder angezogen werden, falls es nicht läuft und die Zahl der Neuinfektionen erneut steigt. Keine schlechte Strategie für das eigene Aktien-Depot.

Anleger sollten jetzt nicht zu euphorisch werden. Sollte die Zahl der Neuinfektion wieder steigen, dann könnte es an den Märkten auch wieder spürbar tiefer gehen. Ein Plan, mit Ober- und Untergrenzen für die jeweiligen Aktien im Depot, kann daher nicht schaden. Wer jetzt wieder mutiger wird, der sollte, genauso wie die Politik, eine Ausstiegslösung in der Schublade haben.  Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass eine „schrittweise Rückkehr zur Normalität“ bei vielen Mitgliedern aus der Dax-Familie nicht die „Normalität“ ist, die Anleger vor der Corona-Krise gewohnt waren.

So soll es weitergehen

Bund und Länder haben sich nach einem Reuters vorliegenden Papier darauf geeinigt, Schulen schrittweise für alle Schüler sowie alle Geschäfte zu öffnen. Der Breitensport unter freiem Himmel soll ebenso wie der Profifußball in der ersten und zweiten Liga unter Auflagen wieder erlaubt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten wollen die Vereinbarungen in einer Videokonferenz im Laufe des Mittwochs beschließen. Beide Seiten betonen zwar einen gemeinsamen Ansatz. De facto überlässt die Bundesregierung aber den Ländern weitgehend die Entscheidung, auch bei Lockerungen im Kulturbereich, Tourismus oder Messen voranzugehen. Dort sind sie ohnehin zuständig.

In dem von den Chefs der Staatskanzleien der Länder mit Kanzleramtschef Helge Braun ausgehandelten Entwurf für die Sitzung wird auf die Erfolge bei der Corona-Bekämpfung durch die bisherigen Beschränkungen hingewiesen. „Auch nachdem seit dem 20. April schrittweise erste Öffnungsmaßnahmen durchgeführt wurden, ist die Zahl der Neuinfektionen niedrig geblieben. Stand heute ist keine erneut einsetzende Infektionsdynamik erkennbar“, heißt es in dem Papier. Das Robert-Koch-Institut meldete am Mittwoch, dass die Zahl der festgestellten Infektionen um 947 auf 164.807 gestiegen ist. Die Zahl der Covid-19-Todesfälle legte um 165 auf 6996 zu. Bund und Länder betonen in ihrem Papier, bei jeder zusätzlichen Öffnung werde es noch wichtiger, die Abstands- und Hygieneregeln weiter konsequent einzuhalten.

Noch unklar ist, wann die Bundesliga wieder starten soll. Etliche Bundesländer plädieren für den 15. Mai, der zuvor als wahrscheinliches Datum genannt worden war. Nun heißt es in dem Papier, „dem Beginn des Spielbetriebs muss eine zweiwöchige Quarantänemaßnahme, gegebenenfalls in Form eines Trainingslagers, vorweggehen“. Die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten hielten aber einen Neustart des Spielbetriebes in 1. und 2. Liga unter strengen Auflagen für möglich, heißt es.

So sieht die Absicherung aus

Um eine zweiten Infektionswelle zu verhindern, einigten sich Bund und Länder darauf, dass notfalls neue Beschränkungen eingeführt werden sollen. Sollte die Zahl der Neuinfektionen in Landkreisen und kreisfreien Städten bei „mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der letzten sieben Tage“ liegen, müssten die Länder sofort handeln und wieder lokale oder regionale Beschränkungen beschließen. Damit soll ein erneuter starker Anstieg der Zahl der Corona-Infizierten verhindert werden.

Dax leicht im Minus

Nach deutlichen Vortagesgewinnen hat sich der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch zum Handelsauftakt stabil gezeigt. Der Dax gab kurz nach dem Börsenstart um 0,10 Prozent auf 10 719,21 Punkte nach. Einerseits herrscht unter den Anlegern Freude über weitere Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Andererseits strömen immer zahlreicher negative Wirtschaftsdaten in den Markt. So brachen im März die Auftragseingänge der deutschen Industrie weit stärker ein als erwartet. Auch schwelt nach wie vor die Sorge um ein erneutes Aufflammen des Handelskonflikts zwischen den USA und China.

Für den MDax ging es um 0,10 Prozent auf 23 095,63 Punkte abwärts. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, verlor 0,13 Prozent auf 2872,01 Punkte.

BMW: Das hört sich nicht sehr gut an

Genau wie Daimler und VW hat auch der Münchener Autobauer im ersten Quartal spürbar unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten und will die Investitionen deutlich zurückfahren. „Die Situation bleibt ernst und Marktprognosen sind in dem aktuellen Umfeld nur unter Einschränkungen möglich“, erklärte Vorstandschef Oliver Zipse. „Wir steuern unseren Lagerbestand sehr eng, denn Liquidität hat in dieser Situation absolute Priorität“, bekräftigte er.

Zahlen durch Sondereffekt in etwa auf Vorjahres-Niveau

Zwar konnten die Münchener unter dem Strich mit 574 Millionen Euro fast genauso viel Gewinn einfahren wie im schwachen Vorjahreszeitraum, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Das lag aber vor allem daran, dass vor einem Jahr eine 1,4 Milliarden Euro schwere Rückstellung für eine mögliche Kartellzahlung in der Autosparte angefallen war. Finanzchef Nicolas Peter sagte, dass BMW in diesem Jahr die Investitionen von 5,7 Milliarden auf unter 4 Milliarden Euro drücken will.

Der Konzernumsatz stieg in den ersten drei Monaten trotz deutlich gesunkener Autoverkäufe überraschend um 3,5 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro, was an internen Verrechnungen lag. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte ebenfalls wegen der Rückstellung vor einem Jahr bei 1,38 Milliarden Euro auf mehr als das Doppelte. Dennoch erzielte BMW im Kerngeschäft mit Autos nur eine operative Marge von 1,3 Prozent – am Vorabend hatte der Konzern hier auch die Prognose für das Gesamtjahr auf 0 bis 3 Prozent gesenkt.

Fresenius: Mutter & Tochter kommen gut ins neue Geschäftsjahr

Der Gesundheitskonzern Fresenius ist trotz Corona-Krise mit Zuwächsen in das Jahr gestartet und hält zunächst an seinem Ausblick für 2020 fest.“Die Covid-19-Pandemie stellt auch Fresenius vor nicht gekannte Herausforderungen“, sagte Vorstandschef Stephan Sturm am Mittwoch. Wie sich die Pandemie konkret im gesamten Geschäftsjahr auswirke, sei noch nicht verlässlich absehbar. Daher geht Sturm vorerst weiter von einem währungsbereinigten Umsatzplus von vier bis sieben Prozent und einem Zuwachs des Konzerngewinns von bis zu fünf Prozent aus. Eine neue Prognose peilt er mit Bekanntgabe der Halbjahreszahlen Ende Juli an. Auch die wie Fresenius im Dax notierte Dialysetochter FMC bekräftigte ihre Ziele.

Im ersten Quartal stieg der Umsatz von Fresenius um acht Prozent auf 9,1 Milliarden Euro, währungsbereinigt lag der Zuwachs bei sieben Prozent. Das bereinigte Konzernergebnis legte um zwei Prozent auf 465 Millionen Euro zu. Die auf Medikamente und Medizinprodukte zur Infusion, Transfusion und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Kabi litt über das gesamte erste Jahresviertel unter den Einschränkungen in China wegen der Pandemie. Andererseits profitierte Fresenius von einem Nachfrageschub bei Medikamenten und medizintechnischen Geräte zur Behandlung von Corona-Patienten in Europa und den USA. Das konnte rückläufige Geschäfte in China teilweise wieder wettmachen. In Spanien bekam die Krankenhaustochter Helios die Krise wegen der Verschiebung von Behandlungen zu spüren. In Deutschland werde die Klinikkette durch das Gesetz zur wirtschaftlichen Entlastung der Krankenhäuser unterstützt.

FMC startete mit einem Umsatzplus von neun Prozent auf 4,48 Milliarden Dollar ins Jahr. Die Herstellung von Dialyseprodukten konnte das Unternehmen bislang weltweit ohne größere Unterbrechungen aufrechterhalten. Allerdings fielen hohe Kosten für zusätzliche Maßnahmen im Zuge der Pandemie an, etwa für Schutzausrüstungen und vorgehaltene Kapazitäten für isolierte Dialysebehandlungen. Das bereinigte Konzernergebnis sank um ein Prozent auf 283 Millionen Euro, währungsbereinigt ging es um drei Prozent zurück. Gleichwohl rechnet FMC für 2020 vorerst weiter mit einem währungsbereinigten Wachstum des Umsatzes sowie des bereinigten Gewinns im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich.

Kurz & knapp:

Disney: Der US-Unterhaltungsriese hat aufgrund der Corona-Pandemie einen gewaltigen Gewinneinbruch erlitten. Der Überschuss ging in den drei Monaten bis Ende März im Jahresvergleich um über 90 Prozent auf 460 Millionen Dollar (424 Mio Euro) zurück, wie der Konzern am Dienstag nach US-Börsenschluss im kalifornischen Burbank mitteilte. Dabei stiegen die Erlöse dank boomender TV- und Streaming-Angebote um 21 Prozent auf 18 Milliarden Dollar. Vor allem Disneys Vergnügungsparks, Ferienresorts, Kreuzfahrten und Fanartikel-Shops litten jedoch massiv unter der Pandemie – hier fiel der Betriebsgewinn um 58 Prozent, obwohl die Virus-Krise sich erst zum Quartalsende hin richtig ausbreitete. Das Streaming-Geschäft mit dem florierenden neuen Videodienst Disney+ wuchs zwar enorm, verursacht bislang aber hohe Kosten. Das Minus der Sparte fiel mit 812 Millionen Dollar mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr.

Siemens Gamesa: Der Windanlagenbauer hat auch im zweiten Quartal Verluste eingefahren. Dabei belastete die Corona-Krise das Unternehmen erheblich, teilte die Siemens-Tochter am Mittwoch in Zamudio mit. Unter dem Strich verlor der Windanlagenbauer 165 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 49 Millionen Euro im Vorjahr. Im ersten Halbjahr summieren sich die Verluste damit auf 339 Millionen Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) brach um 81,6 Prozent auf 33 Millionen ein. Die Corona-Pandemie belastete den Gewinn allein mit 56 Millionen Euro. Dazu kamen zusätzliche Kosten im Zusammenhang mit einem sich abschwächenden indischen Markt sowie für Projekte in Nordeuropa. Der Umsatz sank um knapp 8 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Dabei kann das Unternehmen weiter auf einen starken Auftragsbestand blicken: Ende März betrug er 28,6 Milliarden Euro, was 21 Prozent mehr waren als im Vorjahr. Die Prognose hat Siemens Gamesa wegen der Corona-Pandemie bereits zurückgezogen.

Beyond Meat: Der Fleischersatz-Hersteller setzt sein rasantes Wachstum auch in der Corona-Krise fort. Im ersten Quartal stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 141 Prozent auf 97,1 Millionen Dollar (89,6 Mio Euro), wie Beyond Meat am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Zudem schrieb Beyond Meat einen Gewinn von 1,8 Millionen Dollar, im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 6,6 Millionen Dollar angefallen. An der Wall Street waren rote Zahlen und weniger Umsatz erwartet worden. Die Aktie legte nachbörslich deutlich zu. Seit Jahresbeginn ist der Kurs bereits um über 30 Prozent gestiegen. Beyond Meat wurde 2009 gegründet und war im Mai 2019 furios an der Börse gestartet.

Dialog Semiconductor: Der Halbleiterhersteller ist besser als von Experten erwartet ins Jahr gestartet. Das Unternehmen rechnet zudem im laufenden zweiten Quartal trotz der Corona-Krise mit besseren Geschäften als in den ersten drei Monaten. Zwischen April und Ende Juni werde beim Umsatz ein Wert zwischen 260 Millionen Euro bis 290 Millionen Dollar erwartet, teilte das Unternehmen am Mittwoch in London mit. Die Bruttomarge soll dabei stabil bleiben. Im ersten Quartal setzte der Apple-Lieferant 248 Millionen Dollar um und damit 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz lag damit im oberen Bereich des zuletzt veröffentlichten Zielkorridors. Zudem hatten die von Bloomberg befragten Experten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Auch die Prognose für den Umsatz im zweiten Quartal ist besser als die bisherigen Analystenschätzungen.

Schaeffler: Die Folgen der Coronavirus-Pandemie haben den Auto- und Industriezulieferer im ersten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Wegen einer Wertminderung in der Automotive-Sparte und zusätzlichen Kosten für den Stellenabbau stand bei den Franken unter dem Strich ein Verlust von 184 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Überschuss von 137 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte, wie das im SDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Herzogenaurach mitteilte. „Die Coronavirus-Pandemie stellt uns vor bislang ungekannte Herausforderungen“, sagte Konzernchef Klaus Rosenfeld. Während der Umsatz im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 3,28 Milliarden Euro sank, sackte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um rund ein Fünftel auf 215 Millionen Euro ab. Das operative Ergebnis fiel damit etwas besser aus, als die von Bloomberg befragten Experten erwartet hatten.

Zeal Network: Der Online-Lotto-Anbieter ersetzt den Spezialmaschinenbauer Isra Vision im SDax. Hintergrund sei die Übernahme von Isra durch Atlas Copco, teilte der Indexanbieter Deutsche Börse am Dienstagabend in Zug mit. Durch die Transaktion sinkt der Streubesitz von Isra unter zehn Prozent, eine der Voraussetzungen für die Notiz im Index. Die Änderung wird zum 8. Mai wirksam.

Von Markus Weingran / dpa-AFX / Reuters

Foto: Serjio74 / Shutterstock.com

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