Dax: Corona-Sorgen halten wieder Einzug in die Aktienmärkte – Bären könnten Kursrutsch laut UBS-Analysten noch verschärfen
Der Kurssturz von Freitag, der den Dax verunsichert ins Wochenende geschickt hatte, scheint kein einmaliger Ausrutscher gewesen zu sein, denn die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle scheinen sich nun wieder deutlicher in den Köpfen der Anleger festzusetzen. Auch zu Beginn der neuen Woche muss der Leitindex weiter an Boden einbüßen und steht mit knapp 2,5 Prozent im Minus bei nun 11.670 Punkten.
China und USA befeuern die Sorgen vor einer zweiten Welle
Die nationale Gesundheitsbehörde Chinas meldete neue Infektionsfälle – nach vielen Wochen, in denen es kaum noch Erkrankungen gegeben hatte. Zu dem neuen Ausbruch war es auf einem Großmarkt Pekings gekommen. Die Anleiheexperten der Commerzbank verwiesen zudem darauf, dass die Zahl der Neuinfektionen mit dem Virus in den USA und die der Einweisungen in Krankenhäuser zuletzt Rekordanstiege verzeichnet hätten.
„Die Besorgnis über eine zweite Infektionswelle nimmt zu, so dass einige Bezirke Pekings wieder Sperrmaßnahmen eingeführt haben“ schrieb Analyst Hao Zhou von der Commerzbank. Eine vollständige Abriegelung wie in der Stadt Wuhan zu Beginn der Corona-Krise hält der Devisenexperte allerdings für unwahrscheinlich. Erschwerend hinzu kommen für die Börsen Konjunkturdaten aus China: Im Mai erholte sich die Industrieproduktion des Landes nicht so stark wie erwartet.
„Sinkende Infektionsraten haben Investoren zuversichtlich gestimmt, dass die Lockdowns funktionieren“, schrieb Analyst Stephen Innes vom Broker Axicorp. Wieder steigende Infektionszahlen dürften diese Zuversicht nun aber einem Test unterziehen. Innes verwies neben den neuen Infektionen in China auch auf zuletzt wieder steigende Fallzahlen in den bevölkerungsreichen US-Bundesstaaten Florida und Texas.
Noch vor einer Woche hatte das Barometer fast 1200 Punkte höher notiert, ehe eine düstere Wirtschaftsprognose der US-Notenbank Fed die Anleger wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Die runde Marke von 12.000 Punkten rückt nun weiter in die Ferne. „Die aktuelle Korrektur im Dax ist sicherlich gesund. So nähern sich Börse und Realwirtschaft zumindest wieder etwas an“, sagte Thomas Altmann, Portfolio-Manager vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Bewertungen am Aktienmarkt kämen nun von ihren horrenden Niveaus zumindest etwas herunter.
In welcher Spanne bewegt sich der Dax nun?
Der Kurseinbruch des Dax könnte sich nach Einschätzung der UBS in den kommenden Tagen fortsetzen. Die Bären hätten den Index zuletzt dynamisch in die Tiefe gerissen, ein Rücklauf an bis 11.266 Punkte erscheine nun wahrscheinlich, sollte der Dax nachhaltig unter die 11.813-Punkte-Marke rutschen, hieß es in einer am Montag vorliegenden Einschätzung.
Bei 11.266 Punkten könnten die Bullen einen Bodenbildungsversuch starten, so die Charttechniker der Schweizer Großbank. Sollte die Marke dagegen ebenfalls unterschritten werden, käme es aufgrund dieses pessimistischen Signals zu einem Kursrutsch bis 10.867 Punkte.
Erst ein Wiederanstieg über die starke Hürde bei 12.207 Punkten würde für ein Erstarken der Käuferseite sprechen, hieß es weiter. In diesem Fall könnte auch die Hürde bei 12.886 Punkten in den nächsten Tagen wieder erreicht werden.
Corona-Leidträger erneut unter Druck
Vor allem die ohnehin bereits schwer gebeutelten Titel sind besonders von den Sorgen der Anleger betroffen und müssen Kursverluste hinnehmen. So büßten Papiere der Lufthansa 3 Prozent ein. Auch Aktien des Triebwerkherstellers MTU und von Fraport gaben überdurchschnittlich stark nach.
Daneben verbuchten auch die Aktien der Automobilbranche und ihrer Zulieferer Verluste. Infineon sackten bereits vorbörslich um 4 Prozent ab, Daimler und BMW verloren jeweils 3,5 Prozent. China ist für die deutschen Hersteller unverändert ein wichtiger Absatzmarkt.
onvista/dpa-AFX
Titelfoto: H-AB Photography / shutterstock.com
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