Dax geht mit kleinem Minus aus dem Handel – Lufthansa zieht davon, Corestate Capital stark, Sartorius bricht ein

onvista · Uhr

Nach der jüngsten Kursrally legen die europäischen Aktienmärkte zum Wochenauftakt eine Verschnaufpause ein. Dax und EuroStoxx50 gaben am Montag 0,2 beziehungsweise 0,3 Prozent nach auf 12.819,59 beziehungsweise 3372,64 Punkte. In der vergangenen Woche hatten sie mit Zuwächsen von rund elf Prozent den stärkten Anstieg seit den Kursturbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 verbucht. „Auch wenn die Sorgen rund um die Coronavirus-Pandemie noch nicht vom Tisch sind, rücken diese nun nach und nach in den Hintergrund“, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. „Niemand verschwendet derzeit einen Gedanken an Risiken und Nebenwirkungen.“ In den USA legten die Kurse in der Hoffnung auf eine rasche Konjunkturerholung zu.

Aktienmärkte entfernen sich von der Realwirtschaft

Die Pandemie scheine sich dem Ende zuzuneigen, sagte Robert Beer, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung. Die Realwirtschaft erhole sich, die Regierungen schnürten Konjunkturpakete und die Notenbanken pumpten gigantische Beträge in den Markt. „Viele Investoren sind immer noch skeptisch und heillos unterinvestiert. Bei so viel Liquidität bleibt den Börsen nichts anderes übrig als zu steigen.“ Doch zugleich wächst die Sorge vor Übertreibungen. Auffällig sei, dass die Aktien von Unternehmen in den vergangenen Wochen am stärksten gestiegen seien, welche jahrelang sich schwächer als der Markt entwickelt hätten, sagte Michael Winkler, Chefstratege bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. „Somit entfernen sich die Aktienmärkte zunehmend von der Realwirtschaft. Die Prognose, dass die V-förmige Erholung der Wirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eintreten wird, könnte für zunehmende Volatilität und Enttäuschung sorgen.“ Wie tief die Wirtschaft in der Pandemie gefallen war, zeigten die jüngsten Konjunkturdaten. So brach die deutsche Industrieproduktion so stark ein wie nie. Auch die chinesischen Außenhandelsdaten enttäuschten.

Goldpreis steigt

Der Ölpreis gab nach, trotz der einmonatigen Verlängerung der Förderbremse durch die Staatengruppe Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 3,3 Prozent auf 40,90 Dollar je Barrel (159 Liter). Dabei spielt ein Detail der Fördergrenze eine Rolle: In diesem Monat fördern Saudi-Arabien, Kuwait sowie die Vereinigten Arabischen Emirate freiwillig 1,18 Millionen Barrel pro Tag weniger als eigentlich vereinbart. Diese Kürzung laufe nun aus, sagte der saudische Energieminister Prinz Abdulasis bin Salman.

Wegen der Kursrückgänge am Aktienmarkt schichteten einige Investoren ihr Geld in Gold um. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,7 Prozent auf 1696,83 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Angesichts der Hoffnung auf eine rasche Genesung der Weltwirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie werde Gold aber Schwierigkeiten haben, die Marke von 1700 Dollar zurückzuerobern, prognostizierte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp.

Razzia bei Wirecard

Bei den deutschen Aktienwerten stand Wirecard im Rampenlicht. Am Freitag hatte die Staatsanwaltschaft die Firmenzentrale des Zahlungsabwicklers durchsuchen lassen, nachdem die Finanzaufsicht BaFin den Vorstand wegen angeblicher Marktmanipulation angezeigt hatte. Dennoch bekräftigte das Unternehmen seine Gesamtjahresziele. Wirecard-Titel rutschten zunächst um mehr als sieben Prozent ab, schlossen dann aber doch 1,7 Prozent fester.

Größter Gewinner im Dax waren die Aktien der Lufthansa mit einem Plus von neun Prozent. Für Kauflaune bei den Anlegern sorge die Aussicht, dass Reisebeschränkungen gelockert oder aufgehoben würden und dass die Unternehmen nicht fallen gelassen würden, sagte ein Händler. Österreich und die Lufthansa einigten sich auf ein Rettungspaket für die Tochtergesellschaft Austrian Airlines.

Im starken Bankenumfeld bauten die Papiere der Pfandbriefbank ihre jüngsten Gewinne ebenfalls aus. Sie gewannen als Top-Wert im MDax 13,5 Prozent. Die Anteilscheine der Deutschen Bank rückten im Dax um fast 4 Prozent vor.

Für die Aktien des Laborausstatters Sartorius senkte die schweizerische Bank UBS den Daumen und rät nun zum Verkauf. Am MDax-Ende verloren die Anteilsscheine rund neun Prozent.

An der Spitze des Nebenwerte-Index SDax  schnellten die Aktien von Corestate Capital um 7,5 Prozent hoch. Die Papiere des Immobilieninvestors profitierten davon, dass die Privatbank Hauck & Aufhäuser sie auf eine Auswahlliste gesetzt hatte und ihnen damit ein besonders hohes Aufwärtspotenzial zutraut.

onvista/reuters/dpa-AFX

Titelfoto: anathomy / Shutterstock.com

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