Dax: Vorbörsliche Panik wird immer größer – Dax jetzt schon unter 10.500 Punkten erwartet – EuroStoxx dürfte über 7 Prozent verlieren

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Die Sorgen vor den Folgen der Coronavirus-Epidemie schlägt an der Börse in Panik um. Der Dax wird am Montag 6,5 Prozent tiefer und deutlich unter der Marke von 11 000 Punkten erwartet. An den internationalen Ölmärkten sackte nach den gescheiterten Verhandlungen der führenden Ölstaaten zugleich der Ölpreis um 30 Prozent ab. Das ist der stärkste Einbruch seit fast 30 Jahren.

Der X-Dax als vorbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex signalisiert knapp eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart einen Verlust von 6,5 Prozent auf 10 795 Punkte. In den vergangenen zehn Handelstagen hatte der Dax wegen der wachsenden Furcht vor drastischen wirtschaftlichen Folgen durch die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus bereits rund 15 Prozent verloren. Der EuroStoxx 50 wird am Montag fast 7,5 Prozent tiefer erwartet.

Während die Infektionen weltweit zunehmen, werden die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus in einigen Ländern zunehmend rigoroser. Italien, das am stärksten von der Virus-Epidemie betroffene europäische Land, ergriff inzwischen weitere Maßnahmen: Nach der Abriegelung großer Teile im Norden aktivierte die italienische Regierung Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen in den Sperrgebieten. In einige norditalienische Gebiete oder aus ihnen heraus, darunter auch das Wirtschaftszentrum Mailand und die Touristenhochburg Venedig, darf man zurzeit nur im Notfall oder aus Arbeitsgründen.

In Deutschland steht die Absagen von Großveranstaltungen kurz bevor. In Frankreich sind ab sofort Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen verboten. „Zum Kampf gegen Corona kommt jetzt noch der Ölkrieg dazu“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. „Anleger fliehen aus allem, was Risiko hat.“ Die angebliche Entscheidung der Saudis, die Ölproduktion wohl hochzufahren, ist seines Erachtens für alle Ölförderer „ein Fiasko“. Für alle Ölverbraucher indes könnte sie zum „zusätzlichen Konjunkturpaket“ werden. „Brent Öl wird bereits so billig gehandelt wie zuletzt 2016“, sagte er.

An Asiens Börsen schlugen die Panikverkäufe bereits ins Kontor. Der Nikkei 225 etwa sackte um mehr als 1000 Punkte oder 5 Prozent ab.

Vor diesem Hintergrund dürften Nachrichten zu einzelnen Unternehmen oder Bilanzen keine Rolle spielen. „Alles wird vom Crash überschattet“, sagte ein Händler. Der Immobilienkonzern LEG legte seinen Geschäftsbericht vor. Endgültige Zahlen und ein Ausblick auf 2020 kamen vom Waferhersteller Siltronic und dem Finanzdienstleister Hypoport.

LEG meldete für 2019 einen Gewinnzuwachs. Einerseits profitierte LEG dabei von gestiegenen Mieten. Andererseits trugen auch die jüngsten Verkäufe von Wohnungen dazu bei, dass der MDax-Konzern – wie zuvor angekündigt – das untere Ende seiner angepeilten Prognosespanne erreichte. Die Papiere büßten im tiefrot erwarteten Gesamtmarktumfeld auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Börsenschluss am Freitag vorbörslich etwas mehr als 4 Prozent ein.

Sitronic sackten auf Tradegate um etwas mehr als 5 Prozent ab. Der Hersteller von Wafern für die Halbleiterindustrie traut sich angesichts der Coronavirus-Krise nur einen vagen Ausblick für 2020 zu. Sollten sich keine größeren Auswirkungen aufgrund von Corona ergeben, wird mit einem leichten Absatzwachstum bei rückläufigen Durchschnittserlösen gerechnet. Die operative Profitabilität (Ebitda-Marge) läge dann leicht unter Vorjahr. Händlern zufolge wird am Markt bereits mit moderat schwächeren Umsätzen und Ergebnissen von Siltronic gerechnet.

Der Finanzdienstleister Hypoport peilt auch in diesem Jahr ein hohes Wachstum an. Gerechnet wird mit einem Umsatz von 400 bis 440 Millionen Euro, was ein Plus zwischen knapp 19 Prozent und rund 31 Prozent wäre. Dennoch gab das Papier des SDax-Unternehmens auf Tradegate ebenfalls kräftig um fast 4 Prozent nach.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: onvista

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