Drei Fragen an Bernecker: Tesla, FED-Entscheid, Lufthansa und was soll man jetzt noch von Wirecard halten?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Heute fragen wir, was man nach dem Wirbel noch von Wirecard halten soll, was denn nun Sache bei der Lufthansa ist, sowie zwei Einschätzungen zur FED und Tesla.

onvista-Redaktion: KPMG hat die Sonderprüfung bei Wirecard abgeschlossen und die Ergebnisse haben sicher nicht den Erwartungen des Vorstands entsprochen, denn aufgrund fehlender Original-Dokumente konnten nicht alle Unklarheiten beseitigt werden. Den Anlegern hat das überhaupt nicht gefallen. Wie geht es jetzt für Wirecard weiter? Wird die Sache einen langfristigen Image-Schaden hervorrufen – mit allen daraus folgenden Konsequenzen für das von Braun immer gelobte operative Geschäft?

Wirecard erhielt von der KPMG einen Freispruch und eine Mängelrüge. Diese betrifft dubiose Kundenkontakte in Nahost/Fernost. Die Beseitigung steht an. Daraus macht der Hedgefonds TCI und sein Chef Chris Hohn mit einer Short-Position von 1,04 % der Wirecard-Aktien ein glänzendes Geschäft. Zunächst fordert er den Rücktritt von Markus Braun und anschließend weitere Entscheidungen bis zum Griff in die Kasse. Vor 15 Jahren lieferte Chris Hohn das Vorbild mit der Deutschen Börse. Über die damalige Short-Position zwang er den Chef der Dt. Börse, Werner Seifert, zum Rücktritt aus dem Kaufangebot für die Londoner Börse und zwang ihn, die Kasse zu plündern. Daraufhin musste Werner Seifert gehen. Der Kurs der Dt. Börse stieg aus dieser Konstellation heraus von 25 auf 125 € in 24 Monaten. Aus der Short-Position war eine Long-Position geworden und TCI machte Kasse. Damit ist alles gesagt, wie solche Manöver laufen, und die deutschen Börsianer dürfen wieder einmal staunen.

onvista-Redaktion: Die Lufthansa scheint sich erheblich gegen eine zumindest diskutierte Staatsbeteiligung zu sträuben. Sogar das Szenario einer Insolvenz wird geprüft. Aus eigener Kraft wird man jedoch nicht aus dieser Krise kommen, dass hat Lufthansa-Chef Spohr selbst gesagt. Könnte es trotzdem auch ohne direkte Staatshilfe gehen? Und was würde das für den Aktienkurs bedeuten?

Die Lufthansa wird natürlich die Finanzmittel erhalten. Gleichgültig in welcher Form. Schwierig ist eine Einigung in der GroKo, ob und in welcher Form der Staat Kontrollrechte erhält. Es geht um politische Ziele und innerbetriebliche Rechte. Damit verliert die Lufthansa einen Teil ihrer sogenannten inneren Freiheit im Konzernverbund, kann aber damit leben. Der Aktienkurs der Lufthansa wird sich mit diesen Entscheidungen und dem Anlaufen des Fluggeschäftes irgendwann ab Herbst schlicht verdoppeln.

onvista-Redaktion: Noch eine kurze Einschätzung zum FED-Entscheid und den Tesla-Zahlen?

Die Fed erweitert ihren Finanzierungsrahmen für die Wirtschaft im Allgemeinen, wofür gilt: Landing ist not spending. Jeder hat Zugang zur Liquidität der Fed, aber stets als Kredit und keiner irgendwie gearteten Finanzhilfe als Geschenk. Das entspricht den üblichen Bedingungen der Fed-Politik und geht in Ordnung.

Tesla bleibt für den Automarkt das Maß aller Dinge. Es ist die Idee, wie man mit neuer Technik und neuem Marketing zum Vorbild für alle anderen wird, was zu Bewertungen führt, die weit über den üblichen Rahmen hinausgehen. Es funktioniert wie eine Erwartungsprämie und Tesla ist seit Wochen eine der am meisten täglich gehandelten Aktien mit höchstem Umsatz. Jeder möchte dabei sein, alle Fonds, und alle die, die die Tesla-Story hervorragend finden. So funktionieren Erfolgsstorys.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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