MTU: Trotz Corona schwarze Zahlen ++ SAP: Millionenstrafe in den USA ++ Grenke: Laufende Jahr wird auch nicht einfach

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Apple hat vorgelegt und Amazon hat nachgelegt. Nachdem der Bezos-Konzern im 4 Quartal einen Rekordumsatz präsentiert hatte, kam er Donnerstag mit einem Rekordgewinn um die Ecke. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Amazon von den fortschreitenden Impfungen in den USA profitiert. Der Internet-Gigant spart nämlich Geld, weil er die Corona bedingten Schutzmaßnahmen ein Stück für Stück zurückfahren kann. Während die Zahlen von Apple und Facebook Donnerstag für eine Erholung an den US-Märkten gesorgt haben, zeigte sich der Dax wenig beeindruckt von der Leistung des iPhone Konzerns. Die Zahlen von Amazon hingegen scheinen etwas anders aufgenommen zu werden. Nachdem sich vorbörslich ein schwacher Start angedeutet hatte, kommt der deutsche Leitindex doch etwas besser aus den Startlöchern.

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Dax: Besser als angedeutet

Von seinem schwachen Vortag hat sich der Dax am Freitag etwas erholt. Der Leitindex gewann in den ersten Minuten 0,42 Prozent auf 15 217,57 Punkte. Tags zuvor war er mit 15.085 Punkten zwischenzeitlich fast an das Tief der Vorwoche zurückgefallen, konnte die Verluste dann aber etwas eindämmen.

Auf Wochensicht steht für den Dax aktuell ein Minus von 0,4 Prozent zu Buche, für den sich zu Ende neigenden Monat April aber ein Plus von 1,4 Prozent. Experten gehen zunächst von einer weiteren Konsolidierung aus. Zudem steht der Monat Mai vor der Tür, der oftmals ein schwächerer Börsenmonat ist.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen notierte im frühen Freitagshandel 0,27 Prozent höher auf 32 844,29 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,1 Prozent zu.

MTU: Schwarze Zahlen trotz Umsatzeinbruch

Der Münchner Triebwerksbauer ist trotz eines deutlichen Umsatzeinbruchs mit klar schwarzen Zahlen ins neue Jahr gestartet. Der Erlös brach infolge der schweren Krise der Luftfahrtbranche im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 989 Millionen Euro ein, wie der Dax-Konzern am Freitag in München mitteilte. Der Nettogewinn brach um mehr als die Hälfte auf 49 Millionen Euro ein. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) sackte um 52 Prozent auf 86 Millionen Euro nach unten, fiel damit aber etwa so hoch aus wie von Analysten im Schnitt erwartet.

„Wir arbeiten auch in der schwersten Krise unserer Branche weiterhin profitabel und sind zuversichtlich, dass wir die Ziele erreichen, die wir uns für das Gesamtjahr gesteckt haben“, sagte MTU-Chef Reiner Winkler. So soll der Umsatz nach dem Einbruch von 2020 in diesem Jahr wie geplant auf 4,2 bis 4,6 Milliarden Euro steigen. Davon sollen 9,5 bis 10,5 Prozent als operativer Gewinn übrig bleiben.

SAP: Millionenstrafe in den USA akzeptiert

Der deutsche Softwarekonzern hat in den USA eine Geldstrafe von insgesamt über acht Millionen Dollar wegen Verstößen gegen Sanktionsrecht akzeptiert. Das Walldorfer Unternehmen habe den jahrelangen illegalen Export von Software an Firmen im Iran zugegeben, teilte das Justizministerium am Donnerstag mit.

Die relativ geringe Strafe im Rahmen eines Vergleichs und der Verzicht auf eine Anklage in den USA ist darauf zurückzuführen, dass SAP die Behörden selbst informierte und bei den Ermittlungen kooperierte. SAP teilte mit, die volle Verantwortung zu akzeptieren. Die internen Kontrollen seien mittlerweile verbessert worden.

Wacker Chemie: Umsatzprognose angehoben

Wacker Chemie wird nach deutlichen Umsatz- und Gewinnzuwächsen zum Jahresstart optimistischer für 2021. Das Chemieunternehmen profitiert von guten Geschäften mit der Bau- und der Autobranche sowie mit Solaranlagenzulieferern. Für 2021 rechnet Konzernchef Rudolf Staudigl laut einer Mitteilung vom Freitag nun mit einem Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich und einem Anstieg des operativen Ergebnisses (Ebitda) um 15 bis 25 Prozent. Bislang hatten die Bayern ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie einen Ebitda-Anstieg um maximal 20 Prozent avisiert.

Im abgelaufenen ersten Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um mehr als 13 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro, das operative Ergebnis legte um mehr als 41 Prozent auf gut 246 Millionen Euro zu. Unter dem Strich blieben 106,6 Millionen Euro hängen und damit über 50 Prozent mehr als vor einem Jahr. Mit den Kennziffern übertraf Wacker Chemie die durchschnittlichen Analystenschätzungen. Einer noch stärkeren Entwicklung standen hohe Rohstoffkosten und negative Folgen des stärkeren Euro im Weg.

Kurz & knapp:

Grenke: Der wegen seiner Bilanzierung kritisierte Leasingspezialist Grenke geht wegen der Corona-Pandemie und laufender Sonderprüfungen weiter von einer deutlichen Belastung für seine Gewinne aus. In diesem Jahr plant der Vorstand um Chefin Antje Leminsky einen Nettogewinn von 50 bis 70 Millionen Euro ein, wie das SDax -Unternehmen am Freitag in Baden-Baden mitteilte. Das ist noch einmal weniger als die 2020 laut vorläufigen Zahlen erzielten 79,9 Millionen Euro, die bereits einen Rückgang zur Vorjahr von gut 40 Prozent bedeuteten. „2020 war für Grenke eine gewaltige Herausforderung“, sagte Leminsky. Das laufende Jahr sieht das Management als Übergangsjahr. Das geringere Neugeschäft der letzten Quartale und der kommenden Monate werde sich auch in den operativen Erträgen des Gesamtjahres 2021 zeigen. Zudem erwartet Grenke leicht steigende Kosten. Die zehrten auch im vergangenen Jahr am Gewinn. 2020 fielen demnach 24,2 Millionen Euro an Prüf- und Beratungskosten an, knapp zehn Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Auch in diesem Jahr kosteten die Untersuchungen bereits 6,7 Millionen Euro. Die Buchprüfer von KPMG haben ihre Prüfung für 2020 auch noch nicht abgeschlossen, vollständig testierte Zahlen will Grenke daher erst am 21. Mai vorlegen. Dann soll auch ein Dividendenvorschlag gemacht werden.

Signify: Der Lichtkonzern blickt nach guten Geschäften im ersten Quartal zuversichtlich aufs laufende Jahr. So soll der Umsatz auf vergleichbarer Basis – also bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte – 2021 um 3 bis 6 Prozent steigen, wie der Osram-Konkurrent am Freitag im niederländischen Eindhoven mitteilte. Vom Erlös sollen 11,5 bis 12,5 Prozent als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (bereinigtes Ebita) übrig bleiben. Damit würde sich die Marge im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessern. Seine Mittelfristziele für die Jahre 2021 bis 2023 will der Konzern nach Abschluss eines jeden Finanzjahres neu bewerten, hieß es. Im ersten Jahresviertel steigerten die Niederländer ihren Umsatz auch wegen der Erholung in China sowie Verbesserungen in Europa, Indien und Nahost im Jahresvergleich um 12 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis legte der Umsatz um 3,2 Prozent zu. Das bereinigte Ebita legte um mehr als die Hälfte auf 172 Millionen Euro zu. Signify profitierte dabei auch von Einsparungen. Unter dem Strich stand ein mehr als verdoppelter Nettogewinn von 60 Millionen Euro.

BNP Paribas: Die französische Großbank hat im ersten Quartal den Gewinn unter anderem wegen einer gesunkenen Vorsorge für mögliche Kreditausfälle überraschend stark gesteigert. Der Gewinn sei um rund 38 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro geklettert, teilte die im EuroStoxx 50 notierte Bank am Freitag in Paris mit. Damit übertraf die Bank die Erwartungen der Experten deutlich. Die Risikovorsorge sei um 37 Prozent auf 896 Millionen Euro gefallen. Das Gewinnplus geht aber auch auf besser laufende Geschäfte zurück – so zogen die Erträge um neun Prozent auf 11,8 Milliarden Euro an. Auch hier schnitt die Bank besser als erwartet ab.

Nestle: Der Nahrungsmittelkonzern Nestle baut seine Sparte um Nahrungsergänzungsmittel aus und kauft wie erwartet den US-Vitaminhersteller Bountiful. Der 5,75 Milliarden US-Dollar (4,74 Mrd Euro) schwere Deal mit dem Finanzinvestor KKR solle im zweiten Halbjahr abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen am Freitag im schweizerischen Vevey mit. Dabei will Nestle die Kernmarken Nature’s Bounty, Solgar, Osteo Bi-Flex und Puritan’s Pride ins eigene Portfolio übernehmen und in die Sparte Health Science integrieren. Im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 hatte Bountiful nach Angaben von Nestle einen Umsatz von 1,87 Milliarden Dollar eingefahren, die Marge zum operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 18,3 Prozent. Wahrscheinlich werde diese durch einmalige Integrationskosten negativ beeinflusst und sich auch leicht verwässernd auf die bereinigte operative Marge von Nestle im laufenden Jahr auswirken, hieß es.

BBVA: Eine deutlich gesunkene Risikovorsorge und geringere Kosten haben der spanischen Großbank trotz Niedrigzins-Belastungen zu einem Gewinnplus verholfen. Der um den angekündigten Verkauf des US-Geschäfts bereinigte Gewinn im ersten Quartal sei auf etwas mehr als eine Milliarde Euro gestiegen, teilte die Bank am Freitag in Madrid mit. Das ist fast zweieinhalb Mal so viel wie vor einem Jahr und mehr, als Experten erwartet hatten. Die Spanier hatten sich im November mit dem amerikanischen Finanzkonzern PNC auf eine Veräußerung der Sparte für 11,6 Milliarden US-Dollar geeinigt. Der Verkauf ist noch nicht abgeschlossen – daher wird die Sparte formell noch zum Ergebnis der Bank gerechnet. Inklusive des US-Geschäfts betrug der Gewinn im ersten Quartal 1,2 Milliarden Euro nach einem Minus von fast 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: walhosoft / shutterstock.com

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