Software AG: Starker Auftragseingang, alle Analystenerwartungen übertroffen ++ Evotec: US-Auftrag zur Herstellung von Corona-Antikörpern ++ Edelmetalle: Gold auf dem Weg zum Rekordhoch ++ Tesla: Heute Abend gibt es die Zahlen
Der Dax dürfte am Mittwoch seiner jüngsten Rally Tribut zollen. Angetrieben von der Einigung der EU auf das größte Haushalts- und Finanzpaket ihrer Geschichte war der Leitindex am Vortag bis auf 13.313 Punkte geklettert und hatte wieder das Niveau von Ende Februar erreicht. Nun stehen die USA und die genaue Ausgestaltung ihres nächsten fiskalischen Hilfspakets im Blick.
Jetzt kommt es auf die Amerikaner an
Nicht nur laut Marktstratege Michael McCarthy von CMC Markets warten die Anleger nun auf die nächsten Konjunkturimpulse der Amerikaner. Auch Analystin Antje Praefcke sagte: „Kaum ist das Geschachere ums Geld in Europa beendet, geht’s auf der anderen Seite des Atlantiks wieder los.“ In den USA steht das fünfte Hilfsprogramm auf der Agenda, nachdem es bisher schon vier im Umfang von rund 2,5 Billionen US-Dollar gab. „Dabei klaffen die Größenordnungen auseinander“, erklärte Praefke, denn während die Republikaner eine Billion Dollar planten, wollten die Demokraten das dreifache.
So dürften die Gespräche darüber wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor es zu einer Einigung kommt. „Doch die Zeit drängt“, gibt sie zu bedenken. Und McCarthy verweist zudem auf aufgekommene Befürchtungen, dass die Zahlen über die Corona-Infektionen in den USA womöglich noch zu gering sein könnten.
Edelmetalle klettern unaufhörlich weiter nach oben
Die Aktienmärkte werden von den großzügigen Hilfspaketen zwar gestützt, doch dass die Anleger dem Braten nicht wirklich trauen sieht man daran, dass die Preise für Gold und Silber immer weiter steigen. Während Silber den höchsten Stand seit knapp sieben Jahren markierte, kratzt Gold zusehends an seiner historischen Rekordmarke aus dem Jahr 2011. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Silber stieg am Mittwochmorgen bis auf 22,84 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit Oktober 2013. Für eine Feinunze Gold wurden zur Wochenmitte bis zu 1865 Dollar fällig. Damit rückt das Rekordhoch von gut 1921 Dollar aus dem Herbst 2011 immer mehr in Reichweite.
Edelmetalle profitieren derzeit von mehreren Entwicklungen. Fachleute nennen in erster Linie die anhaltende Verunsicherung aufgrund der Corona-Pandemie, die wertstabile Anlagen wie Gold und Silber attraktiv erscheinen lässt. Hinzu kommt die Warnung vor längerfristig steigenden Inflationsraten aufgrund der rapide steigenden Staatsverschuldung in vielen Ländern. Gold und Silber sind als Inflationsschutz bekannt. Als Dritter Punkt werden die weltweit niedrigen Zinsen genannt, was zinslosen Anlagen wie Edelmetallen zugutekommt.
Zahlen von Software AG, Hamborner Reit, ABB und Evotec im Fokus der Anleger
Unter den Einzelwerten dürften nach vorgelegten Quartalszahlen die Aktien der Software AG sowie die des Immobilienkonzerns Hamborner Reit im Blick stehen. Das Darmstädter Software-Unternehmen erhielt inmitten der Corona-Pandemie im zweiten Quartal überraschend viele Aufträge. Alle Sparten konnten mehr Neugeschäft an Land ziehen als gedacht und ein Händler lobte, dass das operative Ergebnis (Ebita) sogar die höchste Analystenerwartung übertroffen habe.
Die Jahresprognose behielt die Software AG allerdings wegen neuer Risiken in der Pandemie bei. Sie stützt sich maßgeblich nicht auf den Umsatz, sondern auf die Bestellungen. Vorbörslich ging es für die Papiere auf Tradegate – verglichen mit dem Xetra-Börsenschluss am Vorabend – um etwas mehr als ein halbes Prozent nach oben. Allerdings haben sich die Papiere von seit dem Corona-Tief im März bereits mehr als vollständig erholt und waren erst am Montag vor einer Woche auf den höchsten Stand seit November 2018 geklettert.
Hamborner Reit erwartet für das laufende Jahr trotz der Corona-Krise leicht höhere Miet- und Pachterlöse als im Vorjahr. Die für Immobilienkonzerne wichtige operative Kennziffer FFO soll zugleich nahezu auf dem Vorjahresniveau liegen.
Auch dem Hamburger Wirkstoff-Forscher Evotec sollte Aufmerksamkeit zuteilwerden. Er soll für die USA Antikörper gegen die Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln und herstellen. Die Evotec-Tochter Just – Evotec Biologics hat vom US-Verteidigungsministerium einen entsprechenden Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar (15,9 Mio Euro) erhalten. Die Evotec-Aktien profitierten auf Tradegate bereits mit einem Kursaufschlag von etwas mehr als 3 Prozent.
Auch bei ABB gab es Zahlen zu veröffentlichen und der neue ABB-Konzernchef Björn Rosengren muss gleich mit einem schwierigen Start kämpfen. In seinem ersten vollen Quartal an der Spitze des Elektrotechnikunternehmens sank der Umsatz um 14 Prozent auf 6,15 Milliarden Dollar, wie ABB am Mittwoch mitteilte. Insbesondere in der Roboter-Sparte litt der Konzern unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Der Auftragseingang verringerte sich um 18 Prozent auf 6,05 Milliarden Dollar. Der Gewinn vervielfachte sich dagegen auf 319 Millionen Dollar und übertraf damit die Analysten-Erwartungen deutlich. Umbaukosten hatten das Ergebnis im Vorjahr gedrückt.
Das Unternehmen startet zudem am Donnerstag mit dem geplanten Aktienrückkauf. Bis zur Generalversammlung am 25. März 2021 wolle das Schweizer Unternehmen maximal 180 Millionen Aktien erwerben, wie ABB am Mittwoch mitteilte. Das entspreche einem maximalen Rückkaufbetrag von 4,2 Milliarden Franken. Mit der Transaktion führt ABB einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf des Stromnetzgeschäfts an die japanische Hitachi von bis zu 7,8 Milliarden Dollar an die Eigner zurück.
Tesla liefert am Abend ebenfalls Zahlen
Spannend dürfte es zudem noch einmal am späteren Abend deutscher Zeit werden, denn dann wird Börsenliebling Tesla seine Zahlen auf den Tisch legen (neben Microsoft). An der Börse ist der Elektroauto-Pionier in diesem Jahr der Überflieger schlechthin, mit Spannung wird nun der nächste Geschäftsbericht der Firma von Tech-Milliardär Elon Musk erwartet. Nach US-Börsenschluss (22.00 Uhr MESZ) will Tesla seine Ergebnisse für das abgelaufene zweite Quartal vorlegen.
Vor allem brennt den Anlegern unter den Nägeln, ob das Unternehmen nach drei Vierteljahren mit schwarzen Zahlen in Folge erneut einen Gewinn abliefert und damit seine bislang längste Strecke der Profitabilität ausbaut. Dass sich Tesla in der Corona-Krise besser als die meiste Konkurrenz schlägt, haben starke Auslieferungszahlen bereits gezeigt.
onvista/dpa-AFX/reuters
Titelfoto: Jer123 / Shutterstock.com
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