VW: Wolfsburger geben auf allen Ebenen Vollgas – liefert Apple das Sahnehäubchen und macht den Unterschied zu Tesla aus?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es geht Schlag auf Schlag. Nachdem Vorstandschef Herbert Dies seine Querelen mit dem Aufsichtsrat beigelegt hat, treibt er die Elektrifizierung von VW noch stärker in allen Bereichen voran. Die Anleger sind aus dem Häuschen und die Vorzugsaktien des Autobauers steigen heute um fast 8 Prozent und knacken wieder die Marke von 200 Euro. Zuletzt stand das Papier im Jahr 2015 über dieser Marke und ist damit an der Börse rund 120 Milliarden Euro schwer

Neues Tempo gefällt den Anlegern

„Wir bündeln die Kräfte unserer Marken und können Zukunftstechnologien so noch schneller skalieren und für möglichst viele Menschen verfügbar machen“, sagte Konzernchef Herbert Diess. Das gute Abschneiden im Krisenjahr 2020 gebe Volkswagen Rückenwind für die Beschleunigung der Transformation.

Baukastenprinzip bei allen Fahrzeugen und Ebenen

Künftig sollen Fahrzeuge und digitale Dienste aller Konzernmarken auf einheitlichen Technologien aufbauen, wie VW heute ankündigte. Damit weitet der weltweit zweitgrößte Autobauer sein bereits bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und später bei Elektroautos eingeführte Baukastenprinzip gleicher Komponenten auf Zukunftstechnologien wie Software, Batterien, Ladetechnik und Mobilitätsdienste aus. Dadurch soll die Komplexität des Riesenkonzerns mit seinen zwölf Marken verringert und Kostenvorteile besser genutzt werden. Statt einzelner, oft miteinander konkurrierender Marken will VW seine Kräfte gebündelt auf das gemeinsame Ziel ausrichten – den US-Konkurrenten Tesla einzuholen und IT-Giganten wie Google in Schach zu halten.

Apple der neue Trigger, um zu Tesla aufzuschließen?

Nachdem einige asiatische Autobauer Apple einen Korb gegeben haben, bringt jetzt Wedbush Securities Volkswagen ins Spiel. Die Experten sind der Ansicht  das die Wolfsburger der wahrscheinlichste Partner für Elektrofahrzeuge bei Apple sind. Wedbush rechnet damit, dass in Cupertino eine Entscheidung über einen Herstellungspartner voraussichtlich im Sommer fällt. Vielleicht könnte sich dann beide Parteien auch im Software-Bereich näher kommen. So ganz neu ist das Gerücht allerdings auch nicht. Bereits 2018 hatte die New York Times berichtet, dass Apple T6-Busse von VW in selbstfahrende Shuttles verwandeln möchte. Die Gerüchte verliefen aber auch schnell wieder im Sand.

Aber auch ohne Apple sind die Wolfsburger für die Zukunft gut aufgestellt für die elektrische Zukunft der Automobile. Laut Wedbush steht die EV-Party und die damit verbundene Transformation erst am Anfang. Zeit genug, um noch einzusteigen.

Diess ist vom VW-Erfolg überzeugt!

Der VW-Chef ist  zuversichtlich, dass der Trend anhält: „In dem Maße, wie wir nachweisen, dass auch das autonome Fahren funktioniert, wird man das Wertpotenzial erkennen“, sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben die stärksten Marken und wir sind kraftvoll genug, um die Transformation aus eigener Kraft zu bewältigen.“

Auch bei den Batterien wird geklotzt

Erst zu Wochenanfang hatte der Konzern angekündigt, Batteriezellen in großem Stil künftig selbst zu bauen, um unabhängiger von asiatischen Lieferanten zu werden. Dazu sollen allein in Europa bis zum Ende des Jahrzehnts sechs Gigafabriken mit einer Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden im Jahr hochgezogen werden.

Der Vorteil der Plattformstrategie ist, dass gleiche Bauteile bei einer Vielzahl von Fahrzeugen eingesetzt werden und die Kosten dadurch sinken. Bis 2022 will den Konzern 27 Modelle auf Basis des Elektrobaukastens MEB anbieten. Im nächsten Jahr soll der Premium-Baukasten PPE für Elektrofahrzeuge der Oberklassemarken Audi und Porsche starten. Bis zur Mitte des Jahrzehnts will Volkswagen die nächste Generation einer rein elektrischen und digitalen Plattform SSP entwickeln, auf der dann Modelle aller Marken und Segmente gebaut werden sollen. Damit soll das Prinzip gleicher Fahrzeugplattformen vollendet sein.

Das Betriebssystem, das die Wolfsburger derzeit entwickeln, soll ebenfalls Grundlage für möglichst viele Fahrzeuge sein. Auch hier gilt: Bei steigenden Stückzahlen sinken die Kosten. Bei den Akkus für die Elektroautos ist es ähnlich: Volkswagen will ab 2023 einen einheitlichen Typ von Batteriezellen einführen und bis 2030 in 80 Prozent aller E-Autos verbauen.

Viele Pläne durchgespielt

Der Konzernchef hatte lange Zeit mit der selbst gesteckten Zielmarke eines Börsenwerts von 200 Milliarden Euro gehadert und geriet auch intern unter Druck. Um zumindest in die Richtung des Ziel zu kommen, wurden in Wolfsburg mögliche Szenarien durchgespielt. Darunter Partnerschaften, Börsengänge, Allianzen und Restrukturierungen. Auch ein Verkauf von Randbereichen oder Tauschgeschäften kamen Insidern zufolge infrage. Von Überlegungen, sich von der Luxussportwagenmarke Lamborghini oder der Motorradmarke Ducati zu trennen, hat sich Volkswagen inzwischen verabschiedet. Die Luxusmarke Bugatti, über deren Trennung ebenfalls nachgedacht worden war, soll in ein Gemeinschaftsunternehmen von Porsche mit dem kroatischen Elektroauto-Bauer Rimac eingebracht werden. Für einen Börsengang von Porsche sieht Diess indes keinen Handlungsbedarf. Insider hatten Reuters im Februar gesagt, Volkswagen halte sich diese Möglichkeit offen.

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Von Markus Weingran mit Material von Reuters

Foto: Mikalai Nick Zastsenski / shutterstock.com

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