onvista-Börsenfuchs: Aktienstrategie – Sowohl-als-auch statt Entweder-oder

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Hallo Leute! Lasst Euch von der Headline nicht verwirren. Aber ich komme nach längerer Zeit wieder mal auf die beiden ganz unterschiedlichen Prinzipien zurück, die für alles gelten können – auch für die Kapitalanlage. Denn gerade jetzt stellen Analysten die bessere Alternative (von zwei Möglichkeiten) heraus, da geht’s um den westlichen Denkansatz des Entweder-oder. Ich ticke dagegen lieber fernöstlich und mag deshalb das Sowohl-als-auch.

Beispiel Wall Street vs. Europa. Seit Jahresbeginn hat der EuroStoxx 600 runde 10 Prozent zugelegt. Der Ami-Leitindex S&P 500 schlug sich mit über 20 Prozent plus deutlich besser. Manche sehen in dieser schlechteren Euro-Performance neben konjunkturellen Gründen auch den Mangel an jungen, vielversprechenden Unternehmen in Europa. Zwischen 2000 und 2018 sank die Zahl der börsengelisteten Unternehmen in Europa um rund 29 Prozent. Die Zahl der Unternehmen, die dieses Jahr europäisches Parkett erstmals betreten haben, ist auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren. Dabei kommen die Start-up-Unternehmen wegen ihrer Risikostruktur nicht ohne weiteres an auseichend Kohle und müssen sich über Venture-Kapitalgeber finanzieren. Diese privaten Investoren können die jungen Unternehmen wegen der derzeit günstigen Finanzierungskonditionen länger in ihren Portfolios halten und nicht an die Börse bringen. Vermuten die Strategen der Deutschen Bank: Der S&P 500 könnte auch nächstes Jahr mit einem erwarteten Gewinnwachstum von rund 10 Prozent gegenüber 2019 erneut die Nase vorne haben.

Interessant in diesem Zusammenhang eine alte, aber bei Privatanlegern kaum bekannte Regel: Wenn der Ifo-Geschäftsklimaindex dreimal in Folge steigt, muss man zyklische Werte übergewichten, fällt er dreimal in Folge, setzt man lieber auf defensive Aktien. Zuletzt gab‘s ein solches Signal am 22. März 2018 – zu Beginn des letzten Jahres war der Ifo dreimal in Folge gefallen. Seitdem fällt er fast stetig weiter und die Weisheit scheint sich zu bestätigen. Der Dax liegt seitdem rund 3 Prozent im Minus. Aber! Defensive Werte wie Telekommunikationsunternehmen (+ 27 Prozent), Versorger + 17 Prozent) und Immobilienwerte (+ 20 Prozent) liegen deutlich im Plus, während der Industriesektor mit einem Minus von 15 und der zyklische Konsum mit einem Minus von 13 Prozent die Kehrseite bilden. Wer von einem weiter trüben Wirtschaftsklima ausgeht, sollte also lieber die Finger von offensiven Wachstumswerten lassen und nur auf langweilige Defensivwerte setzen, so eine typische Empfehlung.

Was ich aktuell mit dem Sowohl-als-auch meine? Trotz dem Trump-eltier (andere werden sagen wegen Trump) und trotz der Währungsunsicherheit bieten sich Ami-Aktien eher an als europäische Börsen – aber das eine sollte das andere nicht voll ausschließen. Ähnlich bei den Branchentypen: Man muss doch nicht nur defensive Aktien kaufen, sondern kann parallel zu Klassikern wie Nestle auch auf Wachstumsfavoriten wie Apple bauen.

Außerdem erinnere ich an dieser Stelle erneut daran, dass es noch mehr als zwei in Frage kommende Alternativen gibt – die Kohle konsumtechnisch auszugeben oder eine Zeit lang mal gar nix zu machen.

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