onvista-Börsenfuchs: Wenn die Blätter fallen und die Kurse steigen

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Hallo Leute! Nach Anleihen und Gold („sichere Häfen“) steigen jetzt die Aktienkurse – wird jetzt alles anders im Börsenumfeld, also besser? Vorsicht! So schnell geht’s wahrscheinlich nicht. Hey, es drängen sich wieder Vergleiche mit Wetter und Jahreszeit auf: Nach meteorologischer Definition fängt nämlich jetzt der Herbst an, am 1. September. Und nächste Woche soll’s bei uns endlich kühler werden. Die Blätter fallen aber längst schon. Da gibt’s natürlich keinen Zusammenhang – abgesehen davon, dass Börse und Wetter momentan nicht nur saisonal beeinflusst werden, sondern von – nennen wie sie – Sonderfaktoren: Für die Finanzmärkte ist das der internationale Zoll-Zoff, beim Wetter wirkt sich allmählich der Klimawandel durch ungewöhnlich trocken-heiße Sommer (mit regionalen Unwettern) aus. Jedenfalls wird es in beiden Fällen immer schwerer vorherzusagen, was uns bevorsteht.

Meine Beobachtung vor einigen Tagen, dass sich die Börsen-Bullen wieder zurückmelden, hat sich inzwischen bestätigt. Denn andere Optimisten schließen sich an. Und die Charts liefern Unterstützung. Doch halten die Zweifler nicht gleich die Klappe, sondern sagen einen eher „stürmischen Herbst“ voraus. Momentan haben die meisten Börsianer (auch wenn sie nix machen) die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Zollkriegs nicht aufgegeben. Im Bärenlager fragt man sich allerdings, wie realistisch diese Erwartung ist. Außerdem hängen nicht nur die politischen Nachrichten aus Ami-Land und China über der Börse, sondern auch der europäische Kuddelmuddel mit Brexit und Italo-Regierungskrise. Einer der Hauptleidtragenden dieser Entwicklung scheint die deutsche Wirtschaft zu sein. Eine „technische Rezession“ (zwei Quartale in Folge mit rückläufiger Wirtschaftsleistung) gilt als wahrscheinlich. Es gibt deshalb schon die ersten frühherbstlichen Korrekturen von Analysten zu ihren Aktienprognosen (Beispiel M.M. Warburg): „Aufgrund des sich weiter eintrübenden Konjunkturszenarios revidieren wir unsere Dax-Prognose zum Jahresende von bislang 12.600 auf 11.000 Punkte nach unten. Dieser drastisch anmutende Schritt ist darauf zurückzuführen, dass von der prognostizierten Konjunkturerholung nichts in Sicht ist und wir deshalb davon ausgehen, dass die Erwartungen für die Unternehmensgewinne deutlich zu hoch sind.“

Hm, kann man nachvollziehen. Aber soweit gehe ich (noch) nicht. Vielleicht wird der Herbst gar nicht so übel (und nicht „stürmisch“), vielleicht kriegen die Politiker doch bald die Kurve – und dann auch die torkelnde Weltwirtschaft. Wer von Euch jetzt schon mutig was tun will, sollte sich am Besten auf defensive Werte konzentrieren, etwa auf Aktien der Nahrungsmittel- und Konsumgüterhersteller oder Gesundheits- und Pharmawerte mit soliden Dividenden.

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