onvista-Börsenfuchs: Wenn Wahl-Börsen kurze Beine haben

onvista · Uhr

Hallo Leute! Zum Wochenschluss wollte ich Euch einen Schuss Optimismus mitgeben, unabhängig von der aktuellen Kurstendenz. Ist mir inzwischen auch gelungen. Aber anfangs hat’s mich „gefuchst“, von einem geschätzten Analysten folgenden Satz in seinem Newsletter lesen zu müssen: „ Auch wenn unsere Leser längst wissen, dass politische Börsen kurze Beine haben …“ Vergeblich kämpfe ich seit Jahren gegen die Verwendung dieser sprachlich schlechten und inhaltlich falschen Metapher. Deshalb mache ich allen Analysten, Journalisten und sonstigen mit der Börse befassten Menschen heute den Vorschlag, statt „politische Börsen“ von dem zu sprechen, was tatsächlich gemeint ist, nämlich „Wahl-Börsen haben kurze Beine“. Denn Wahlergebnisse wirken erfahrungsgemäß nur für Tage oder Wochen. Die Politik dagegen spielt dauernd eine Rolle – auch für die Börse, zumindest indirekt. Kein Wunder, die beeinflusst die Wirtschaft ja immer (nicht nur in Krisen).

Was die Volkswirte der Helaba angesichts der bisher gelassenen Stimmung am Aktienmarkt formuliert haben, will ich gerne übernehmen. Da heißt es unter anderem, dass es durchaus Unterschiede zum Frühjahr gibt. Vor allem sollen die produzierenden Unternehmen von Einschränkungen verschont sowie Kitas und Schulen grundsätzlich offen bleiben. Überdies haben wir ja nun schon etwas Übung im Überleben mit dem Corona-Virus. Und die Hoffnung steigt, dass in absehbarer Zeit Impfstoffe und Medikamente zur Verfügung stehen werden. Letzteres ist eine sehr wichtige Grundannahme – nicht nur für die Konjunkturprognosen, sondern auch für die Kapitalmärkte. Die grundsätzliche Perspektive auf eine fortgesetzte konjunkturelle Erholung im kommenden Jahr besteht nach wie vor. Zweifellos dauern die Aufholprozesse hinsichtlich der Corona-bedingten Produktionsausfälle aus diesem Frühjahr aber länger als vor kurzem noch erwartet.

Immerhin sollten die Bremsspuren für die europäische Konjunktur nur kurzfristiger Natur zu sein. Das ist die Sicht der Kapitalmärkte, vor allem mit dem Argument einer stark schiebenden Wirtschaftspolitik. In diesem und im kommenden Jahr spielt die Unterstützung der Finanzpolitik eine wichtige Rolle, wie beispielsweise die aktuellen direkten Zahlungen der deutschen Regierung an Unternehmen, um deren Umsatzeinbußen zumindest zum Teil auszugleichen. Damit gehen zunächst höhere staatliche Haushaltsdefizite und steigende Schuldenstände einher. Deren Schuldentragfähigkeit scheint jedoch durch die expansive Geldpolitik gewährleistet. Die Europäische Zentralbank hat dies auf ihrer jüngsten Sitzung noch einmal deutlich gemacht. Eine Aufstockung des Corona-bedingten Anleihekaufprogramms (PEPP) darf für Dezember als gesichert gelten. Vor diesem Hintergrund bleiben die Anleiherenditen zunächst einmal auf ihren extrem niedrigen Niveaus, und künftige Renditeanstiege erwarten wir jetzt noch moderater als bislang erwartet. Dies bekräftigt die relative Attraktivität von Aktienmärkten für das Jahr 2021.

Na also, da brauche ich eigentlich nix mehr hinzuzufügen. Doch flattert mir vorhin auch noch ein Zuversicht ausstrahlender Newsletter der DekaBank mit passenden

Zitaten auf den Schirm: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ (Johann Wolfgang von Goethe) oder „Probleme sind verkleidete Möglichkeiten.“ (Henry Ford). Positives Denken kann das Leben deutlich erleichtern. Im Internetzeitalter ist man längst nicht auf optimistische Lebensweisheiten aus Abreißkalendern beschränkt. An den Aktienmärkten scheinen sie derzeit alle beherzigt zu werden.

Verliert nicht Euren Mut und bleibt cool, Leute, bleibt vor allem gesund – und macht’s gut!

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