Dax: Inflationsängste setzen dem Aktienmarkt wieder zu ++ Quartalszahlenflut: K+S und Thyssenkrupp heben Jahresziele, Gea stark, Bilfinger zurück in Gewinnzone, Bechtle überzeugt

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Steigende Rohstoffpreise und damit wieder größer werdende Inflationsbedenken belasten die Märkte. Der Dax steht mit einem Minus von 1,55 Prozent kurz nach Handelsbeginn unter Druck und notiert bei noch 15.150 Punkten. Damit rückt das Rekordhoch von gut 15.501 Punkten wieder etwas in die Ferne.

Zuvor waren auch in den USA und Asien die Aktienmärkte auf Talfahrt gegangen, allen voran die Technologiewerte an der New Yorker Nasdaq wegen der mit Inflationssorgen verbundenen Zinsangst. Der Dow Jones Industrial war erst spät knapp ins Minus gedreht.

Inflationsthema nur kurz abgetaucht

Es sei schon erstaunlich, wie plötzlich das Inflationsthema wieder aufgetaucht sei, nachdem ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht am Freitag erst einmal solche Sorgen gedämpft hatte, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda. Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners erklärte: Steigende Inflation allein wäre für die Aktienmärkte noch kein großes Problem, allerdings gingen damit meist steigende Zinsen einher. Diese ließen einerseits die Finanzierungskosten steigen. Und andererseits würden Anleihen damit wieder zu einer echten Alternative zu Aktien.

Für Anleger einen Blick wert könnten am Vormittag auch die Konjunkturerwartungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland sein. Die Landesbank Helaba sprach für diesen Indikator von einer guten Vorgabe von Seiten des am Vortag veröffentlichten Sentix. Die Experten rechnen beim ZEW vor allem mit einer Verbesserung der Lageeinschätzung.

Quartalszahlenflut

In dem schwächeren Börsen-Umfeld verarbeiten die Anleger hierzulande am Dienstag eine große Menge an Quartalszahlen, insbesondere von Unternehmen aus dem MDax und SDax. Aus dem Dax berichtete am Morgen der Versorger Eon. Trotz positiver erster Expertenreaktionen gingen die Aktien hier vorbörslich mit 0,6 Prozent auf Talfahrt.

K+S und Thyssenkrupp heben die Jahresziele an

Im MDax machten K+S und Thyssenkrupp Schlagzeilen mit jeweils angehobenen Jahreszielen, allerdings gab es hier im schwachen Marktumfeld keine positiven Kursreaktionen. Der Dünger- und Salzkonzern K+S blickt dank eines florierenden Geschäfts mit Auftausalz und der Erholung der globalen Agrarmärkte positiver in die Zukunft, hier dürften die Aktien ihr am Vortag erreichtes Hoch seit Januar 2020 festigen. Vorbörslich verloren die Aktien aber 0,9 Prozent.

Thyssenkrupp erhöhte nach einem besser als erwartet ausgefallenen Quartal erneut seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Dabei profitiert das Unternehmen von der Erholung der Stahl- und der Autoindustrie sowie von guten Geschäften mit Industriekomponenten. Börsianer fanden aber mit dem nach wie vor deutlich negativen Mittelzufluss ein Haar in der Suppe. Die Aktien fielen vorbörslich um 1,7 Prozent.

Damit ist die Flut an Quartalsberichten aus der zweiten Börsenliga bei weitem nicht zu Ende:

Bilfinger: Der Industriedienstleister hat auch im ersten Quartal 2021 die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Dank des Sparkurses kehrte der Mannheimer Konzern aber in die Gewinnzone zurück. Der Umsatz ging in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich um neun Prozent auf 833 Millionen zurück, wie das im SDax notierte Unternehmen am Dienstag in Mannheim mitteilte. Nach einem operativen Verlust von elf Millionen Euro im Vorjahresquartal machte Bilfinger in den ersten drei Monaten 2021 einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Firmenwertabschreibungen (Ebita) von elf Millionen Euro. Dazu trugen vor allem geringere Kosten bei. Unter dem Strich wies Bilfinger einen Gewinn von zehn Millionen Euro aus nach einem Fehlbetrag von 24 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Die Ziele für das laufende Jahr bestätigte das Unternehmen.

Gea: Gute Geschäfte mit der Lebensmittel-, Milch und Pharmaindustrie haben dem Maschinen- und Anlagenbauer einen überraschend starken Jahresstart beschert. Zudem profitierte der MDa-Konzern von Einsparungen durch die laufende Restrukturierung sowie von niedrigeren Reise- und Marketingkosten. Die Jahresziele für den Umsatz und den Gewinn bestätigte Konzernchef Stefan Klebert bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal am Dienstag. „Der gute Start ins Jahr unterstreicht das stabile Geschäftsmodell. Zudem greift der Unternehmensumbau und das wird sich noch fortentwickeln,“ sagte Klebert im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Bei einem leichten Umsatzwachstum aus eigener Kraft soll 2021 weiterhin ein operatives Ergebnis zwischen 530 und 580 Millionen Euro herauskommen nach knapp 533 Millionen Euro 2020. Im abgelaufenen ersten Quartal steigerte Gea den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Restrukturierungsaufwendungen im Jahresvergleich bereits um gut 15 Prozent auf rund 121 Millionen Euro. Analysten hatten hier im Mittel weniger auf dem Zettel.

Ein profitableres Geschäft mit Neumaschinen trug dazu ebenso bei wie die Restrukturierung, der auch Jobs zum Opfer gefallen waren, sowie geringere Reise- und Marketingkosten. Die operative Gewinnmarge konnte das Unternehmen um 1,8 Prozentpunkte auf 11,4 Prozent verbessern. Mittelfristig war Klebert für diese Kennziffer schon im Frühjahr optimistischer geworden: Für 2022 peilt er 12,5 bis 13,5 Prozent an.

Brenntag: Deutlich abgesackt sind am Dienstag nach Zahlenvorlage und Ausblick die Papiere von Brenntag. Sie verloren im vorbörslichen Handel auf Tradegate 3,4 Prozent zum Xetra-Schluss.

Ein Händler sagte, die Gewinnkennziffern des Chemikalienhändlers für das erste Quartal seien im wesentlichen zwar besser als erwartet, aber den Ausblick habe Brenntag nur bestätigt und das reiche nicht. Denn die Marktschätzungen lägen bereits am oberen Ende der Prognosen. Auch Analyst Markus Mayer von der Baader Bank rechnet vor diesem Hintergrund damit, dass die Anleger nun erst einmal Gewinne mitnehmen.

Die Papiere haben seit ihrem Corona-Crashtief im März des vergangenen Jahres eine imposante Rally hingelegt. Im April hatten sie mit etwas über 77 Euro ein Rekordhoch erreicht.

Lufthansa: Nach Kreise-Meldungen über eine angepeilte Kapitalerhöhung haben die Papiere der Lufthansa am Dienstag vorbörslich zunächst nachgegeben. Sie verloren auf Tradegate in einem trüben Umfeld 1,7 Prozent zum Xetra-Schluss. Da die Aktionäre der Fluggesellschaft bereits in der vergangenen Woche dem Unternehmen grünes Licht für eine Aufstockung des Kapitals von bis zu 5,5 Milliarden Euro gegeben hätten, sei die Nachricht nun allerdings nicht mehr allzu überraschend, sagte ein Händler am Morgen. Er rechnet deswegen nicht mit einer anhaltenden Belastung für den Kurs.

Bechtle: Der IT-Dienstleister kommt weiter gut durch die Krise und hat die Geschäfte im ersten Quartal deutlich ausgebaut. Der Umsatz kletterte um 11,4 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro, wie das MDax-Unternehmen am Dienstag in Neckarsulm mitteilte. Das Vorsteuerergebnis wuchs mit 19,5 Prozent auf 61,0 Millionen Euro noch spürbar stärker. Unter dem Strich legte der Gewinn ebenfalls um knapp ein Fünftel auf 43,6 Millionen Euro zu. Bechtle-Chef Thomas Olemotz blieb trotz des hohen Wachstums bei der Prognose, die im Gesamtjahr bei Umsatz und Vorsteuerergebnis ein Wachstum im oberen einstelligen Prozentbereich vorsieht. Im weiteren Jahresverlauf werde die Geschäftsentwicklung maßgeblich von den anhaltenden Lieferschwierigkeiten im IT-Markt und dem Verlauf der Pandemie beeinflusst, sagte der Manager. „Die Unwägbarkeiten waren selten so hoch wie derzeit.“

Dürr: Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr hat seine Erholung fortgesetzt und im ersten Quartal beim Auftragseingang kräftig zugelegt. Die Bestellungen stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über ein Fünftel auf gut eine Milliarde Euro, wie der MDax-Konzern aus Baden-Württemberg am Dienstag in Bietigheim-Bissingen mitteilte. Besonders stark fiel die Nachfrage nach Maschinen für die Möbel- und Holzbauindustrie sowie nach Produktionstechnik für Elektrofahrzeuge aus, hieß es. Allerdings ging der Umsatz um rund 6 Prozent auf rund 790 Millionen Euro zurück. Dürr begründete dies mit dem schwachen Auftragseingang des ersten Halbjahres 2020, der die Erlöse zeitverzögert beeinträchtige.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um rund 5 Prozent auf 24,1 Millionen Euro zu, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 3 Prozent nach 2,7 Prozent ein Jahr zuvor. Dabei spielten Dürr auch Einsparungen in die Karten. Konzernchef Ralf Dieter zeigte sich zufrieden: „Die Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Schock im Vorjahr schreitet voran. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir eine deutliche Umsatzverbesserung.“

Die Prognose für das laufende Jahr bestätigte Dürr. So soll der Umsatz 2021 weiter auf 3,45 bis 3,65 Milliarden Euro zulegen. Die Marge gemessen am Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll nach wie vor bei 3,3 bis 4,3 Prozent liegen – und sich damit wieder deutlich verbessern.

United Internet/ 1&1 Drillisch: Der Telekomanbieter und Internetdienstleister United Internet und seine Tochter 1&1 Drillisch sind besser als von Experten erwartet in das neue Jahr gestartet. Der Konzernumsatz stieg in den ersten drei Monaten verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um knapp fünf Prozent auf fast 1,4 Milliarden Euro, wie das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag in Montabaur mitteilte. Das lag unter anderem daran, dass der Konzern mehr Verträge unter die Leute bringen konnte. Das um einen Sondereffekt bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 3,8 Prozent auf 312 Millionen Euro.

Umsatz und operativer Gewinn fielen damit etwas höher aus als Analysten erwartet hatten. Inklusive eines außerordentlichen Ertrags lag das Ebitda bei rund 347 Millionen Euro. Nach einer Prüfung durch die EU-Kommission war eine Preiserhöhung von Telefonica Deutschland für die Nutzung des Mobilfunknetzes durch 1&1 Drillisch – wie bereits bekannt – als unberechtigt eingestuft worden. Deshalb konnten sich 1&1 und damit auch die Mutter United Internet über einen positiven Effekt in Höhe von rund 34 Millionen Euro freuen.

Das Ebitda von 1&1 Drillisch stieg ohne den genannten Bonus um rund zwei Prozent auf 168 Millionen Euro, wie das SDax-Unternehmen in Maintal mitteilte. Zudem stieg der Umsatz um 3,5 Prozent auf 974 Millionen Euro. Die im Fokus stehenden Service-Umsätze legten mit zwei Prozent etwas schwächer auf 762 Millionen Euro zu.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Vintage Tone / Shutterstock.com

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