onvista-Börsenfuchs: Konjunktur-Korrekturen korrigieren die Kurse nicht

onvista · Uhr

Hallo Leute! Alle paar Wochen ist der Mittwoch ein besonders langweiliger Börsentag. Und zwar immer dann, wenn die Finanzmarkt-Akteure auf mutmaßliche wichtige (Nicht-)Beschlüsse der Amiland-Notenbank warten. Heute ist das wieder mal so: „Das ist wieder so ein Tag, der erst abends richtig losgeht. Auf dem Parkett warten alle auf die Fed“, begründet ein Marktexperte routinemäßig das müde Trading. Und was wird am Abend auf der anderen Seite des großen Teichs wohl passieren? Ich tippe auf nix. Wenn (wider Erwarten) doch was kommt, wäre morgen mit einer Börsenreaktion auch bei uns zu rechnen.

Interessantes gab es heute bereits zur wirtschaftlichen Lage. Vor allem hat das Ifo-Institut seine Konjunktur-Prognose fürs laufende Jahr gekürzt. Es erwartet 3,3 Prozent Wachstum und damit 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im März. Dafür erhöhte es seine Vorhersage für das kommende Jahr um 1,1 Punkte auf 4,3 Prozent. Kurzfristig dämpfend wirken vor allem die Engpässe bei der Lieferung von Vorprodukten, wird von den Münchner Forschern erläutert. Damit verschiebt sich die an sich kräftige Erholung etwas weiter nach hinten als noch im Frühjahr erwartet wurde. Schlimm? Nö. Und auch keine besondere Überraschung. Also nicht „kursrelevant“ für den Kapitalmarkt.

Hey, das gilt in aller Regel auch für Lageberichte und Indikatoren, die sich auf einen nur kurzen Zeitraum beziehen und nicht unbedingt einen längerfristigen Trend widerspiegeln. Beispiel: In China sind die Umsätze im Einzelhandel im Mai nicht so stark gestiegen wie erwartet. Der Einzelhandelsumsatz hat im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,4 Prozent zugelegt. Analysten hatten im Schnitt mit einem Zuwachs um 14,0 Prozent gerechnet. Im April waren die Umsätze noch deutlich stärker um 17,7 Prozent gestiegen. Schwächer als erwartet fielen auch die Zuwächse der Industrieproduktion und der Investitionen in Sachanlagen aus. So oder so – das sind Zahlen, die es nur in einem wachstumsstarken Schwellenland oder in einer Sondersituation (Basiseffekt) geben kann.

Die wichtigste Meldung ist für meinen Begriff eine Untersuchung des Mannheimer ZEW. Angesichts zunehmender Inflationserwartungen und keiner beziehungsweise sehr geringer Zinserträge bei Sparbüchern und ähnlichen Möglichkeiten konventioneller Geldanlage zeichnen Finanzmarktexperten auf Sicht von sechs Monaten ein differenziertes Bild bei unterschiedlichen Anlageklassen: Während sich eine Investition in Aktien, Rohstoffe oder Immobilien lohnt, ist der Ausblick für Kryptowährungen und konventionelle Staatsanleihen deutlich negativ. Das ist das Ergebnis einer Sonderfrage im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests Juni, an dem sich rund 160 Finanzmarktexperten beteiligt haben.

Okay, das ist auch kein Brüller. Denn die favorisierten Anlageklassen nehmen diese Position schon seit langem ein. Immerhin bleiben Aktien im Fokus der Großanleger. Gut so. Denn Dow und Dax werden weiter klettern und neue historische Hochs markieren. Bei Rohstoffen hat es dagegen inzwischen erste deutliche Preiskorrekturen nach der spektakulären Hausse gegeben – hier solltet Ihr jetzt vorsichtiger sein, meine Freunde.

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel