Ist die Angst vor einem Marktcrash überhaupt noch berechtigt? – Dips werden immer wieder gekauft!

onvista · Uhr

Wir haben dieses Jahr schon einige dunkle Wolken über die Märkte ziehen sehen. Immer wieder haben Anleger den Atem angehalten und vor einem Crash gezittert. Trotz aller Warnung und Unkenrufen ist er auch dieses Jahr nicht gekommen. Rücksetzer ja, aber von einem befürchteten Crash keine Spur. Anlässe dafür hätte es eigentlich schon gegeben. Da wäre die Delta-Variante, die weiterhin für Störungen in den Lieferketten sorgt, ein anhaltender Chipmangel, der für Engpässe bei den Autobauern sorgt oder das Wording der Fed, dass auf eine Einleitung des Taperings hindeutet.

Erschreckt, aber nicht verängstigt 

Jedes Mal, wenn die Themen hochgekocht sind, haben die Anleger den Atem angehalten und gezittert. Allerdings nicht sehr lange, denn die Dips wurden fast schon aggressiv ausgenutzt. Zu Beginn der vergangenen Woche sorgte der Chipmange bei Toyota für ein Drosselung der Produktion von 40 Prozent im September. Fast die ganze Woche standen die deutschen Autobauer unter Druck und gaben alle jeweils 7 Prozent oder mehr ab. Der Dax verzeichnete einen Wochenverlust von etwas mehr als ein Prozent. In dieser Woche scheint das Thema schon wieder vergessen und die Zeichen stehen auf Erholung. Kein Einzelfall, sondern mittlerweile eher Tagesordnung. Trotz der aufgezählten Probleme stehen die großen Indizes glänzend da. Mit einem Plus von 21 Prozent seit Jahresanfang ist der TecDax nicht nur die Nummer eins in der Dax-Familie, er steckt sogar die US Indizes in die Tasche. Der S&P kommt auf ein Plus von fast 20 Prozent, die Nasdaq liegt  um die 17 Prozent vorne und der Dow Jones hat, ähnlich wie Dax und SDax, etwas mehr als 15 Prozent zugelegt. Gibt es da einen Grund zur Sorge?

Anleger schon konditioniert?

Mohamed El-Erian, Chief Economic Advisor der Allianz, rechnet damit, dass der Markt fast jede Schwäche Abschütteln wird. Gegenüber CNBC sagte er: „ Wir haben letzte Woche gelernt, dass wir wackelten und direkt zurückkamen. Darüber sollten wir uns auch nicht wundern, denn der Markt ist so konditioniert, bei Einbrüchen zu kaufen.“ Für den amerikanischen Chef-Wirtschaftsberater der Allianz muss schon ein „großer Schock“ her, damit dieses Muster aktuell durchbrochen wird. Für ihn wäre das ein politischer Fehler der Fed oder ein „Marktunfall“. Die Delta-Variante, der Chipmangel oder ein eingeleitetes Tapering gehören nicht zum „großen Schock“.

Phänomen nicht erst seit Corona

Blicken wir noch einmal auf die Amtszeit von Donald Trump und den Handelsstreit mit China zurück. Auch hier haben wir schon ein ähnliches Verhaltensmuster erlebt. Immer, wenn der ehemalige US-Präsident Richtung Reich der Mitte losgepoltert hat, Strafzölle eingeführt und weitere Maßnahmen gegen Peking erhoben hat, haben die Märkte negativ reagiert, aber eben nicht lange. Auch hier wurden die „Angst-Dips“ relativ schnell wieder zum Einstieg genutzt. Los ging es eigentlich schon mit der Wahl von Donald Trump, die zunächst von den Märkten nicht freundlich aufgenommen wurde. Und die war im Dezember 2016. Da stand der Dow Jones bei ungefähr bei 18.800 Punkten. Heute sind es 35.431 trotz Handelskrieg mit China und Corona-Pandemie.

Dickeres Fell angebracht

Vor nicht ganz so langer Zeit haben Experten immer wieder gesagt. Rücksetzer zwischen 5 und 10 Prozent sind kein Beinbruch sondern eher gesund. Aktuell scheinen sich die Zeiten geändert zu haben, denn Rücksetzer von 5 Prozent oder Mahr sind schon etwas länger her seit dem Coronatief im März 2020. Jetzt muss man wohl eher sagen, sollte der Rücksetzer tatsächlich im Bereich von 5 bis 10 Prozent liegen, dann könnte es noch schlimmer kommen, zumindest bei den einzelnen Indizes. Bei einzelnen Aktien gilt die Regeln in etwa immer noch. Die Angst vor einem großen Crash scheint damit erst einmal gebannt zu sein, trotz Corona und den dazugehörigen Problemen.

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Von Markus Weingran

Foto: Dragon Images/shutterstock.com

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