Amazon: Gewinn fast halbiert – 4.Quartal wird auch kein Zuckerschlecken – Aktie nach den Zahlen unter Druck

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Die Zahlen sind da und die Anleger reagieren enttäuscht. Dabei war im Vorfeld schon klar, dass der eCommerce-Riese Schwierigkeiten hat, die Werte des Vorjahres zu toppen. Vor Jahresrist gab es zum einen weltweit viele Lockdowns und zum andren waren die Lieferketten noch größtenteils in Ordnung. Dieses Jahr ist es eher umgekehrt. Der stationäre Handel ist weltweit geöffnet und die Lieferkette sind unterbrochen. Daher ist es nicht möglich die Vorjahreswerte zu toppen. Das sich der Gewinn allerdings halbiert, damit hatten nicht viele gerechnet. Die Aktie verliert nachbörslich rund 4 Prozent.

„Nur“ 3,2 Milliarden Dollar Gewinn

Der weltgrößte Online-Händler hat im dritten Quartal deutlich weniger verdient und angesichts von Lieferproblemen vor weiteren hohen Kosten gewarnt. In den drei Monaten bis Ende September sank der Gewinn gegenüber dem Internetshopping-Boom im Vorjahr um fast 50 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss in Seattle mitteilte.

Umsatz weiter über 100 Milliarden Dollar

Die Erlöse stiegen um 15 Prozent auf 110,8 Milliarden Dollar, damit fiel das Wachstum jedoch deutlich schwächer aus als in den Vorquartalen. Amazon hatte seine Aktionäre zwar schon auf schlechtere Ergebnisse eingestellt, dennoch enttäuschte der Geschäftsbericht. Vorstandschef Andy Jassy warnte aufgrund von höheren Löhnen, weltweiten Problemen in der Lieferkette und gestiegenen Frachtkosten zudem vor „Milliarden“ an Zusatzausgaben im Schlussquartal.

Amazon ist diesen Weg schon öfter gegangen

Jassy verteidigte die Investitionsoffensive: „Es wird kurzfristig teuer für uns sein, doch es setzt die richtigen Prioritäten für unsere Kunden und Partner.“ Amazon steckt schon seit geraumer Zeit sehr viel Geld in den Ausbau seiner Liefer- und Lagerinfrastruktur, zudem hat der Konzern angesichts der gestiegenen Nachfrage in der Pandemie die Mitarbeiterzahl stark erhöht. Dem Quartalsbericht nach beschäftigte Amazon weltweit zuletzt knapp 1,5 Millionen Voll- und Teilzeitkräfte – rund 30 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Ausblick hört sich nicht gut an

Beim Ausblick für das laufende Vierteljahr dämpfte Amazon die Markterwartungen erheblich und stellte lediglich einen Umsatz zwischen 130 Milliarden und 140 Milliarden Dollar in Aussicht. Für das traditionell starke Weihnachtsquartal ist das an Amazons Verhältnissen gemessen eine maue Prognose – Analysten hatten mit ambitionierteren Zielen gerechnet. Beim Betriebsgewinn droht dem Unternehmen nach eigenen Angaben schlimmstenfalls sogar eine schwarze Null. Sowas haben Investoren lange nicht erlebt.

Aktie tut sich dieses Jahr schwer

An der Börse hat Amazon derzeit ohnehin einen schweren Stand, mit einem Kursplus von knapp sechs Prozent seit Jahresbeginn hängt der Konzern dem Gesamtmarkt hinterher. Ein Lichtblick war zuletzt aber Amazons lukrative Cloud-Plattform AWS, die vielen Unternehmen und Apps IT-Dienste und Speicherplatz im Netz bietet. Der hochprofitable Geschäftsbereich erhöhte den Quartalsumsatz um 39 Prozent auf 16,1 Milliarden Dollar – das stärkste Wachstum seit Anfang 2019. Auch das Geschäft mit Online-Werbung florierte, die entsprechende Sparte steigerte die Einnahmen um 49 Prozent auf 8,1 Milliarden Dollar.

Langfristig wird es sich bezahlt machen

Es ist nicht das erste Mal in der Börsengeschichte von Amazon, dass der Konzern seinen Gewinn zugunsten von Wachstum opfert. Zudem werden die Zahlen von nicht hausgemachten Problemen belastet. Ein Mix, der den Gewinn ordentlich schmelzen lässt. Allerdings hat Amazon in der Vergangenheit immer clever investiert und danach die Früchte geerntet. Auch diesmal sieht es danach aus, dass der neue Mann Andy Jassy auf die richtigen Pferde gesetzt hat.

Fallen die temporären Probleme weg und die Investitionen zahlen sich aus, dann dürften die Gewinne auch wieder deutlich anziehen. Die Zahlen sind daher kein Grund sich von den Papieren zu trennen. Die Position aufzustocken könnte sich eher lohnen, auch wenn das 4. Quartal noch an die aktuelle Durststrecke anschließen dürfte.

Von Markus Weingran

Foto: alexfan32 / Shutterstock.com

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