Erzeugerpreise auf Rekordjagd - Höchster Anstieg seit 1951

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DEUTSCHLAND-ERZEUGERPREISE:Erzeugerpreise auf Rekordjagd - Höchster Anstieg seit 1951

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Berlin (Reuters) - Die Preise deutscher Hersteller steigen vor allem wegen teurer Energie derzeit so stark wie seit November 1951 nicht mehr.

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte kletterten im Oktober um 18,4 Prozent zum Vorjahresmonat nach oben und hangeln sich damit weiter von Rekord zu Rekord, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Anstiege sind damit bereits stärker als in der ersten Ölkrise 1974. "Das lag noch einmal erheblich über den schlimmsten Befürchtungen", sagte LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch. Ökonomen hatten nur mit 16,2 Prozent gerechnet, nach plus 14,2 Prozent im September. Neben Energie verteuerten sich vor allem Vorprodukte wie Holz und Metalle.

Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben. Die Inflationsrate liegt mit 4,5 Prozent aktuell bereits so hoch wie seit 1993 nicht mehr und könnte sich Ökonomen zufolge bis Jahresende in Richtung fünf Prozent bewegen.

Die Inflation auf Verbraucherpreisebene dürfte nicht so schnell fallen, wie die Europäische Zentralbank (EZB) dies derzeit erwartet, sagte LBBW-Analyst Niklasch. Er gehe davon aus, dass die Unternehmen zumindest einen Teil der dadurch entstehenden Kosten an die Endverbraucher weitergeben. "Inflation dürfte damit auch 2022 ein beherrschendes Thema bleiben." Ähnlich sieht es Commerbank-Fachmann Ralph Solveen: "Angesichts der deutlich teureren Vorprodukte dürften die Preise von Konsum- und Investitionsgütern in den kommenden Monaten weiter zulegen." Dies schlage auf die Verbraucherpreise durch.

Hauptverantwortlich für den Anstieg der Erzeugerpreise binnen Jahresfrist war den Statistikern zufolge abermals die Energie. Sie verteuerte sich im Oktober um durchschnittlich 48,2 Prozent, allein zum Vormonat um gut zwölf Prozent. Klammert man Energie aus, lagen die Erzeugerpreise insgesamt nur 9,2 Prozent über dem Vorjahr. "Im Oktober war der Preissprung vornehmlich bei Gas und Strom exorbitant", sagte Chefökonom Uwe Dürkop von der Berliner Sparkasse. Erdgas verteuerte sich um gut 81 Prozent, elektrischer Strom um fast 50 Prozent.

Vorleistungsgüter kosteten 18 Prozent mehr als vor einem Jahr, Metalle verteuerten sich mit fast 38 Prozent deutlich. Die Preise für Nadelschnittholz stiegen um knapp 92 Prozent und für Verpackungsmittel aus Holz um 82 Prozent. Auch Dünger und Futter für Nutztiere kosteten spürbar mehr. Zudem zogen die Preise für Verbrauchsgüter an und hier vor allem für Nahrungsmittel. Besonders stark stiegen die Preise für pflanzliche, nicht behandelte Öle (+48,3 Prozent), Butter (+18,8 Prozent) und Rindfleisch (+14,2 Prozent).

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