Analyse: Ist die Prosus-Aktie unterbewertet? – Ja, aber es nützt genauso wenig wie gute Zahlen!

onvista · Uhr

Die Rechnung ist einfach, aber nicht neu. Die niederländische Internet-Holding Prosus wird an der Börse mit rund 160 Milliarden Euro bewertet. Der jetzt etwas reduzierte Teil an Tencent – Prosus hält noch 29 Prozent – ist 157 Milliarden Euro Wert. Damit ist Prosus nicht wesentlich mehr Wert als die Beteiligung an Tencent. Aber was ist mit den restlichen Unternehmen bei denen die Niederländer eingestiegen sind. Sie halten zum Beispiel etwas mehr als 27 Prozent am Dax-Konzern Delivery Hero.

Quelle Hompage Prosus

25 Prozent unter Wert

Der Anteil an Delivery Hero ist aktuell 9 Milliarden Euro Wert. Insgesamt beziffert Prosus selbst den Teil der restlichen Beteiligungen auf 50 Milliarden Dollar – umgerechnet 44 Milliarden Euro. Somit ergibt sich die Einfache Rechnung: Der Wert aller Beteiligungen von Prosus liegt mit 201 Milliarden rund 25 Prozent über dem tatsächlichen Wert von Prosus. Damit könnte die Aktie um 25 Prozent zulegen um nur ihren inneren Wert widerzuspiegeln.

Der Markt hat immer recht

So einfach die Rechnung auch sein mag, wenn der Markt sie nicht spielt, dann können Anleger sie noch so oft vorrechnen wie sie möchten, es nützt nichts. Die Prosus-Aktie orientiert sich in ihrer Entwicklung an seiner größten Beteiligung – Tencent. Dabei ist den Tencent-Anlegern der innere Wert von Prosus herzlich egal. Läuft es bei den Chinesen nicht, läuft es bei den Niederländern nicht.

Vergleichschart Prosus/Tencent seit 2019

Starke Zahlen -minimale Reaktion

Prosus hat dank eines Verkaufs eines kleinen Teils seiner Tencent-Aktien und gut laufender Geschäfte bei den anderen Beteiligungen deutlich mehr verdient. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 habe der Überschuss knapp 16 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) nach rund drei Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum betragen, teilte die niederländische Internet-Holding am Montag in Amsterdam mit. Der deutliche Anstieg geht vor allem auf den Verkauf eines zweiprozentigen Aktienpakets des chinesischen Internetkonzerns Tencent zurück. Trotz einer Verfünffachung des Gewinns kämpft die Aktie heute damit sich im Plus zu halten.

Ohne Tencent nichts los

Die Prosus-Aktien liegen zu etwas mehr als der Hälfte in den Händen des südafrikanischen Medienkonzerns Naspers, der seine Internetbeteiligungen in das niederländische Unternehmen ausgelagert hatte und im September 2019 in Europa an die Börse brachte. Damit sollte der Zugang zum Kapitalmarkt verbessert werden. Seit knapp einem Jahr ist die Prosus-Aktie im EuroStoxx 50 gelistet. Das Papier verlor seitdem rund 15 Prozent an Wert und ist damit einer der größten Verlierer im Eurozonen-Auswahlindex. Solange bei dem chinesischen Interntekonzern Tencent keine richtige Erholung einsetzt geht auch die simple Rechnung bei Prosus nicht auf.

Wer auf die Aktie der niederländische Internet-Holding setzt der sollte das wissen. Und damit stellt sich dann im Anschluss direkt die Frage: Macht es da nicht gleich mehr Sinn auf die Papiere der Chinesen zu setzen?

Auch eine einfache Rechnung – ja macht es! Aber hier sollten sich die Anleger auch des Risikos bewusst sein, dass gerade über allen Aktien aus dem Reich der Mitte schwebt.

Von Markus Weingran

Foto: T. Schneider / Shutterstock.com

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel