Aareal Bank, Vestas, Wacker Chemie und was macht die Fed heute Abend? – Die wichtigsten News zum Börsenstart

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Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch vor den mit Spannung erwarteten geldpolitischen Signalen der US-Notenbank seine Erholung mit deutlichen Kursgewinnen fortgesetzt. Der Dax stieg in den ersten Handelsminuten um 1,11 Prozent auf 15 291,16 Punkte. Der MDax gewann 1,29 Prozent auf 32 842,71 Zähler.

Zinsängste und die sich zuspitzende Ukraine-Krise hatten den Dax am Montag und Dienstag zeitweise unter die runde Marke von 15 000 Punkten gedrückt, die er aber letztlich halten konnte. Die aus dem Ukraine-Konflikt resultierende Kombination aus einem hohen Ölpreis und starker Unsicherheit sei wie ein Damoklesschwert über den Märkten, kommentierte Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners. „Und so wie es aussieht, werden die Börsen noch länger mit dieser Unsicherheit leben müssen.“

Im Fokus steht am Abend die Leitzinsentscheidung der Fed und insbesondere die Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell. Viele Experten rechnen mit der Ankündigung einer baldigen Zinserhöhung.

Was verkündet die Fed heute Abend

Die US-Notenbank Fed dürfte an diesem Mittwoch (26. Januar) die Weichen für höhere Leitzinsen stellen. Viele Beobachter rechnen mit einem klaren Signal, dass der derzeit an der Nulllinie liegende Notenbankzins wohl schon im März steigt. Noch wichtiger als der Startzeitpunkt dürfte der Zinspfad, also das Tempo der weiteren Zinsstraffung, sein. Außerdem muss die Fed bald klären, wie sie ihre durch Wertpapierkäufe auf fast neun Billionen US-Dollar aufgeblähte Bilanz verkleinern will.

Aktuell liegt der Leitzins in einer Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Zudem kauft die Fed zur Stützung der Wirtschaft immer noch in erheblichem Umfang Wertpapiere wie Staatsanleihen, allerdings mit rückläufiger Tendenz. Nach derzeitigem Plan sollen die Käufe im März komplett eingestellt werden. Was danach geschieht, ist gegenwärtig offen. Die Fed beschäftigt sich allerdings schon lange mit der Frage, wie sie die extrem hohe Liquidität, mit der sie die Märkte in der Corona-Pandemie geflutet hat, wieder aus dem Finanzsystem abpumpen kann.

Angesichts der sehr hohen Inflation von zuletzt sieben Prozent und des zugleich robusten Arbeitsmarkts sehen viele Ökonomen die US-Wirtschaft reif für höhere Leitzinsen. Die US-Notenbank prognostiziert für dieses Jahr insgesamt drei Anhebungen um je 0,25 Prozentpunkte. An den Finanzmärkten sind gegenwärtig sogar vier Anhebungen um insgesamt einen ganzen Prozentpunkt eingepreist. Einige Analysten können sich sogar noch mehr Anhebungen vorstellen. Selbst ein großer Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt zum Start des Straffungszyklus wird für möglich gehalten.

„Auf ihrer Sitzung dürfte die Fed ein klares Signal geben, dass sie das Zielband für ihren Leitzins voraussichtlich im März erstmals erhöhen wird“, erwartet auch Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Ungeklärt seien jedoch Zeitplan und Tempo der Bilanznormalisierung. Während des letzten Versuchs, die immense Zentralbankbilanz schrumpfen zu lassen, hat die Fed fällige Wertpapiere schlicht nicht mehr durch neue Anleihen ersetzt. Verkauft hat sie damals, es waren die Jahre 2017 bis 2019, keine Wertpapiere. Dies geschah, um die Anleihemärkte nicht zu sehr zu strapazieren.

Ein ähnliches Vorgehen erwartet Experte Weidensteiner auch dieses Mal, wenngleich die Notenbank heute wesentlich früher mit einer Bilanzverringerung beginnen dürfte. Damals ließ die Fed nach ihrer ersten Zinsanhebung fast zwei Jahre vergehen, bis sie ihre Wertpapierbestände verringerte. Aktuell verlaufe die wirtschaftliche Erholung jedoch viel zügiger, gleichzeitig sei die Inflation wesentlich höher. „Wir rechnen daher mit einem zügigen Beginn der Normalisierung und erwarten die diesbezügliche Entscheidung bereits für die Sitzung im Mai.“

Wacker Chemie: Zahlen und Ausblick gefallen

Wacker Chemie ist gut ins neue Jahr gestartet. „Die hohe Nachfrage setzt sich über den Jahreswechsel hinaus fort“, sagte Konzernchef Christian Hartel am Mittwoch laut Mitteilung im Zuge der Vorstellung der vorläufigen Zahlen für 2021. Im vergangenen Jahr profitierte das Unternehmen unter anderem vom Bauboom und der voranschreitenden Digitalisierung in vielen Teilen der Welt. Die Nachfrage nach dem Solar- und Halbleiterindustriegrundstoff Polysilizium war hoch. Aber auch in den anderen Geschäftsbereichen rund um Materialien etwa für Klebstoffe und Bodenbelege oder auch rund um Kunststoffe etwa für Elektronikindustrie, Textilhersteller, Medizintechnikunternehmen und Autobauer lief es gut.

Der Nettogewinn vervielfachte sich vor diesem Hintergrund den Angaben zufolge auf 780 Millionen Euro. Bereits Mitte Januar hatte das Unternehmen sich zum Umsatz und dem operativen Gewinn (Ebitda) geäußert. Diese Kennziffern lagen mit 6,2 Milliarden Euro beziehungsweise 1,5 Milliarden Euro deutlich über den Vorjahreswerten sowie über den durchschnittlichen Analystenschätzungen.

Die Aktie legt um die 4 Prozent zu Börsenstart zu.

Vestas: „Größere Unsicherheit als üblich

Der dänische Windkraft-Anlagenbauer rechnet auch im neuen Jahr mit Belastungen durch die angespannten Lieferketten sowie damit einhergehenden hohen Transport- und Logistikkosten. Der Umsatz werde 2022 zwischen 15 und 16,5 Milliarden Euro erwartet, wie der Nordex-Konkurrent überraschend am Mittwoch bei der Vorlage von Eckdaten zum abgelaufenen Geschäftsjahr in Aarhus mitteilte. Die Marge gemessen am um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis (bereinigte Ebit-Marge) soll bei 0 bis 4 Prozent liegen. Die Prognose sei mit größerer Unsicherheit behaftet als üblich.

Mit dem erwarteten Umsatz würde Vestas nur im besten Fall wachsen. 2021 lagen die Erträge bei 15,6 Milliarden Euro, die bereinigte operative Marge betrug 3 Prozent. Der Umsatz liegt damit am unteren Ende der Unternehmensprognose, die Marge darunter.

Die Analysten hatten für 2021 mit etwas mehr gerechnet, waren allerdings angesichts der mehrmals gekappten Prognose vergangenes Jahr auch schon gewarnt. Die Kosten seien im vergangenen Jahr weiter in die Höhe getrieben worden und hätten die Rentabilität stark beeinträchtigt, hieß es von Unternehmenschef Henrik Andersen.

Der Ausblick von Vestas schickt nicht nur die eigene Aktie auf Talfahrt, auch die Papiere von Nordex leiden mit. Allerdings verliert Nordex mit rund 2 Prozent deutlich weniger als die Aktie von Vestas. Hier geht er mehr als 7 Prozent in die Tiefe. Die Papiere von Siemens Energy und Siemens Gamesa werden heute nicht in Sippenhaft genommen. Beide Konzerne hatte schon ihren Schreckmoment durch die Prognose-Kürzung von Siemens Gamesa.

Aareal Bank: Angebot wird erhöht

Die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge wollen mit einer Erhöhung ihres Aareal Bank-Angebots die Übernahme doch noch erfolgreich abschließen. Da man Aareal Bank-Aktien für 31 Euro gekauft habe, erhöhe man nun den angebotenen Preis für alle Aktionäre, teilte die Zweckgesellschaft Atlantic BidCo der beiden Finanzinvestoren am Mittwoch mit. Das alte Angebot hatte bei 29 Euro je Anteilsschein gelegen.

Advent und Centerbridge hatten jüngst mit Gegenwind von den Hedgefonds Petrus Advisers und Teleios Capital gegen die Übernahmeofferte zu kämpfen. Beide halten zusammen mehr als 20 Prozent der Aareal-Anteile und haben einen deutlich höheren Preis gefordert. Von wem Atlantic BidCo nun Aktien für 31 Euro gekauft hat, wurde nicht mitgeteilt.

Erst vor wenigen Tagen hatten die Finanzinvestoren die Annahmeschwelle gesenkt und dadurch bedingt die Annahmefrist verlängert. Die Bieter geben sich nun mit 60 Prozent statt wie zuvor angestrebt mit 70 Prozent der Anteile der Wiesbadener Aareal Bank zufrieden. Die Annahmefrist laufe weiterhin bis zum 2. Februar, hieß es am Mittwoch weiter. Die Aareal-Aktie hatte am Dienstag den Handel bei 27,86 Euro beendet.

Advent und Centerbridge wollen im Fall einer gelungenen Übernahme in die Aareal Bank und deren IT-Tochter Aareon kräftig investieren und auch das Kreditgeschäft ausbauen. Zudem sollen alle Gewinne in dem Konzern bleiben und nicht mehr an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Advent ist für die Aareal Bank kein Unbekannter. Das Institut hatte den Finanzinvestor bereits 2020 als Anteilseigner bei seiner IT-Tochter Aareon ins Boot geholt.

Die Aktie zieht wieder um etwas mehr als 3 Prozent an. Liegt aber mit 29 Euro noch unter dem Angebotspreis von 31 Euro.

Texas Instruments: Automobilebranche sorgt für angenehme Überraschung

Der US-Chipkonzern Texas Instruments (TI) hat mit seinem optimistischen Blick nach vorn Experten überrascht. Der Umsatz werde im ersten Quartal bei 4,5 bis 4,9 Milliarden US-Dollar liegen, teilte das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mit. Analysten waren bisher nur von 4,41 Milliarden Dollar ausgegangen. Der Gewinn je Aktie (EPS) soll bei 2,01 bis 2,29 Dollar liegen. Hier hatten die Erwartungen bei 1,90 Dollar gelegen.

Anleger zeigten sich begeistert. Der Aktienkurs von TI schoss im nachbörslichen Handel in einer ersten Reaktion um mehr als vier Prozent hoch.

Im abgelaufenen Jahresviertel hatte das Unternehmen den Umsatz dank einer starken Nachfrage von Industrie und Autobauern um 19 Prozent auf 4,83 Milliarden Dollar gesteigert. Der Gewinn sprang unter dem Strich um 27 Prozent auf 2,14 Milliarden Dollar nach oben. Auch hier wurden die Markterwartungen übertroffen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Vinatge Tones / shutterstock.com

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