Stahlindustrie kämpft mit hohen Stromkosten

Reuters · Uhr

DEUTSCHLAND-STAHL:Stahlindustrie kämpft mit hohen Stromkosten

- von Tom Käckenhoff

Düsseldorf (Reuters) - Die Stahlindustrie schlägt wegen der stark gestiegenen Strom- und Gaskosten Alarm.

"Allein in den letzten sechs Monaten sind unsere Ausgaben für Gas und Strom um einen dreistelligen Millionenbetrag gestiegen", sagte der Chef von Thyssenkrupp Steel Europe, Bernhard Osburg, am Mittwoch auf der "Handelsblatt Jahrestagung Zukunft Stahl 2022". Die Preise hätten sich verdoppelt und verdreifacht. Thyssenkrupp habe dabei den Vorteil, zwei Drittel des benötigten Stroms durch Prozesse am Stahlstandort Duisburg selbst zu produzieren. Allein das verbleibende Drittel führe zu diesen Zusatzkosten.

Osburg verwies darauf, dass durch den geplanten Umbau auf eine klimaneutrale Produktion der Stromverbrauch noch steigen werde, weil dafür etwa Wasserstoff mit Hilfe erneuerbarer Energie hergestellt werden soll. "Wenn wir klimaneutral produzieren, dann wird unser Strombedarf in Duisburg allein dem 4,5-fachen der Stadt Hamburg entsprechen." Das sei eine gigantische Menge, die dann komplett zugekauft werden müsste. "Das werden wir weder als Unternehmen noch als Industrie alleine schaffen können." Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geplanten Klimaschutzverträge müssten das teilweise kompensieren.

Die Branche kämpfe mit einer noch nie dagewesenen Energiekostensteigerung, sagte auf der Konferenz auch der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Schon jetzt liefen die gestiegenen Strom- und Gaspreise für die deutsche Stahlindustrie auf jährliche Mehrkosten von 1,5 Milliarden Euro hinaus. Mit einem Ausstoß von rund 60 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr könne die Stahlindustrie in Deutschland einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dies werde jedoch nur mit den richtigen Rahmenbedingungen gelingen.

VORZEIGE-ANLAGE VON ARCELORMITTAL NICHT WIRTSCHAFTLICH

Der Schwerindustrie drohten bereits erhebliche Belastungen durch die von der EU geplante schrittweise Abschaffung der kostenfreien Zuteilung von CO2-Zertikaten, betonte der Europa-Chef von ArcelorMittal, Geert Van Poelvoorde. "Man muss sich eigentlich die Frage stellen, wird es in Europa noch ein Geschäftsmodell von Stahl geben." Die hohen Energiepreise kämen nun als weiteres Problem hinzu. ArcelorMittal verfüge in Hamburg über eine Anlage, die zunächst mit Erdgas und später mit Wasserstoff klimafreundlich Stahl produzieren soll. Ein Betrieb hänge von den Preisen für Strom und Erdgas ab. Im Moment könne die Anlage nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Er hoffe, dass die Rahmenbedingungen für die Transformation der Stahlindustrie von der EU und der Bundesregierung bald geklärt seien, betonte Thyssenkrupp-Stahlchef Osburg. "Die Zeit drängt." Thyssenkrupp wolle 2025 eine Anlage in Betrieb nehmen, die auch unter dem Einsatz von Wasserstoff klimaneutral produzieren könne. "Das ist eine Anlage, die ist 150 Meter hoch, kostet ein bisschen mehr als eine Milliarde Euro. Die bauen sie nicht mal eben in 14 Tagen. Wenn wir jetzt nicht Gas geben, wird das nicht passieren."

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