Markt-Update: Ukraine-Krise lässt die Märkte in Unsicherheit zurück – Gold auf Acht-Monats-Hoch, Aufruhr an den Öl-Märkten

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Im heutigen Handel bewegen die Märkte sich kaum von der Stelle. Der Dax notiert mit einem minimalen Plus annähernd um den Vortagesschluss im Bereich von 15.385 Punkten. Dennoch bleibt das übergeordnete Bild weiterhin von Unsicherheit geprägt.

„Im Moment kehrt an den Börsen einfach keine Ruhe ein“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Der Risiko-Cocktail aus Zinswende und Russland-Konflikt ist weiterhin präsent.“ Etwas Unterstützung bekomen die Indizes am Donnerstag durch solide Firmenergebnisse.

Anleger zweifelen angesichts widersprüchlicher Aussagen an dem von Moskau angekündigten Truppenabzug aus dem Gebiet nahe der Grenze zur Ukraine. Nach Darstellung der OSZE-Beobachter vor Ort kam es am Donnerstag zu Gefechten. „Angesichts der aktuellen Risikosituation gibt es im Moment kaum Anlegerinnen und Anleger, die bereit sind, Aktien zu kaufen und dann langfristig zu halten“, sagte Altmann. „Diejenigen, die in die Rückschläge hinein kaufen, nehmen in Erholungen schnell Gewinne mit.“ Auch der russische Rubel geriet unter Druck. Im Gegenzug stieg der Dollar um rund ein Prozent auf 75,96 Rubel.

Kurs auf sichere Häfen – Öl-Märkte in Aufruhr

Auch die Mitschriften der vergangenen US-Notenbanksitzung konnten nicht nachhaltig für Beruhigung an den Börsen sorgen. Wie daraus hervorging, sind sich die US-Währungshüter einig, dass es bald angebracht sein wird, die Zinsen zu erhöhen. Doch dabei wollen sie von Sitzung zu Sitzung über den angemessenen Kurs entscheiden und somit quasi auf Sicht fahren. Sichere Anlagehäfen waren gefragt. Der Goldpreis schwang sich auf ein Acht-Monats-Hoch von 1890 Dollar je Feinunze. Auch die Kurse von Staatsanleihen zogen an, im Gegenzug fiel die Rendite der US-Treasuries um mehr als zwei Basispunkte.

Rohstoff-Anleger befürchteten, dass ein Krieg zu Sanktionen gegen russisches Öl führen und die weltweite Versorgung mit dem Rohstoff einschränken würde, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. „Das könnte zu einem weiteren Anstieg der Ölpreise führen und die Verbraucher dort treffen, wo sie es am meisten spüren – bei den Energiekosten und damit im Portemonnaie.“  Russland ist einer der größten Ölförderer der Welt. Sollte die Ukraine-Krise eskalieren, befürchten Fachleute Auswirkungen auf die Versorgung mit russischem Erdöl.

Am Ölmarkt haben sich daher die starken deutlichen Preisschwankungen am Donnerstag fortgesetzt. Nach kräftigen Aufschlägen am Vortag gaben die Preise im Mittagshandel wieder spürbar nach, wobei sie die Verluste aus dem frühen Handel weiter ausgeweitet haben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent wurde zuletzt zu 92,84 US-Dollar gehandelt. Das waren 1,97 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2,10 Dollar auf 91,56 Dollar.

„Die Ölpreise sind seit Tagen äußerst volatil“, kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank das Handelsgeschehen. Am Erdölmarkt wirkten zuletzt gegenläufige Kräfte. Preisdruck kam aus dem Iran. Dessen Unterhändler Ali Bagheri Kani hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von Fortschritten in den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm gesprochen. Sollte über das von den USA aufgekündigte Abkommen eine Einigung erzielt werden, könnten US-Sanktionen wegfallen, die unter anderem die iranischen Ölexporte betreffen. Die vage Aussicht auf zusätzliches Erdöl belastet die Preise.

Gerresheimer-Dreh ins Minus bestätigt Abwärtstrend

Optimistischere Margenerwartungen von Gerresheimer <DE000A0LD6E6> haben den Aktien des Spezialverpackungsherstellers am Donnerstag letztlich nichts gebracht. Nach schwachem Auftakt standen sie im frühen Handel zeitweise wieder höher, drehten dann aber erneut klar ins Minus. Zuletzt verloren sie am MDax-Ende <DE0008467416> gut vier Prozent auf 72,20 Euro. Damit bleibt der nach dem Rekordhoch im November 2020 eingeleitete Abwärtstrend intakt. Sie haben in dieser Zeit etwa 30 Prozent an Wert eingebüßt.

Gerresheimer habe ergebnisseitig im vierten Quartal die Erwartungen verfehlt, schrieb Analystin Veronika Dubajova von Goldman Sachs am Donnerstag. Auch das ausgegebene Ziel für das operative Ergebnis im laufenden Jahr liege auf die Mitte der Spanne bezogen etwas unter den Erwartungen.

Klöckner & Co mit Kurssprung über 200-Tage-Linie

Die Aktien von Klöckner & Co (KlöCo) <DE000KC01000> sind am Donnerstag nach vorläufigen Zahlen für 2021 und einer Prognose für das erste Quartal um 7,2 Prozent gestiegen auf 11,54 Euro. Damit sicherten sie sich im Nebenwerteindex SDax <DE0009653386> den ersten Platz. Es gelang zudem die Überwindung der 200-Tage-Linie, die charttechnisch orientierten Anlegern Hinweise auf den längerfristigen Trend gibt.

Seit ihrem Tief von Ende Januar, das der niedrigste Kurs seit März 2021 war, haben die Anteile des Stahlhändlers nun schon um gut ein Viertel zugelegt. Laut den Duisburgern liegt das operative Ergebnis im ersten Jahresviertel über den Markterwartungen.

Erhöhung des Gewinnziels treibt RWE an

Die Aktien von RWE <DE0007037129> haben am Donnerstag von einer erhöhten Ergebnisprognose des Energiekonzerns profitiert. Nach verhaltenem Start schnellten sie nach der Bekanntgabe der neuen 2022er Ziele mit zuletzt 4,5 Prozent ins Plus. 38,58 Euro bedeuteten am Donnerstag in der Spitze ein Hoch seit Anfang 2020. Zum höchsten Niveau seit 2011 fehlten dabei nur noch wenige Cent, dieses würde über 38,65 Euro erreicht.

Auf Konzernebene erwartet das Unternehmen nun ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 3,6 bis 4,0 Milliarden Euro nach zuvor 3,3 bis 3,6 Milliarden. Die neue Zielspanne liegt ein gutes Stück über der mittleren Markterwartung.

K+S bei Anlegern gefragt im Schlepptau von Nutrien

Die Aktien von K+S <DE000KSAG888> haben am Donnerstag viel Rückenwind aus Kanada erhalten. Händler sahen den Anstieg der Papiere um zuletzt drei Prozent im Zusammenhang mit einem starken Ausblick des Konkurrenten Nutrien <CA67077M1086>. Dessen Papiere waren daraufhin im nachbörslichen US-Handel auch um etwas mehr als drei Prozent gestiegen. Händler zogen am Morgen ein positives Branchenfazit.

Die Markterwartungen für das kanadische Unternehmen Nutrien dürften um zehn Prozent steigen, mutmaßte ein Händler. „Die Nachrichten bestätigen unsere positive Einschätzung des Kalimarktes auch für 2022“, sagte der Börsianer. Die Preise dürften wahrscheinlich länger auf einem hohen Niveau bleiben als es am Markt derzeit geglaubt werde. Als Treiber gelten dabei auch Sanktionen gegen das Land Belarus als weltgrößten Kaliproduzenten.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: solarseven / Shutterstock.com

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