Inflation in China steigt - Begrenzt Spielraum der Zentralbank

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CHINA-ERZEUGERPREISE:Inflation in China steigt - Begrenzt Spielraum der Zentralbank

Peking (Reuters) - Auch für die chinesischen Verbraucher wird es allmählich teurer.

Waren und Dienstleistungen kosteten im März durchschnittlich 1,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Die Inflationsrate liegt damit zwar weit unter der deutschen von aktuell 7,3 Prozent. Dennoch hat sich der Preisanstieg nahezu verdoppelt: Im Februar hatte die Teuerungsrate noch bei 0,9 Prozent gelegen. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 1,2 Prozent gerechnet. Die strikte Null-Covid-Politik Pekings mit Lockdowns von Millionenstädten wie Shanghai dürfte die Nachfrage gedämpft und damit eine stärkeren Preisanstieg verhindert haben, sagten Ökonomen.

Experten rechnen mit einem wachsenden Inflationsdruck. So könnten etwa Verzögerungen bei der Aussaat, die durch neue Corona-Ausbrüche im Land sowie den Ukraine-Krieg verursacht werden, besonders in der zweiten Jahreshälfte zu steigenden Lebensmittelpreisen führen, warnen die Ökonomen des Finanzhauses Nomura. "Steigende Lebensmittel- und Energiepreise wiederum schränken den Spielraum der chinesischen Zentralbank für Zinssenkungen trotz der sich rapide verschlechternden Konjunktur ein", fügten sie hinzu.

Für einen anhaltend hohen Inflationsdruck sprechen auch die Erzeugerpreise. Diese legten im März mit 8,3 Prozent zwar etwas langsamer zu als im Februar mit 8,8 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings mit einem stärkeren Rückgang auf 7,9 Prozent gerechnet. Der Ukraine-Krieg dürfte sich auf das globale Warenangebot auswirken und "den Druck auf die importierte Inflation in China erhöhen", sagte der Chefökonom der Zhongyuan Bank, Wang Jun.

Die chinesische Wirtschaft steht angesichts der Corona-Welle unter Druck. Sollte der Lockdown in der 26 Millionen Einwohnern zählenden Finanzmetropole Shanghai den ganzen April über andauern, dürfte das deren Wirtschaftsleistung im sechs Prozent drücken, rechnete die ING-Chefvolkswirtin für den Großraum China, Iris Pang. Das wiederum dürfte das Bruttoinlandsprodukt der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt um zwei Prozent schmälern.

China ist nach den Worten von Ministerpräsident Li Keqiang mit größeren Unsicherheiten und Herausforderungen konfrontiert. Die Regierung werde daher ihre politischen Maßnahmen zur Unterstützung der Konjunktur rechtzeitig verstärken. Die Behörden würden demnach auch neue Notfallpläne prüfen.

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