Markt-Update: Musk übernimmt Twitter für 44 Milliarden Dollar, Hypoport stemmen sich gegen Abwärtstrend, Stabilus ziehen an – JPMorgan: Markterwartung ‚übervorsichtig‘

onvista · Uhr

Nach zwei sehr schwachen Börsentagen haben sich die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Dienstag erholt. Eine Aufholjagd an der Wall Street im späten Montagshandel verliehen den europäischen Börsen am Morgen Rückenwind. „Die Schnäppchenjäger sind da“, schrieb Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. Nach den jüngsten Verlusten nutzten nun die ersten Mutigen die niedrigeren Kurse wieder zum Einstieg.

Der Dax stieg im frühen Handel um 1,1 Prozent auf 14 079 Zähler. In den vergangenen beiden Börsentagen war er um fast 600 Punkte oder vier Prozent abgesackt. Die Furcht vor einem rasanten Leitzinsanstieg in den USA und womöglich auch bald höheren Zinsen in der Eurozone hatte die Kurse ebenso belastet wie die wirtschaftlichen Folgen der rigiden Anti-Corona-Politik Chinas.

Der MDax erholte sich am Morgen um 0,68 Prozent auf 30 447 Zähler und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 1,1 Prozent.

Elon Musk übernimmt Twitter für 44 Milliarden Dollar

Der reichste Mann der Welt und Chef des Elektroautobauers Tesla, Elon Musk, schnappt sich den US-Kurznachrichtendienst Twitter und nimmt ihn von der Börse.

Am Montag stimmte das weltweit bekannte Unternehmen mit mehr als 217 Millionen Nutzern der Kaufofferte in Höhe von 44 Milliarden Dollar zu. Erst Anfang April hatte Musk bekanntgegeben, rund neun Prozent an Twitter zu besitzen. Es sei der „beste Weg vorwärts“ für die Twitter-Aktionäre, sagte Verwaltungsratsmitglied Bret Taylor über das Barangebot von 54,20 Dollar je Aktie. Der 50-jährige Musk erklärte: „Twitter hat außerordentliches Potenzial. Ich freue mich darauf, mit dem Unternehmen und Nutzern daran zu arbeiten, es auszuschöpfen.“

Trotz stetig wachsender Nutzerzahlen und regelmäßiger Schlagzeilen sprudeln bei Twitter im Gegensatz zu Konkurrenten wie Facebook oder Google die Gewinne nicht. Musk kündigte nun neue Features an, eine Offenlegung der Algorithmen sowie die „Authentifizierung aller Menschen“, um daran etwas zu ändern.

Die Twitter-Aktie legte mehr als sechs Prozent auf knapp 52 Dollar zu, lag damit aber immer noch leicht unter dem Kaufpreis. Zum Schlusskurs an dem Tag, bevor Musk seine Twitter-Beteiligung öffentlich machte, bietet der Deal einen Aufschlag von fast 40 Prozent. Allerdings liegt die Offerte deutlich unter den 70 Dollar, zu denen der Anteilsschein im vergangenen Jahr zwischenzeitlich gehandelt wurde. Einige Aktionäre hatten Insidern zufolge denn auch versucht, einen höheren Kaufpreis auszuhandeln.

Der Vorstand hat dem Deal bereits zugestimmt, nun müssen noch die Aktionäre grünes Licht geben. Noch vor den ersten Verhandlungen hatte Musk erklärt, die 54,20 Dollar je Aktie seien sein „bestes und letztes“ Angebot. Twitter zufolge steuert Musk, der laut Forbes mit 265 Milliarden Dollar Vermögen reichste Mann der Welt, 21 Milliarden Dollar bei und hat den Rest sichergestellt.

Global Fashion Group mit Umsatzplus – Lamoda-Aktivitäten wegen Krieg verringert

Der Onlinemodehändler Global Fashion Group (GFG) hat im ersten Quartal trotz eines schwierigen Umfeldes mehr umgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg um knapp 16 Prozent auf gut 349 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der bereinigte operative Verlust (Ebitda) blieb mit 11,3 Millionen Euro nahezu unverändert. Die Zahl der aktiven Kunden war mit einem Plus von 0,3 ebenfalls kaum verändert. Eine Prognose wollte das Unternehmen, das seinen Geschäftsschwerpunkt in den Schwellenländern hat, wegen des Krieges in der Ukraine nicht abgeben.

GFG ist mit seiner Plattform Lamoda in der GUS-Region vertreten und beschäftigt dort 9000 Menschen. Schwerpunkte sind Kasachstan, Belarus, Russland und die Ukraine. Die Aktivitäten habe das Unternehmen dort zuletzt stark zurückgefahren. So seien Importe gesenkt sowie Marketing und Investitionen reduziert worden, hieß es.

Zudem legte GFG die Pläne für ein zweites Lager in Russland auf Eis. Im April habe das Unternehmen lokale Verbindlichkeiten von Lamoda von rund 20 Millionen Euro zurückgezahlt, womit diese nun schuldenfrei sei. Zudem existierten derzeit Garantien über Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen im Volumen von rund 40 Millionen Euro, die GFG derzeit sorgfältig verwalte. Darüber hinaus werde sich GFG zunächst nicht mehr finanziell bei Lamoda engagieren, hieß es.

Gute Zahlen von UBS stützen auch Deutsche Bank und Credit Suisse

Überraschend starke Quartalszahlen der schweizerischen Großbank UBS haben am Dienstag im vorbörslichen Handel für Kursgewinne im Bankensektor gesorgt. UBS stiegen um drei Prozent und zogen die Aktien der Credit Suisse um ein Prozent mit nach oben. Aktien der Deutschen Bank gewannen auf Tradegate 2,8 Prozent. Beide Geldhäuser veröffentlichen am Mittwoch die Quartalsberichte.

Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan lobte in einer ersten Reaktion auf die Zahlen von UBS ein starkes Abschneiden im Investmentbanking. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie im Gesamtjahr dürften nun steigen. Positiv sei zudem, dass UBS in der Vermögensverwaltung in Asien die Erwartungen erfüllt habe, denn hier habe es am Markt Sorgen um eine Abschwächung und einen Rückgang der Kredite gegeben.

Kursgewinne für Deutsche Börse nach Zahlen und Ausblick

Ein starkes erstes Quartal und eine Anhebung der Jahresprognose sind am Dienstag im vorbörslichen Handel die Kurstreiber für die Papiere der Deutschen Börse . Beim Broker Lang & Schwarz verteuerten sie sich um 2,3 Prozent verglichen mit dem Xetra-Schluss.

Wegen des Kriegs in der Ukraine, steigender Rohstoffpreise und globaler Lieferengpässe habe die Verunsicherung am Markt zugenommen, hieß es von dem Börsenbetreiber. Das habe zu mehr Handelsvolumen in nahezu allen Anlageklassen geführt. Außerdem sei der Bedarf gestiegen, Investments mit Derivaten abzusichern. Sie gehören zu den wichtigsten Einnahmequellen der Deutschen Börse.

Der Konzern habe im ersten Quartal erwartungsgemäß stark abgeschnitten, schrieb Analyst Martin Price von Jefferies und rät bei einem Kursziel von 192 Euro weiter zum Kauf.

Hypoport stemmen sich gegen Abwärtstrend

Die Papiere von Hypoport versuchen am Dienstag nach weiteren Zahlen ihre zuletzt steile Talfahrt zu stoppen. Auf Tradegate gewannen die Titel des Finanzdienstleisters im vorbörslichen Handel 6,4 Prozent zum Xetra-Schluss. Am Vortag hatten sie mit 276,40 Euro den tiefsten Stand seit gut zwei Jahren erreicht. Höhere Zinsen gelten als einer der zentralen Belastungsfaktoren.

Im ersten Quartal steigerte Hypoport Umsatz und Gewinn nun deutlich. Die Wachstumsrate des MDax -Konzerns sehe gut aus, wenn man das erwartete Wachstum im Gesamtjahr in Betracht ziehe, sagte ein Händler am Morgen.

Stabilus ziehen an – JPMorgan: Markterwartung ‚übervorsichtig‘

Eine Hochstufung um gleich zwei Grade von „Underweight“ auf „Overweight“ durch JPMorgan hat den Kurs von Stabilus am Dienstag befeuert. Auf Lang & Schwarz legten die Papiere des Herstellers von Gasdruckfedern und Hydraulikprodukten um fast fünf Prozent zu auf 43,43 Euro im Vergleich zum Xetra-Schluss am Montag. Damit lagen sie im SDax der kleineren Börsenwerte vorn.

Die Aktien hätten seit Jahresbeginn um ein Drittel nachgegeben und damit fast dreimal so stark wie der Autosektor, schrieb Analyst Akshat Kacker von JPMorgan. Im Autosektor finden sich viele Kunden von Stabilus. Mehrere Bewertungskennziffern befänden sich mittlerweile auf historischen Tiefständen und signalisierten eine übervorsichtige Haltung der Investoren. Mit Blick auf das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) liege er um acht Prozent über der Konsensschätzung.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Sattalat Phukkum / Shutterstock.com

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