Porsche-Holding profitiert von VW-Gewinnsprung und kauft Aktien nach
STUTTGART (dpa-AFX) - Die Porsche Automobil Holding SE (PSE) hat im ersten Quartal am Gewinnsprung des Volkswagen -Konzerns mitverdient. Zudem nutzte die VW-Dachgesellschaft die Kursschwäche bei VW-Anteilsscheinen zum Nachkaufen. Für rund 400 Millionen Euro erwarb die Eigentümerholding der Familien Porsche und Piëch im Dax notierte Vorzugsaktien der Wolfsburger, wie sie am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Damit steigt der Kapitalanteil am VW-Konzern von 31,4 auf 31,9 Prozent. Somit fließt auch ein größerer Anteil der vom Konzern auszuschüttenden Dividenden an die Holding. Die Stimmrechtsanteile bleiben hingegen mit 53,3 Prozent unverändert.
Im ersten Quartal kletterte der Gewinn der ebenfalls im Dax notierten PSE auf 2,1 Milliarden Euro und damit auf mehr als das Doppelte des entsprechenden Vorjahreswertes. Der größte Anteil stammt dabei aus den Geschäften von VW - das Beteiligungsergebnis an den Wolfsburgern betrug allein 2 Milliarden Euro, doppelt so viel wie im Vorjahr. Die PSE-Konzernliquidität zum Ende der ersten drei Jahresmonate stieg vorwiegend dank eines Anteilsverkaufs an der Karlsruher Logistiksoftwaretochter PTV gegenüber dem Jahreswechsel um gut 200 Millionen Euro auf 847 Millionen Euro.
Der Kauf der VW-Vorzugsaktien geschah zwischen dem 29. März und dem 6. Mai. Die VW-Vorzüge waren im März infolge der russischen Invasion in die Ukraine bis auf ein Tief von rund 131 Euro gefallen, auch danach schafften sie es nicht stabil über 150 Euro. Im Februar waren sie vor Kriegsausbruch teils noch um die 190 Euro wert. Im Frühjahr 2021 hatten die Anteile zeitweise sogar noch über 250 Euro gekostet, bevor es bis Jahresende wieder deutlich herabging. An diesem Dienstag zogen die VW-Vorzugspapiere um 1,8 Prozent auf 145,30 Euro an.
Die Porsche SE will möglichst im vierten Quartal beim geplanten Börsengang der Porsche AG wieder direkten Zugriff auf den Sportwagenbauer mit dem Familiennamen erhalten - aktuell gehört dieser noch komplett dem VW-Konzern. Im gescheiterten Übernahmeversuch von VW durch Porsche 2008/09 waren die Zuffenhausener unter das Wolfsburger Konzerndach geraten, im Gegenzug erhielten die Familien die Stimmrechtsmehrheit an Volkswagen.
Geplant ist, dass nun die PSE 25 Prozent plus eine Aktie der stimmberechtigten Stammaktien der Porsche AG übernimmt und damit eine Sperrminorität erhält. Dafür braucht die PSE viel Geld, Analysten taxierten den Wert des Sportwagenbauers allein auf 80 bis 100 Milliarden Euro und teils darüber - bevor die Börsen mit Beginn des Ukraine-Kriegs einbrachen.
Im Gegenzug darf die PSE aber auch mit einem gewissen Zufluss aus dem Börsengang rechnen. Denn VW will auch bis zu 25 Prozent der Vorzugsaktien am Markt platzieren, knapp die Hälfte des Bruttoerlöses aus dem Anteilsverkauf insgesamt soll als Sonderdividende an die Aktionäre fließen - anteilig eben auch an die PSE. Einer solchen Sonderdividende muss die Volkswagen-Hauptversammlung an diesem Donnerstag noch zustimmen. Weitere stimmberechtigte VW-Großaktionäre neben der PSE sind das Land Niedersachsen (20 Prozent) und der Staatsfonds aus Katar (17 Prozent)./men/tav/mis