Bitcoin: Nächster Bullenmarkt – kommt es am Ende nur auf diesen einen Faktor an?

onvista · Uhr
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Der letzte Bitcoin-Bullenmarkt hatte seinen Startpunkt nach dem Crash im März 2020, der aufgrund der Covid-Pandemie die weltweiten Finanzmärkte und auch Krypto-Assets in die Tiefe gerissen hatte. Was darauf folgte war eine gigantische Rettungsmaßnahme der Zentralbanken, vor allem der US-Notenbank Federal Reserve. Die Zinsen wurden auf Null gesenkt und die Märkte mit Liquidität überschwemmt.

Das hat nicht nur die Aktienmärkte auf eine parabolische Rally geschickt, sondern auch eine Menge spekulatives Kapital in Bitcoin und andere Krypto-Assets gepumpt. Bitcoin hat durch den Einstieg der ersten institutionellen Investoren, darunter MicroStrategy, Tesla, Square und einige weitere, sicher einen Meilenstein in Sachen Akzeptanz erreicht, doch es lässt sich argumentieren, dass die Aktionen der Notenbanken der einzige relevante Trigger für die Rally waren – sowohl für Krypto als auch die restlichen Finanzmärkte.

Mittlerweile zahlen wir alle den Preis für diese Rettungsmaßnahme in Form einer Inflation, die nun nicht mehr nur an den Finanzmärkten, sondern auch in der Realwirtschaft entfesselt wurde und Energie-, Rohstoff- und Verbraucherpreise durch die Decke jagt. An den Märkten wird bereits seit der Jahreswende die neue Realität eingepreist, dass die Notenbanken ihre Maßnahmen nun wieder rückgängig machen müssen, um zu verhindern, dass die Inflation die Preisstabilität langfristig gefährdet – ein Szenario, welches schlimmer wäre als jede Rezession.

Die geldpolitische Straffung hat einen heftigen Tribut gefordert, doch es sieht ganz danach aus, dass der Boden immer noch nicht erreicht worden ist, da sich auf der fundamentalen Ebene nun erst die wahren Auswirkungen der derzeitigen Lage auf die Wirtschaft bemerkbar machen.

Die Notenbanken vollführen derzeit einen Drahtseilakt

Die umstrittenste Frage an den Märkten lautet derzeit: Muss die Federal Reserve ihren Pfad der geldpolitischen Straffung konsequent weitergehen, um die Inflation nachhaltig abzuwürgen? Oder geht sie zu weit und unterschätzt sie die negativen Auswirkungen ihres derzeitigen Pfads auf die Wirtschaft?

In einer neuen Marktanalyse von Blackrock legen die Analysten des größten Vermögensverwalters der Welt dar, dass möglicherweise zweiteres der Fall sein könnte. Laut dem Bericht haben wir es am Markt derzeit mit einem „Regimewechsel“ zu tun, da wir uns nun aufgrund der Auswirkungen der Pandemie aus einer längeren – und ungewöhnlichen – Phase milder Volatilität, hoher Produktion und niedriger Inflation herausbewegen.

In diesem Umfeld der absoluten Rekordverschuldung bedeuten selbst kleine Änderungen der Zinssätze extreme Auswirkungen auf Staatshaushalte, Privatkonsumenten und Unternehmen. Aus Sicht der Analysten haben die Notenbanker begonnen, „diese Realität zu erkennen“, jedoch würden sie die Bekämpfung der Inflation immer noch über die Folgen für die Wirtschaft stellen, die durch ihre Maßnahmen drohen.

Geht die Federal Reserve zu weit?

„Es scheint, dass die Zentralbanker vorerst nicht beabsichtigen, den scharfen Kompromiss zwischen Inflation und Wirtschaftswachstum zu bewältigen. Das ist eine große Sache. Wir denken, die Inflation wieder auf die Ziele der Zentralbank [~ 2%] zu bringen, bedeutet, die Nachfrage mit einer Rezession zu brechen. Das sind kurzfristig schlechte Nachrichten für Risikoanlagen“, heißt es in der Analyse.

Laut den Blackrock-Analysten muss die Fed die Nachfrage innerhalb der Wirtschaft noch deutlich unter die Pre-Pandemie-Levels bringen, um die Inflation auf ihr gewünschtes Ziel zu drücken. Allerdings dürfte die Fed aus Sicht der Analysten davon überrascht werden, wie hoch der Preis sein wird, den die Wirtschaft dafür zahlen muss. In dem Bericht geht man von 3 Millionen weiteren Arbeitslosen allein für die US-Wirtschaft bis zu dem von der Fed anvisierten Ziel aus.

Die Analysten kommen zu dem Schluss, dass die Federal Reserve mit ihrer geldpolitischen Straffung aufhören wird, sobald sie die Schäden für die Wirtschaft deutlicher erkennt. Allerdings sind sich die Analysten auch einig, dass das Ziel einer Inflation von 2% nicht erreichbar sein wird und sich die Inflationsrate eher in einem Bereich von 3% einpendeln wird.

Was bedeutet das für die Aktienmärkte und den Krypto-Sektor?

Für die Finanzmärkte würde das vorerst weitere Schmerzen bedeuten, da die geldpolitische Straffung der Fed der Wirtschaft noch einen hohen Tribut abringen wird und man dies erst in den anstehenden Quartalsberichten richtig deutlich erkennen wird.

An den Märkten wird stets die Zukunft gehandelt und Wirtschaftsdaten treten stets als hinterherhinkender Indikator auf. Da die Schäden bisher nicht so deutlich in den tatsächlichen Geschäfts- und Unternehmenszahlen erkennbar waren, die Märkte jedoch zwischenzeitlich trotzdem davon ausgegangen sind, dass die Fed das Tempo etwas zurückschrauben wird, weil sich in der Inflationsentwicklung ein Peak abgezeichnet hat, konnte sich die jüngst stattgefundene Rally an den Märkten entfalten.

Diese dürfte sich jedoch als Bärenmarktrally und recht kurzes Intermezzo innerhalb des übergeordneten Bärenmarktes herauskristallisieren, in dem wir uns immer noch befinden. Der wahre Härtetest dürfte mit den nächsten Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen, die im zweiten Halbjahr und Q1 2023 noch anstehen, noch kommen.

Für den Krypto-Sektor bleibt der Ausblick ähnlich, da die Korrelation mit den Aktienmärkten fürs erste bestehen bleiben dürfte. Im Vergleich mit dem Rest der globalen Finanzmärkte ist der Krypto-Sektor immer noch klein und wenig liquide. Die Adaption ist in den letzten zwei Jahren deutlich gewachsen, doch es fehlt immer noch eine ganze Menge, damit der Sektor sich von den traditionellen Märkten entkoppeln kann. Abseits von Bitcoin bleiben die Kapitalbewegungen innerhalb der Assetklasse Kryptowährungen weiterhin größtenteils Spekulation und eine langfristige Wette auf die Zukunft.

Die Federal Reserve als Trigger für den nächsten Bullrun?

Daher dürfte auch die Geldpolitik einer der entscheidenden Treiber für einen möglichen nächsten Bullrun für Bitcoin und Co. bleiben. Erst, wenn die Federal Reserve ihr Inflationsziel erreicht hat oder merkt, dass sie der Wirtschaft zu viel Schaden anrichtet und die geldpolitischen Zügel wieder lockert, dürfte es wieder Spielraum geben, dass Kapital an den Märkten in Risk-On-Assets und damit auch in den Krypto-Sektor zurückfließt.

Positive Entwicklungen auf fundamentaler Ebene wird es auch in den kommenden Monaten und Jahren reihenweise für den Krypto-Sektor geben. Doch um ein maßgeblicher Trigger für den nächsten Bullrun – und eine Entkoppelung von den traditionellen Märkten – zu sein, dafür dürfte es noch zu früh sein.

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